´s Dorfblattl Haiming
Der Kultur auf der Spur:
Geschichtliche Entwicklung von Haiming
Haiminger Gasthauskultur - Teil 2
Um ´en Kinigtåg
Am 5. Jänner wurde in der Kir-
che Salz, Kreide und das Drei-
königswasser geweiht, das sich
allgemeiner Wertschätzung
erfreute. Man nahm es mit fürs
Weichbrunnenkrügl, das früher in
jeder Stube und in jeder Schlaf-
kammer neben der Tür hing. Das
geweihte Salz gab man dem Vieh
ins Futter, um es vor Krankheiten
zu schützen.
Am Dreikönigsabend, zur dritten
„Rauchnacht“, wallte die Familie
mit Weihrauch betend durchs
Haus. Der Vater besprengte alle
Räume, natürlich auch Stall und
Stadl und signierte mit der ge-
weihten Kreide den Jahressegen
über der Tür. – Das „Räuchern“ ist
inzwischen fast in Vergessenheit
geraten.
Geblieben ist hingegen das
Sternsingen, das seit 6 Jahr-
zehnten von der Katholischen
Jugend zu einer bedeutenden
Hilfsaktion für Projekte katho-
lischer Missionsstationen aufge-
wertet wurde.
Interessant mag auch sein, dass
für das Dreikönigsspiel, das seit
2003 in Silz zelebriert wird, der
Anstoß aus Haiming gekommen
sei. Initiator Josef Sonnweber
erinnerte sich: „1947 kam von
Haiming eine Gruppe mit drei Kö-
nigen, hoch zu Ross, mit Hirten und
Schafen, mit Herodes und einem
Teufel nach Silz; sie gaben ihre Auf-
führung am Kirchplatz. Bisher ist
noch bekannt: Josef Habicher war
als Hirtenknabe dabei, Reinhold
Raffl und Hans Kolp als Könige.
Inszeniert wurde dieses Spiel vom
damaligen Haiminger Kooperator
Gottinger.“ - Weiß jemand mehr?
Und: Am 6. Jänner fand nach der
Vesper das Anschneiden des Zel-
tens statt, der in Haiming mit But-
ter und Schnaps verzehrt wurde.
Ein Gedicht Lutterotis, 1896 ver-
öffentlicht, gibt beredtes Zeugnis
davon.
Am Kinigtag endete zudem das
Tanz- und das Heiratsverbot; bis
zum Aschermittwoch durfte wie-
der gefeiert und getanzt werden.
(Text: Johann Zauner)
I
n dieser Ausgabe versuche ich
ein Bild der Gasthäuser in den
Haiminger Ortsteilen mittels Auf-
zeichnungen und persönlicher
Erinnerungen zu zeichnen (ohne
Anspruch auf Vollständigkeit).
Starten wir die Reise in die Ver-
gangenheit in Ötztal Bahnhof.
Erstes Haus im Ort war der vom
Haiminger Gastwirt Alois Sterzin-
ger parallel zum Arlbergbahnbau
errichtete „Sterzingerhof“. Der
später in „Ötztalerhof“ umben-
annte Gast- und Beherbergungs-
betrieb war für die damalige Zeit
eine Art Luxusherberge. Im „Ötz-
talerhof“ stiegen namhafte Per-
sönlichkeiten ab, viele der Gäste
nutzten das Hotel als Zwischen-
station für die Weiterreise in das
Ötztal. Vom Ötztalerhof aus ver-
kehrten ja auch die Postlinien. Im
Laufe der Jahrzehnte wechselten
viele Besitzer und Pächter, vom
ursprünglichen Charme des tra-
ditionsreichen Hauses mit dem
einmaligen Gastgarten ist na-
hezu nichts mehr übrig. Heute
ist der Ötztalerhof im Eigentum
einer Gesellschaft, im Anbau des
Untergeschosses lassen sich die
Gäste im Lokal „Madres“ bewir-
ten.
Nur einen Steinwurf vom „Ötz-
talerhof“ entfernt öffnete der
Gasthof „Gletschertor“, erbaut
vom Haiminger Kaufmann An-
ton Mair in der Mitte des vorigen
Jahrhunderts, seine Pforten.
Im „Gletschertor“ trafen sich
Freunde des Kartenspiels zu oft
bis in die späte Nacht dauernden
Partien, was ab und zu auch die in
der Nachbarschaft angesiedelten
Gendarmen zu scharfen Kontrol-
len der Sperrstunde veranlasste.
Legendär waren auch die Ballver-
anstaltungen im Gletschertor, so
der von Robert Rietzler über viele
Jahre veranstaltete „Ball der blau-
en Nelke“. Später befand sich im
„Gletschertor“ ein chinesisches
Restaurant, heute wird das Haus
als Garni betrieben, in einem
Neubau östlich des alten Gebäu-
des betreibt Günther Prantner,
ein Enkel von Anton Mair, ein
Grillrestaurant.
Wenn wir an Durchreisende und
„Kartner“ denken, dürfen wir na-
türlich auch nicht auf die Bahn-
hofsrestauration vergessen. Die
„Reste“ war ein einfaches, zweck-
mäßig eingerichtetes Lokal, das
für Unternehmer, Arbeiter, jun-
ge Einheimische, Pensionisten
und Zugreisende den gewissen
Reiz bot. „Getippelt“ (Karten
gespielt) wurde in der „Reste“
beinahe täglich, auch der ge-
mütliche Gastgarten lud in den
Sommermonaten zur Einkehr
ein. Über Jahrzehnte wurde die
„Reste“ von Ida Haslwanter geb.
Riml geführt, vorher scheinen
Karl Larcher und Willi Kopp als
Pächter auf. Die Bahnhofsreste
ist inzwischen geschlossen, ein
Nachpächter nicht in Sicht.
Ein noch relativ junges Kind in
der Gastroszene von Ötztal Bahn-
hof ist das von Albrecht Götsch
Der Bahnhofsplatz im Februar 1967 mit dem Hotel Ötztalerhof.
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Winter 2019
in den achtziger Jahren errich-
tete und betriebene Lokal „Alis
Pub“. Bei Ali gab es legendäre
„Festln“, das Publikum kam aus
nah und fern, auch politisiert
wurde in diesem Lokal recht er-
giebig. Später wurde „Alis Pub“
vom Gastronomen Heinrich Gst-
rein betrieben, heute fungiert als
Pächter Fritz Mang.
Einen ausgezeichneten Ruf hat-
te das Restaurant „Pfeffermühle“,
das in Nachbarschaft der Pfarrkir-
che von der Familie Sigrid und
Elmar Eiter errichtet wurde. Die
„Pfeffermühle“ war landauf, land-
ab ob ihrer exzellenten Küche be-
kannt. Der Gastbetrieb ist bereits
seit vielen Jahren geschlossen.
Nur ein paar Meter weiter in der
Turmstraße gab es noch das
„Turmstüberl“, das aber auch
schon lange nicht mehr existiert.
Auf der Ötztalerhöhe eröffnete
der Haiminger Kaufmann Johann
Schilcher einen Tankstellen- und
Gastronomiebetrieb. Das Ge-
schäft florierte vor allem in den
ersten Jahren der Motorisierung
und als es noch keine Autobahn
zwischen Telfs und Imst gab.
Beim „Schilcher“ kehrten wo-
chentags hauptsächlich Arbeiter
nach Dienstschluss ein, an Wo-
chenenden traf man dort aber
auch Familien und Gäste, die auf
dem Weg ins Ötztal einen Abste-
cher machten. Karten gespielt
wurde im Lokal, das nach dem
Tod von Johann Schilcher mehre-
re Pächter hatte, auch recht häu-