SchollZ 12/2018 Nr. 21 | Page 30

Weiblich (20), aromantisch und asexuell Du iden fizierst dich als  aroman sch und asexuell, s mmt's?  Wie würdest du das in eigenen  Worten beschreiben, müsstest du es  jemandem erklären? Ja, das s mmt. Ich iden fiziere mich  als aroman sch (das T ist hier sehr  wich g, irgendwann haben mal Leute  gefragt, was ich denn damit meine,  dass ich aroma sch bin ...) und  asexuell. Die Defini on von asexuell ist, dass  man sich nicht auf sexuelle Weise zu  Menschen jeglichen Geschlechts  hingezogen fühlt (…). Asexuelle Menschen benutzen häufig  das Konzept eines Spektrums. Darauf  liegen die festen Begriffe  Demisexualität (fühlt sich sexuell nur  zu Menschen hingezogen, nachdem  eine starke Verbindung geknüp   wurde) und Grey‐Asexualität (fühlt  sich nur manchmal oder sehr selten  sexuell zu anderen Menschen  hingezogen). Zwischen Asexualität  und anderen sexuellen Orien erung  bestehen also Abstufungen, die sich  auch ändern können. Iden fiziert  sich jemand nicht als asexuell,  sondern irgendwo auf dem  Spektrum, kann der Begriff  kombiniert werden, zum Beispiel zu  Bi‐Demisexuell, also jemand, der sich  zu Männern und Frauen hingezogen  fühlt, aber nur dann, wenn eine  starke Verbindung besteht. Puh, kompliziert das Ganze. Meistens  sage ich einfach, dass ich mich nicht  sexuell zu Menschen hingezogen  fühle, egal welches Geschlecht sie  haben. Punkt. Die meisten Menschen  können das auch gut nachvollziehen.  Schwerer fällt es ihnen dann, wenn  ich sage, dass ich darüber hinaus  auch aroman sch bin, mich in der  Kombina on mit Asexualität also erst  gar nicht verliebe. Das finde ich gar  nicht mal tragisch. Was sexuelle  Anziehung ist, verstehe ich dank der  starken medialen Präsenz von  Sexualität mi lerweile. Roman sche  Anziehung kommt mir noch immer  sehr komisch vor. Ich fühle  schlichtweg nicht mehr als sehr  starke emo onale Verbundenheit.  Das heißt nicht, das ich alleine bin  oder mich so fühle. Es heißt auch  nicht, dass ich für den Rest meines  Lebens alleine wohnen muss. Ich  kann mir durchaus vorstellen, mit  einem oder mehreren Menschen  länger, vielleicht auch dauerha   zusammenzuwohnen, wenn wir uns  sehr mögen. Welche Bedeutung hat deine  Sexualität für dich? Eigentlich hä e sie gar keine  Bedeutung für mich. Mir kommt es  so vor, als hä e sich seit meiner  Kindheit nicht wirklich viel verändert  hinsichtlich dessen, wie ich mich mit  Menschen verbunden fühle und sie  sehe. Bevor ich mich mit LGBT+  Begriffen und Konzepten beschä igt  habe, kam mir das vor, als würde eine  Entwicklungsstufe fehlen ‐ die dann  auch dauerha  ausblieb. Heute weiß  ich, dass dem nicht so ist und je mehr  Menschen ich treffe, die sich ähnlich  iden fizieren oder wissen, was diese  Labels bedeuten, desto weniger  Probleme habe ich damit. Ich bin ein  ganzer Mensch und brauche keine  "bessere" oder "zweite Häl e", wie  es einem (besonders in den Medien)  häufig gezeigt wird. Sexualität und Beziehungen sind  jedoch für andere Menschen ein  großes Thema. Homosexualität,  Bisexualität oder Pansexualität sind  heute weitestgehend akzep ert, aber  sobald jemand keine sexuelle  Anziehung zu anderen Menschen  fühlt, erweckt es meistens doch den  Anschein, als würde oder sollte  dieser Person etwas fehlen. Dabei ist  es für mich ganz natürlich und  selbstverständlich. Seitdem ich Labels  30 SchollZ