Wie alles begann
Chronik
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Wie alles begann
Tourismus in Ochsengarten
Ochsengarten , einst ein Inbegriff ländlicher Abgeschiedenheit , erlebte in den letzten Jahrzehnten einen beeindruckenden Aufschwung . Aus dem kargen Bergbauernweiler ist eine attraktive Freizeit- und Urlaubsdestination geworden . Hier finden Erholungssuchende - im Sommer wie im Winter – was das Herz erfreut : Familienfreundliche Atmosphäre , komfortable Unterkünfte , individuelle Betreuung , ein attraktives Wander- und Skigebiet . Weitere Trümpfe im großen Wettbewerbspoker sind : Bequem zu erreichen , gesunde Höhenlage , fern von Lärm , Stress und Hektik , zwei Skigebiete – ein Skipass , moderne Lifte und Bahnen , Schipisten von leicht bis schwer , mit dem Pistengütesiegel geadelt . Dieser Erfolg stellte sich natürlich nicht von selbst ein ; er hat zweifelsfrei viele Väter ( natürlich auch Mütter ) und hat eine lange Geschichte . Zunächst ist einmal in Erinnerung zu rufen , dass die Leute „ am Barg “ und in Ochsengarten immer schon sehr gastfreundlich waren , teils aus Gutherzigkeit , teils aus Neugierde . Die Haustüren waren nie versperrt und so kam es immer wieder vor , dass Fremde auf der Ofenbank einen nächtlichen Rastplatz fanden . Mit einem „ Ah !“ oder „ Eh !“ war die Sachlage am nächsten Morgen zumeist schon rasch abgeklärt . Walzende Handwerksburschen bzw . Wanderer , die in Stuben und in Heustädeln Unterschlupf fanden , durften auch darauf hoffen , dass ihnen die Bäuerin beim Verlassen des Hofes eine einfache Wegzehrung in die Tasche bzw . in den „ Schnarfer “ ( Rucksack ) steckt . Eine besondere Rolle spielte der Gedanke der Gastfreundschaft natürlich im Ochsengartner Widum . Aus dem 19 . Jahrhundert sind uns mehrere Berichte einer vorbildlichen Betreuung von Wanderern überliefert . Das Haus „ Zum Guten Hirten “ wurde 1778- 1783 mit großzügiger Unterstützung des Brixner Fürstbischofs und des Stamser Abtes errichtet ; das Widum war bis zum Jahre 1938 auch mit dem Bestand eines Wirtsbetriebes verbunden , der von den jeweiligen „ Geistlign Hearrn “ ausgeübt wurde . Die ersten Schitouristen durchwanderten am 12 . April 1909 Ochsengarten . Der Leiter dieser 30-köpfigen Gruppe , Herr Wilhelm Rickmers-Rickmers , notierte in sein Tagebuch : „ Beim Kuraten in Ochsengarten Frühstück mit Musik und Tanz .“ Anzumerken ist dem noch : Die freundlich gewährte Rast beim Kuraten fand auch in den nachfolgenden Jahren in mehreren Presseberichten ein gutes Presse-Echo .
Übrigens : Bereits 1909 hatte man das Touristik-Potential der Feldringer Böden erkannt . Im Dezember wurde über die Tiroler Zeitungen und über die Österreichische Alpenpost verlautbart : „ In Marlstein im Ochsengartentale wird auch ein Weg für Schisport auf die Feldringer Alm offengehalten , wo ein aussichtsreiches , geeignetes Schigebiet vorhanden ist . Man kann von dort nach Silz oder Stams bequem abfahren .“ Am 17 . Dezember 1910 war aus der Land-Zeitung bereits zu erfahren : „ Der Platzkauf des Schilehrers Kress aus München in der Alpe Feldringen oberhalb Marlstein im Ochsengartentale ist nun abgeschlossen und soll im kommenden Frühjahr mit dem Bau eines Blockhauses , für Wintersport und auch zur Sommerfrische benützbar , angefangen werden “. Dieses Projekt kam nicht zum Tragen ; dafür setzte Alois Neurauter ( 1867-1945 ), Bauer und Gastwirt auf Marlstein , eine nachhaltige Initiative . 1910 erweiterte er seinen Hof um einige Gästezimmer , in die dann , zu allen Jahreszeiten , von treuen Gästen meist schon bei der Abreise für den nächsten Aufenthalt gebucht wurde . 1910 forderte der Oetzer Postmeister und Gastwirt Johann Tobias Haid in einem Antrag an die
Alois Plattner war von 1909 bis 1920 Pfarrer in Ochsengarten ; er stammte aus Wenns (* 1875 ), wirkte als Kooperator in Berwang , Oetz und Silz , war auch Pfarrer in Vinanders und verbrachte seinen Ruhestand in Gries a . B ., wo er am 5 . März 1954 selig im Herrn verschied .
Landesregierung , dass abgelegene Fraktionen wie Ochsengarten , Köfels , Gurgl und Vent verkehrsmäßig erschlossen werden . 1933 / 34 wurde ein Weg ( für Karren und Schlitten ) nach Ochsengarten errichtet , an dieser Baustelle waren damals an die 80 Arbeiter beschäftigt . Ab 1946 wurde am Ausbau des Güterweges „ mit Hochdruck “ weitergearbeitet . Bereits ab Weihnachten war ein täglicher Schlittenverkehr eingerichtet werden . Die Ankunft des ersten Autos wurde im November 1949 gefeiert ; im Auto saß der Präsident der Tiroler Landwirtschaftskammer Altlandesrat Josef Muigg . ( Text und Fotos : Johann Zauner )
Die Einkehr zum „ Guten Hirten “ - Gasthaus und Widum zugleich - im Winter 1927
Seite 22 Winter 2018