würde. Da die meisten Menschen die
Begriffe Asexualität und Aroman k
gar nicht erst kennen, haben sie gar
nicht erst eine Vorstellung davon.
Trotzdem kommen häufig die
gleichen Fragen auf, wenn sie dann
damit konfron ert werden. Hier ist es
sehr empfehlenswert, einfach mal
nach "asexuality bingo" zu googeln.
Das sind Bingoze el, die gefüllt sind
mit Stereotypen. Einerseits ist das
schon unterhaltsam, andererseits
sehr traurig, dass sie überhaupt
entstanden sind.
Hat man als Asexueller gar keinen
Sexualtrieb oder wie hat man sich
das vorzustellen?
Asexuelle Personen können einen
Sexualtrieb haben, müssen das aber
nicht. Es gibt einen Unterscheid
dazwischen, einen Sexualtrieb zu
besitzen und sich zu anderen
Menschen sexuell hingezogen zu
fühlen. Auch gibt es einen
Unterschied dazwischen, wie man
fühlt und wie man handelt. Zunächst
einmal ist Asexualität keine
Enthaltsamkeit, denn das wäre eine
Entscheidung. Darüber hinaus
können Asexuelle natürlich Sex
haben (und den auch mögen), denn
auch das ist eine Entscheidung.
Wie ergeht es dir mit Sex und
Roman k in den Medien? Wie
fremd kommen dir diese Themen
vor? Kannst du sie irgendwie
verstehen oder wie ist deine
Wahrnehmung bezüglich dieser
Dinge?
Früher kam mir das sehr fremd vor.
Irgendwann habe ich einen
Fernseher ins Zimmer bekommen
(…). Ich habe angefangen, Romanzen
zu schauen, wohl wissend, dass
Hollywood nun wirklich kein Abbild
der Realität zeigt. Aber auch wenn
Dinge in Filmen überzogen sind,
steckt ja etwas dahinter. Was der
ganze Trubel um roman sche
Gefühle soll, habe ich trotzdem nie
verstanden.
Sex‐Szenen in Filmen konnte ich mir
sehr lange nicht anschauen und
selbst bei Küssen habe ich mich
peinlich berührt gefühlt. Mi lerweile
geht das (…).
Sexuelle Anziehung nachvollziehen
kann ich schon irgendwie,
roman sche nicht wirklich. Wenn
Paare andauernd aneinander kleben,
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SchollZ
finde ich das bis heute eigenar g. Ich
gehe in ein LGBT+ Jugendhaus und
habe dort einen Freund, der sich
ebenfalls als aroman sch und
asexuell iden fiziert. Wir haben eine
Zeit lang herumgefragt, wie andere
Menschen „Liebe“ definieren.
Herausgekommen sind sehr
verschiedene Antworten, aber
wirklich verstehen tun wir keine
davon.
Hast du je an einer Pride Parade
teilgenommen?
Ja, an vier! Und es ist toll. Zumindest
dann, wenn man mit guten Leuten da
ist. Mein erster CSD (Christopher
Street Day) war in Frankfurt am
Main, vor einem Jahr. Ein paar
Wochen später in Stu gart, dann
dieses Jahr in Mi elhessen und erst
kürzlich wieder in Frankfurt. Es ist
laut, es ist bunt und es herrscht eine
gute S mmung, egal ob man in der
Parade mitlau oder als Besucher
dort ist. Ich bin nicht poli sch ak v,
finde es aber trotzdem schade, dass
die Pride Parades in Deutschland
wirklich mehr das sind. Eine Parade.
Und keine Demonstra on. Trotzdem
finde ich es wich g, Präsenz zu
zeigen. Ich habe auch eine Ace Pride
Fahne, die ich immer als Umhang
trage :)
Hast du irgendwelche Lieblingsfilme
oder ‐bücher, die sich mit LGBTQ+
auseinandersetzen?
Da Young Adult Novels nicht mein Fall
sind ‐ nein. Aber es gibt ein Buch
namens "Every Heart a Doorway", in
welchem Charaktere queer sein
sollen und auch einer sich explizit als
asexuell bezeichnet. Ansonsten fällt
mir kein Buch ein, das ich tatsächlich
gelesen habe und sich mit dem
Thema auseinandersetzt. Ich kriege
nur auf Blogs mit, dass da sehr viel
Bewegung ist und immer mehr
Bücher mit LGBT+ Charaktere
erscheinen ‐ und auch zunehmend
verfilmt werden.
Übrigens. Es gibt queere
Filmfes vals! Zu solch einem möchte
ich irgendwann einmal hin.
Hast du einen Wunsch an die
Gesellscha im Umgang mit
LGBTQ+?
Ich bin in einem vollkommen offenen
Umfeld aufgewachsen, was LGBT+
angeht. Umso erschrockener war ich,
als mir in einem queeren Jugendhaus
Menschen davon erzählt haben, sie
haben Angst davor, sich vor ihrer
Familie zu outen. Ein Junge mit
polnischen Wurzeln erzählte von
seiner sehr religiösen Mu er, von der
er schon weiß, dass sie es keinesfalls
gut auffassen würde, wenn
herauskäme, dass er schwul ist.
(…) Ein anderer Junge, den ich vor
einem Jahr getroffen habe, wurde
von seinen Eltern nach dem Ou ng
ebenfalls rausgeschmissen. Er lebte
dann ein paar Wochen bei Freunden
und ist dann zu seinen katholischen
Großeltern nach Spanien gezogen,
hat dort sein Abi gemacht und
studiert jetzt wieder in Deutschland.
Seine Großeltern haben ihn mit
offenen Armen empfangen. Einen
Konflikt mit ihrer Religion sahen sie
nicht. Sie sind sogar aus der Kirche
ausgetreten, weil diese ihren Enkel
nicht unterstützt hat. Gläubig sind sie
natürlich nach wie vor.
Mir wurden noch viele weitere
Geschehnisse erzählt. Ich verstehe,
dass manchmal der religiöse
Hintergrund und Überzeugungen, mit
denen man großgeworden ist,
schwer sein können, zu überwinden.
Wenn das eigene Kind sich outet, ist
es noch immer das eigene Kind, der
gleiche Mensch wie noch vor fünf
Minuten oder fünf, zehn Jahren. Ich
finde es sehr erschreckend, dass das
scheinbar in viel zu vielen Familien
schnell egal zu sein scheint.
Natürlich gibt es genügend posi ve
Beispiele, gerade was das Thema
Akzeptanz in allen Genera onen
angeht. Ein Freund von mir hat sich
bei seinen Großeltern als Transident
geoutet. Die haben das absolut
posi v aufgenommen. An die
Pronomen und den neuen Namen
mussten sie sich natürlich erst einmal
gewöhnen, da brauchten seine Eltern
auch ein wenig. Heute findet er
Unterstützung in der ganzen Familie.
Außerdem fände ich es sehr schön,
wenn weniger angenommen wird,
dass man heterosexuell ist. Warum
wird man gefragt, ob man einen
Freund oder eine Freundin habe,
ansta einfach danach zu fragen, ob
man in einer Beziehung sei? Das
hieße nämlich auch, dass man in
keiner norma ven Beziehung sein
muss, um die Frage mit "ja"
beantworten zu können.