SAC Sommer 2020 PizTerri_Magazin_Sommer_2020_low | Page 19

Auf dem Höhenweg nach Bhjier. Der Bartgeier war unser Begleiter. heit. Die steilen, schroffen Schluchten nahmen uns ein. Auf- und Abstiege folgten und forderten un- sere Kräfte vom ersten Tag an. Raben und Krähen begrüssten uns mit ihren rauen Stimmen. Lautlos schweiften die ersten Bartgeier und der Weiss- kopfadler über uns hinweg. Unsere Karawane um- fasste die fünfzehn Helfer und Träger, 25 Mulis, ein Pferd und uns, die acht Reisenden aus der Schweiz. Leider konnten zwei unserer Freunde die Reise im letzten Moment infolge Krankheit nicht antreten. Wir waren gefangen in den üppigen Wäldern und Felswänden umgeben vom Duft der trockenen, schwülen aber wohlriechenden Luft der Natur. gab uns Gelegenheit, in die mystische Welt des Buddhismus einzutauchen. Zahlreiche Chorten, diese alleinstehenden Türme, waren Zeuge der tiefen und ehrfürchtigen Verbundenheit der Be- wohner mit der Religion des Bon-Buddhismus. Die neuen Holzhäuser im Ort Ringmoo verrieten einen gewissen Wohlstand, welcher die Touristen, angezogen von dieser einmaligen Atmosphäre von Felswänden, Wäldern und See, dem Ort brachten. Wir brachen frühmorgens des dritten Tages auf. Über fünf Stunden folgten wir dem Pfad durch die Felswände den Ufern des Sees ent- lang. Beim Aufstieg erreichten wir die 4000-Me- ter-Marke und immer wieder schweiften unsere Blicke zurück auf diese magische Kulisse. Am obe- ren Teil des Sees gingen wir durch einen riesigen Birkenwald. Die kahlen, knorrigen, silberfarbe- nen Stämme der Bäume verrieten den bevorste- henden Wintereinbruch. Die letzten Oktoberta- ge waren angebrochen. Vor dem Verlassen des Sees liess David, unser Guide, es sich nicht neh- men, in dieses klare, kalte Wasser einzutauchen. Nach wenigen Zügen und auf Bitten von Verena «David, mer bruuchet de noo!» schwamm er schluchzend wieder ans Ufer. In vier Tagesmärschen bestiegen wir die Klippen bis zum See. Die schäumende Kaskade seines Ausflusses kündigte sein Erscheinen an. Ange- kommen auf 3600 Metern über Meer, konnten wir von der Schönheit dieser Landschaft nicht ge- nug bekommen. Die glitzernde Luft, das tiefblaue eisige Wasser des Phoksundosees, die weiten Ar- venwälder, die den würzigen Harzgeruch verbrei- teten, all dies lud zum Verweilen und Geniessen ein. Der Besuch des Klosters am Rande des Sees Rastplatz vor dem nächsten Pass, im Hintergrund die Berge Tibets. Shey Gompa, ein Zentrum der Bon-Buddhisten Auf dem Weg zu unserem nächsten bedeutenden Ziel stand die Überquerung des hohen Passes Nag- dalo La (5366 m ü. M.) an, welchen wir vom Nachtlager aus in drei Stunden bestiegen. Die kal- te Luft zwang uns nach einigen Klicks der Kame- ras und einer herzhaften Umarmung zum Abstieg. Shey Gompa, diese Gegend hat nicht nur Ge- schichte, sie ist wahrhaftig in einem magischen Kraftzentrum gelegen. Die Vereinigung zweier Flüsse und ihr Weiterlauf geben dem weiten Tal das sternförmige Aussehen. Mit gebührendem Ab- stand zum Kloster am Südhang sahen wir unsere gelben Zelte. Noch fehlte uns eine halbe Stunde Marsch bis dorthin und schon kam uns Pirti Baha- dur mit der Teekanne entgegen und reichte uns die willkommene Stärkung für die letzten Anstren- gungen der Tagesreise. Shey ist für die Buddhis- ten des Dolpo ein heiliger Ort. Das Kloster im An- gesicht des Kristallberges ist Zentrum für die Pilger, die diesen heiligen Kristallberg umrunden. Der Berg hat diesen Status erlangt, weil von seiner Spitze aus der heiligste Berg Kailash in Tibet zu sehen ist. Alle zwölf Jahre versammeln sich die Ohne Weg und Pfad und über einen gefrorenen Bach. 19