SchollZ SchollZ 12/2019 (Ausgabe 23) | Page 27

Grant Hendrik Tonne, Niedersachens Kultusminister, im Gespräch mit Nicole Käfer und Yasmin Meyer (v.l.n.r.). darüber geführt wird und man auch lernt darüber zu „streiten“, sich damit auseinander zu setzen und auch zu lernen, was es eigentlich bedeutet, wenn SuS und die Lehrerschaft zusammen diskutieren und zu einem Ergebnis kommen. Gerade gestern war ich in einer Grundschule, an der es schon seit Jahren vegetarisches Essen gibt. Ich muss sagen, allen SuS geht es gut. Weshalb sind die Lehrpläne in Real- und Oberschulen sowie Gymnasium im 10. Jahrgang so ungleich? Der Wechsel auf das Gymnasium wird für gute Schüler so doch nur unnötig erschwert. Es gibt Unterschiede zwischen den Schulformen. Natürlich werden im Kern unterschiedliche Bildungsabschlüsse angestrebt und wenn man das nicht hätte, dann hätte man keine verschiedenen Schulformen. Einige würden sagen, genau das ist auch ihr Ziel. Andere sagen, nein, sie wollen eine Differenzierung dabei haben. Es sind verschiedene Schulabschlüsse, auf die im Wesentlichen vorbereitet wird. Was richtig und berechtigt ist, ist die Frage. Durchlässigkeit darf nicht etwas sein, was nur auf dem Papier steht, sondern es muss tatsächlich möglich sein. Aber ich gebe zu, dass der Wechsel aus einer Sek I-Schule an ein Gymnasium eine Herausforderung ist. Weiterhin ist es eine Herausforderung zusätzlich dort Anschluss zu finden. Ob es tatsächlich möglich wäre, die Schulformen weiter anzugleichen, kann ich jetzt im Detail gar nicht konkret beantworten. Da müsste man sich die Lehrpläne anschauen. Ich will beim Stichwort Lehrpläne allerdings sagen, dass ich einen anderen Wunsch habe. Ich will, dass wir uns die Lehrpläne anschauen und entschlacken. Es gibt eine lang gelebte Tradition, die lautet: „Immer dann, wenn sich gesellschaftlich oder technisch etwas verändert, wird dies zusätzlich in Lehrpläne aufgenommen.“ Das engt Schulen ein, weil sie gar nicht wissen, wie sie dies in kurzer Zeit aufnehmen sollen. Ich glaube, dass es bei der schnellen Entwicklung, die wir gerade haben, stockt. Das Nennen von gröberen Themen und Überschriften wäre sinnvoll, verbunden mit der Möglichkeit sich in gleichen Themen in einer anderen Schule zu bewegen. Diese Freiheit sollte man in die Schulen bekommen. Aber dies ist nur eine Randinformation, denn es gilt: Es sind unterschiedliche Abschlüsse, die nicht deckungsgleich sind. Was wollen Sie in Ihrer Amtszeit in der Zukunft noch für die SuS tun? Was wollen Sie definitiv noch bewirken? Ich nehme jetzt erst ein sehr allgemeines Ziel, aber das können wir dann vielleicht mit mehreren konkreten anderen Zielen verbinden. Das, was mich antreibt, ist, dass ich den Begriff der Teilhabe sehr ernst nehme. Ich möchte, dass jede Schülerin und jeder Schüler, der durch das Schulsystem durchläuft, danach in der Lage ist, in der Gesellschaft teilzuhaben und mitzuwirken. Da das sehr allgemein ist, versuche ich mal das zu konkretisieren. Ich will, dass wenn ihr aus der Schule raus seid, fit, selbstbewusst und selbstkritisch seid, um das Leben zu meistern. Das treibt mich an und das kann man jetzt an ganz vielen Stellen herunterbrechen: Dafür braucht es ausreichend viele Lehrkräfte an den Schulen, moderne Inhalte, gut ausgestattete Schulen und das, was wir unter Multiprofessionalität Outside 27