Spuren aus der Vergangenheit
´ s Dorfblattl Haiming
Der Kultur auf der Spur: Lebe! Liebe! Lache!
Spuren aus der Vergangenheit
Das Geschlecht der Sterzinger in Haim
Chronik
„ Auf diese Weise mache Dein neues Jahr zu einem Fest, das Dich Dein Leben feiern lässt.“- Milliarden SMS transportierten zum Jahreswechsel wiederum solch liebe, kecke Botschaften rund um den Erdball. Neu ist an diesem Brauch nur die Technik. Alt ist die gute Absicht, andere mit guten Wünschen zu erfreuen. Früher erforderte jedoch solch Unterfangen viel größeren Aufwand: Billetts kaufen, Feder zur Hand nehmen und die Karte, den Brief zur Post tragen. Die große Zeit der Glückwünschkarten reicht von der Biedermeierzeit bis ins ausklingende 20. Jahrhundert. In Tirol gab dazu für das( städtische) Bürgertum Gouverneur Karl Graf Chotek 1819 den Anstoß. Die Karten hatten das Format heutiger Postkarten, waren jedoch als Kupferstich, Stahlstich oder Lithografie ausgearbeitet. In den Dörfern wurden die Wünsche zumeist nur mündlich ausgetauscht, als Regeln galten: Neujahrsglückwünsche sollten am Vormittag oder erst wieder ab Marendzeit vorgebracht werden; fremder Bsuach während des Mittagessens galt als unschicklich. Zurückhaltung beim Neujahrswünschen war den Betagten, vornehmlich den alten Frauen, auferlegt. Darüber hinaus galt auch: Je jünger die Person war, der man als erster am ersten Tag des Jahres begegnete, desto besser schienen die Aussichten für das neue Jahr zu werden. Das war wohl auch ein Grund dafür, dass man Kindern nie böse war, wenn sie zu früh – etwa schon vor dem Kirchn- mit ´ m Sackle in der Hånd in fremden Häusern aufkreuzten. Wie gern man es sah, wenn viele Kinder am Neujahrstag zun Winschen ins Haus kamen, lässt sich aus folgendem Spruch ablesen: „ Låsch du die Kinder it zu dir ins Haus, bleibt im nuijen Jåhr dar Segen aus.“( Text: Johann Zauner)
Der Sohn von Josef Elias Sterzinger, Alois, erbaute den „ Sterzingerhof“( später „ Ötztalerhof“)
In der Ahnenreihe der „ Sterzinger“ finden sich Salzfaktoren, Gastgeber( Gastwirte), Postmeister, Geistliche, Notare, Zöllner, Anwälte, Bierbrauer, Pfleger, Gubernialräte, Universitätsprofessoren und weitere bedeutende Persönlichkeiten. Ihr Weg führte in viele Herren Länder, eine Linie machte sich auch in Haiming sesshaft. Mit dem Tod von Josef Sterzinger 1935 ist der letzte Namensträger dieses Geschlechtes aus der Haiminger Linie verstorben, die Haiminger Sterzinger sind im Mannesstamme erloschen. Vor allem Baulichkeiten erinnern aber noch an die Haiminger Sterzinger – sei es der Ötztalerhof( erbaut von Alois Sterzinger, heute „ Aktivhotel“), der ehemalige Gasthof Traube oder die stattliche Grabstatt am
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Haiminger Friedhof.
Nachweisbar sind die Sterzinger in Nassereith seit 1427 und zwar in Person eines Christoph Sterzinger. Ansehen, Geld und Ruhm hat sich das Geschlecht der Sterzinger wohl durch die Tätigkeit als Salzstadlmeister erworben. Nassereith war bald nach dem Bau der Fernpassstraße zur Mitte des 16. Jahrhunderts zu einem wichtigen Verkehrsknotenpunkt geworden. Das aus den Salinen von Hall transportierte Salz wurde in großen Stadeln gelagert und von dort zum Weitertransport nach Süddeutschland und in die Schweiz aufgeteilt. Für die Organisation waren eben die Salzstadelmeister zuständig. Der letzte Erbsalzfaktor in Nassereith war Johann Josef Sterzinger( 1746-1823), dessen Sohn Josef Elias nach dem Tod seines Vaters als Wirt nach Haiming übersiedelte.
Gasthof Sterzinger mit Tankstelle und Trafik- entstanden in den 50er-Jahren.
Josef Elias Sterzinger hatte wahrlich ein abenteuerliches Leben mit Höhen und Tiefen. Er erblickte als erstgeborener Sohn des Johann Josef Sterzinger 1776 das Licht der Welt. In erster Ehe vermählte er sich mit Maria Anna Lenz aus Grins und nach deren Ableben 1818 mit Theresia Schärmer, die 1821 die Wirtschaft in Haiming erwarb, wohin die Familie 1824 übersiedelte. Hier lebte Josef Elias bis zu seinem Tode 1851.
Josef Elias Sterzinger macht sich vor allem als Schützenoffizier einen Namen. Als Oberleutnant der Scharfschützenkompanie Imst kam Sterzinger bei den Kämpfen in Klausen 1797 zu großen militärischen Ehren. Ihm war es zu verdanken, dass durch seinen Mut ein ganzes Bataillon österreichischer Soldaten von der Gefangenschaft gerettet wurde. Im Jahre 1800 rückte er als Hauptmann der 4. Kompanie des Gerichtes Imst zur Verteidigung der Nordgrenze an die Lechschanze( heutige Gemeinde Musau im Außerfern) ein. Besondere Verdienste erwarb er sich hier vor allem durch die Entsendung wichtiger Patrouillen ins Ausland. Der Patriot Sterzinger büßte seine Aktivitäten als Offizier und der verantwortungsvollen Aufgabe als Marschdeputierter ab 1805 mit dem Verlust seines Vermögens. Er rettete die österreichische Kriegskasse mit einem Wert von 11.268 Gulden und verlor dabei zwei Pferde, er unterstütze die Landesverteidiger mit 8000 Gulden, er musste zur Verpflegung der Truppen im Jahre 1809 aus eigenen Mitteln Getreide, Fleisch, Heu, Stroh und Hafer zur Verfügung stellen. Einquartierungen und Vorspanndienste kosteten ihm weitere