's Dorfblattl Haiming - Digitalausgabe Dorfblattl Haiming Winter 2018 - 01/18 | Page 13

´s Dorfblattl Haiming Lebensbild - Engelbert Frischmann Reisen, Musik und Gipfelsiege V iele Haimingerinnen und Haiminger haben sich über fast 50 Jahre Busfahrer Engelbert Frischmann anvertraut, wenn sie ein öffentliches Verkehrsmittel brauchten oder Ausflüge und Ur- laub machten. Vor kurzem feierte er seinen 80er und wir blicken mit ihm zurück auf sein Leben. 1964 wechselte Engelbert zur Ötztaler Verkehrsgesellschaft, kurz ÖVG. Er wohnte in Zwiesel- stein und fuhr im Winter mit Lini- enbussen. „Für die Strecke Inns- bruck – Obergurgl brauchte man viereinhalb Stunden“ erzählt er „und alle wichtigen Dörfer mit Hotels wurden angefahren.“ Am 1. Mai 1969 bediente er mit einem Linienbus erstmals das Dorf Haiming, bis dahin mussten Fahrgäste an der Bundesstraße ein- und aussteigen. „Die Busver- bindung war wichtig für Fahrten zum Doktor, zum Gericht und an allerlei Orte“ weiß Engelbert, „es gab noch kaum Privatautos.“ Der Tourismus war damals im Engelbert Frischmann erstieg 2017 als sportlicher 80jähriger unter anderem die Silberspitze bei Zams. Sommer stärker ausgeprägt, viele Gäste kamen aus Deutsch- land vor allem nach Oetz. Wan- dergäste blieben für 14 Tage und fuhren gerne für einen Ta- gesausflug nach Südtirol, oder Venedig. „Ende der 70er war Ve- nedig an einem Tag der große Renner“ weiß Engl, man fuhr mit zwei bis drei Bussen parallel, um die Nachfrage zu decken. Klima- anlagen gab es kaum und der kühlste Platz für die Ruhezeit am Zielort war der Kofferraum. Bei den Südtirol-Fahrten besichtige man natürlich Weinkellereien und nicht nur einmal wurde auf der Heimfahrt im Bus begeistert getanzt. „Wir Busfahrer fuhren viele Stunden am Stück, es gab noch keine Vorschriften, aber es war wegen des geringen Ver- kehrsaufkommens viel einfacher und ungefährlicher zu fahren“, spricht er die Veränderungen an. Kleine technische Probleme konnte er mit handwerklichem Geschick selbst beheben, denn die Fahrzeuge waren noch nicht so elektronisch aufgepeppt wie heute. Dann folgten parallel eigene Ausschreibungen für die einhei- mischen Reiselustigen. Busfahrer Engelbert Frischmann, Reiselei- ter Herbert Rangger und der geistliche Begleiter Alt-Dekan Josef Tiefenthaler waren das Team für dieses Reiseangebot. Die erste Wallfahrt 1996 zur Selig- sprechung Otto Neururers nach Rom begeisterte die Reiseteil- nehmer, davon viele aus unserer Gemeinde, rundweg, sodass eine Tradition für diese Fahrten „mit den drei Herren“ entstand. Von Assisi bis Dresden war alles dabei und Engelbert wurde als erfah- rener und besonnener Busfahrer geschätzt. „Es war alles gut und ich hab viel Schönes erlebt“ so das Resümee. „Dennoch gab ich 2013 den Schlüssel zwar dankbar, aber auch sehr gerne ab. Bei den heutigen Verkehrsverhältnissen und der überzogenen Bustech- nik würde ich nicht mehr fahren wollen. In seiner Zeit im Innerötztal lernte Engelbert seine Frau Julie kennen, die aus Matrei am Bren- ner stammt und im Ötztal auf Saison war. 1966 heiratete das Paar und lebte in Zwieselstein. Die Kinder Michael, Angelika und Petra kamen zur Welt, die Familie kaufte 1971 ein Haus Ein weiterer wichtiger Bereich im Leben des 80jährigen ist die Musik. In eine sehr musikalische Familie hinein geboren, lernte er als Bua, Flügelhorn zu spielen. In Ötztal-Bahnhof trat er 1989 der Musikkapelle bei und ist seitdem mit Begeisterung da- bei. Die Kameradschaft ist ihm wichtig, die Musikkapelle sieht er als wertvollen Teil des Dorf- und Pfarrlebens. Engelbert ist auch in der Bläsergruppe, die zusätzlich kirchliche Feiern im kleinen Rah- men musikalisch gestaltet. Heute geht der Pensionist die Dinge ruhig an und ist dennoch aktiv. Noch immer gehören Berg- touren, Rodelpartien und Wan- derungen zum großen Genuss für ihn und seine Frau. Aber auch die Kartner-Runde zum Jassen oder der regelmäßige Früh- schoppen mit den Männern sind nicht wegzudenken. „Weg- fahren mag ich nimmer“, sagt er lachend, „jetzt ist die Zeit, den Lebensabend hier daheim zu genießen.“ Das ist dem rüstigen Pensionisten jedenfalls zu wün- schen. (Text: chris; Fotos: privat) Das „Drei-Herren-Reiseleitungs-Team“ v. l.: Herbert Rangger, Engelbert Frischmann und Altdekan Josef Tiefenthaler Winter 2018 Seite 13 Der im Jahr 1937 geborene En- gelbert wuchs sehr naturverbun- den auf einem Bauernhof in Im- sterberg auf. Er half schon als Bua beim Mähen der steilen Wiesen oder beim Hüten des Almviehs auf der Venetalm und das tat er gern. Das Heu trug man auf dem Buckel zum Hof und mit den sechs Geschwistern ging er auf die umliegenden Berge. Nach der Schule macht er eine Lehre als Automechaniker in Umhau- sen, neben dem VW-Käfer waren es viele LKW und Busse, die in die Werkstatt gebracht wurden. So wundert es kaum, dass er nach dem Bundesheer 1958 als LKW-Fahrer in Sölden begann. Er lieferte Kohlen und Baumate- rial oder befreite Straßen vom Schnee. Bald wechselte er nach Obergurgl und erinnert sich daran, dass 1960 mitten in die freie Landschaft hinein die zwei ersten Hotels von Hochgurgl gebaut wurden, dem folgte die Erschließung des Schigebietes. und zog nach Ötztal Bahnhof. Dass Tochter Petra aufgrund ei- ner schweren Erkrankung jung verstorben ist, war ein schwerer Schicksalsschlag. Jetzt gibt es drei Enkelkinder aus Südtirol und der Leutasch, die bei Besuchen reichlich Leben ins Haus bringen.