SchollZ 6/2019 Nr. 22 | Page 43

Zwei Geschichten sein Leben zu verlieren Es gibt verschiedene Gründe, warum Menschen auf der Straße landen. Einige treffen die Entscheidung selbst und leben aus freien  Stücken als Aussteiger auf der Straße, einige sind vielleicht wirklich selbst Schuld, jedoch trifft einige auch ein hartes Schicksal.  Zu früheren Zeiten war es üblich, nach  der 8. Klasse die Schule abzuschließen  und in den Bergbau zu gehen. Dies tat  auch Chris an*. Er arbeitete lange dort  und sein Leben verlief zu Anfang sehr  gut. Er erzählte, dass er mit seiner Frau,  seinem Sohn und seiner Tochter in  einem Haus wohnte und gut verdiente.  Doch nach einiger Zeit machte der  Kohleabbau, in dem er arbeitete, zu. Er  verlor seine Arbeit. Da er keine gute  Ausbildung ha e, bekam er keinen  neuen Job. Er wurde alkoholsüch g,  seine Frau trennte sich von ihm, sein  Haus wurde zwangsversteigert und mit  dem restlichen Geld, das er noch ha e,  versorgte er seine Kinder finanziell und  landete dann auf der Straße. Er  verbrachte ca. zehn Jahre dort. Das  einzige, was er noch ha e, war sein   Hund. Nach neun Jahren wollte er mit  Asphalt ein neues Kapitel beginnen,  jedoch dur e er erst dort anfangen, als  er nicht mehr getrunken ha e. Somit  fing er erst nach zehn Jahren an. Nun  holte er jeden Monat einen Stapel  Zeitungen und verkau e diese. Ö ers  unterhielt er sich auch mit Leuten und  einige kamen jeden Monat zu ihm. Nach  einigen Jahren ha e sein Vorgesetzter  eine Wohnung frei, und Chris an wollte  diese haben. Jedoch meinte sein Chef, er  solle besser mit Geld umgehen können,  um sein Leben wieder in den Griff zu  bekommen. Chris an war sehr sauer auf  seinen Chef und verfiel zurück in eine  Traurigkeit. Er wurde rückfällig. Mit  jedem Euro, das er verdiente, kau e er  Wir alle träumen von einem  wunderbarem Leben und einer  hervorragenden Zukun . Doch nicht für  alle läu  es im Leben so gut. Viele dieser  Menschen werden obdachlos und leben  auf der Straße. So auch der ehemalige  Asphalt‐Verkäufer Stefan*. Er erzählte  uns, dass er damals mit seiner Frau ins  Gefängnis gehen musste, wegen  Steuerhinterziehung. Jedoch war Stefan  nicht der Haup äter, sondern nur  Komplize, und dur e deshalb vor seiner  Frau aus dem Gefängnis entlassen  werden. Er erzählte uns auch, dass er  danach sofort den Kontakt mit ihr  abgebrochen hat. Stefan hat sie seit dem  Gefängnis nie wieder gesehen. Er nahm  sich vor, sein Leben neu zu starten und  suchte sich einen Job. Als Stefan dann  auch einen fand, geschah ein Unglück… Es passierte ein Unfall, bei dem Stefan  am Bein operiert werden musste. Er  konnte in seinem ehemaligem Beruf  nicht weiter machen und ha e für eine  Zeit mal wieder keinen. Dies war die  schwerste Zeit in seinem Leben, weil er  nicht nur seinen Job verlor, sondern  auch seine Wohnung. Er berichtete, dass  zu diesem Zeitpunkt alles in seinem  Leben schief lief. Er musste 19 Jahre lang  auf der Straße leben, bis er endlich  wieder Fuß fasste. Er ging zu Asphalt,  um für die Zeitschri  als Austräger zu  arbeiten. Viele Obdachlose sind in der  schwersten Zeit ihres Lebens o   drogenabhängig oder alkoholsüch g  und verschwenden damit ihr letztes  Geld. Jedoch hat Stefan sich  geschworen, dass er niemals zu Drogen  oder Alkohol greifen würde. Daran hat  sich Alkohol. Nach einer Zeit, dachte er  nochmals über die Worte seines  Vorgesetzten nach und ergriff seinen  Ergeiz. Somit konnte er wieder trocken  werden, verdiente sein Geld wieder und  kam letztendlich auch die Wohnung.  Heute ist er seinem Chef sehr dankbar  und seine Wohnung hat er immer noch.  Diese muss er aber selbst bezahlen.  Außerdem ist er immer noch trocken.  Allerdings könnte er durchaus wieder  rückfällig werden. Er baute außerdem  Kontakt zu seiner Tochter auf, die nun  Polizis n ist. Doch sein Sohn wollte  keinen Kontakt. Er abrbeitet immer noch  bei Asphalt und sein Leben vebessert  sich stets. er sich auch gehalten. Er verdiente sich  sein Geld mit dem Verkauf der Zeitung,  sodass er immer mehr in ein normales  Leben zurückkehren konnte. Darau in  ist er in ein Männerheim gezogen und  ha e endlich wieder ein festes Dach  über dem Kopf. Später hat ihm ein  Freund ein Angebot gemacht, bei dem  er Stefan ein Haus anbot. Natürlich hat  Stefan das Angebot nicht abgelehnt. Er  wechselte wieder zu einem festem Job  und wurde endlich wieder eigenständig. Diese Geschichte zeigt, dass man auch in  den schwersten Zeiten des Lebens nicht  die Hoffnung aufgeben soll. *Aus Datenschutzgründen hat die Redak on die Namen verändert. Lebenswege - Schicksale, die uns bewegen 43