's Dorfblattl Haiming - Digitalausgabe Dorfblattl Haiming Winter 2019 - 01/19 | Page 20

´s Dorfblattl Haiming Der Kultur auf der Spur: Geschichtliche Entwicklung von Haiming Haiminger Gasthauskultur - Teil 2 Um ´en Kinigtåg Am 5. Jänner wurde in der Kir- che Salz, Kreide und das Drei- königswasser geweiht, das sich allgemeiner Wertschätzung erfreute. Man nahm es mit fürs Weichbrunnenkrügl, das früher in jeder Stube und in jeder Schlaf- kammer neben der Tür hing. Das geweihte Salz gab man dem Vieh ins Futter, um es vor Krankheiten zu schützen. Am Dreikönigsabend, zur dritten „Rauchnacht“, wallte die Familie mit Weihrauch betend durchs Haus. Der Vater besprengte alle Räume, natürlich auch Stall und Stadl und signierte mit der ge- weihten Kreide den Jahressegen über der Tür. – Das „Räuchern“ ist inzwischen fast in Vergessenheit geraten. Geblieben ist hingegen das Sternsingen, das seit 6 Jahr- zehnten von der Katholischen Jugend zu einer bedeutenden Hilfsaktion für Projekte katho- lischer Missionsstationen aufge- wertet wurde. Interessant mag auch sein, dass für das Dreikönigsspiel, das seit 2003 in Silz zelebriert wird, der Anstoß aus Haiming gekommen sei. Initiator Josef Sonnweber erinnerte sich: „1947 kam von Haiming eine Gruppe mit drei Kö- nigen, hoch zu Ross, mit Hirten und Schafen, mit Herodes und einem Teufel nach Silz; sie gaben ihre Auf- führung am Kirchplatz. Bisher ist noch bekannt: Josef Habicher war als Hirtenknabe dabei, Reinhold Raffl und Hans Kolp als Könige. Inszeniert wurde dieses Spiel vom damaligen Haiminger Kooperator Gottinger.“ - Weiß jemand mehr? Und: Am 6. Jänner fand nach der Vesper das Anschneiden des Zel- tens statt, der in Haiming mit But- ter und Schnaps verzehrt wurde. Ein Gedicht Lutterotis, 1896 ver- öffentlicht, gibt beredtes Zeugnis davon. Am Kinigtag endete zudem das Tanz- und das Heiratsverbot; bis zum Aschermittwoch durfte wie- der gefeiert und getanzt werden. (Text: Johann Zauner) I n dieser Ausgabe versuche ich ein Bild der Gasthäuser in den Haiminger Ortsteilen mittels Auf- zeichnungen und persönlicher Erinnerungen zu zeichnen (ohne Anspruch auf Vollständigkeit). Starten wir die Reise in die Ver- gangenheit in Ötztal Bahnhof. Erstes Haus im Ort war der vom Haiminger Gastwirt Alois Sterzin- ger parallel zum Arlbergbahnbau errichtete „Sterzingerhof“. Der später in „Ötztalerhof“ umben- annte Gast- und Beherbergungs- betrieb war für die damalige Zeit eine Art Luxusherberge. Im „Ötz- talerhof“ stiegen namhafte Per- sönlichkeiten ab, viele der Gäste nutzten das Hotel als Zwischen- station für die Weiterreise in das Ötztal. Vom Ötztalerhof aus ver- kehrten ja auch die Postlinien. Im Laufe der Jahrzehnte wechselten viele Besitzer und Pächter, vom ursprünglichen Charme des tra- ditionsreichen Hauses mit dem einmaligen Gastgarten ist na- hezu nichts mehr übrig. Heute ist der Ötztalerhof im Eigentum einer Gesellschaft, im Anbau des Untergeschosses lassen sich die Gäste im Lokal „Madres“ bewir- ten. Nur einen Steinwurf vom „Ötz- talerhof“ entfernt öffnete der Gasthof „Gletschertor“, erbaut vom Haiminger Kaufmann An- ton Mair in der Mitte des vorigen Jahrhunderts, seine Pforten. Im „Gletschertor“ trafen sich Freunde des Kartenspiels zu oft bis in die späte Nacht dauernden Partien, was ab und zu auch die in der Nachbarschaft angesiedelten Gendarmen zu scharfen Kontrol- len der Sperrstunde veranlasste. Legendär waren auch die Ballver- anstaltungen im Gletschertor, so der von Robert Rietzler über viele Jahre veranstaltete „Ball der blau- en Nelke“. Später befand sich im „Gletschertor“ ein chinesisches Restaurant, heute wird das Haus als Garni betrieben, in einem Neubau östlich des alten Gebäu- des betreibt Günther Prantner, ein Enkel von Anton Mair, ein Grillrestaurant. Wenn wir an Durchreisende und „Kartner“ denken, dürfen wir na- türlich auch nicht auf die Bahn- hofsrestauration vergessen. Die „Reste“ war ein einfaches, zweck- mäßig eingerichtetes Lokal, das für Unternehmer, Arbeiter, jun- ge Einheimische, Pensionisten und Zugreisende den gewissen Reiz bot. „Getippelt“ (Karten gespielt) wurde in der „Reste“ beinahe täglich, auch der ge- mütliche Gastgarten lud in den Sommermonaten zur Einkehr ein. Über Jahrzehnte wurde die „Reste“ von Ida Haslwanter geb. Riml geführt, vorher scheinen Karl Larcher und Willi Kopp als Pächter auf. Die Bahnhofsreste ist inzwischen geschlossen, ein Nachpächter nicht in Sicht. Ein noch relativ junges Kind in der Gastroszene von Ötztal Bahn- hof ist das von Albrecht Götsch Der Bahnhofsplatz im Februar 1967 mit dem Hotel Ötztalerhof. Seite 20 Winter 2019 in den achtziger Jahren errich- tete und betriebene Lokal „Alis Pub“. Bei Ali gab es legendäre „Festln“, das Publikum kam aus nah und fern, auch politisiert wurde in diesem Lokal recht er- giebig. Später wurde „Alis Pub“ vom Gastronomen Heinrich Gst- rein betrieben, heute fungiert als Pächter Fritz Mang. Einen ausgezeichneten Ruf hat- te das Restaurant „Pfeffermühle“, das in Nachbarschaft der Pfarrkir- che von der Familie Sigrid und Elmar Eiter errichtet wurde. Die „Pfeffermühle“ war landauf, land- ab ob ihrer exzellenten Küche be- kannt. Der Gastbetrieb ist bereits seit vielen Jahren geschlossen. Nur ein paar Meter weiter in der Turmstraße gab es noch das „Turmstüberl“, das aber auch schon lange nicht mehr existiert. Auf der Ötztalerhöhe eröffnete der Haiminger Kaufmann Johann Schilcher einen Tankstellen- und Gastronomiebetrieb. Das Ge- schäft florierte vor allem in den ersten Jahren der Motorisierung und als es noch keine Autobahn zwischen Telfs und Imst gab. Beim „Schilcher“ kehrten wo- chentags hauptsächlich Arbeiter nach Dienstschluss ein, an Wo- chenenden traf man dort aber auch Familien und Gäste, die auf dem Weg ins Ötztal einen Abste- cher machten. Karten gespielt wurde im Lokal, das nach dem Tod von Johann Schilcher mehre- re Pächter hatte, auch recht häu-