Blick in die Vergangenheit
´ s Dorfblattl Haiming
Der Kultur auf der Spur : „ Ohe-reitn “
Blick in die Vergangenheit
Über „ Schlietn “ und „ Rodlen “
Chronik
Auch in der guatn åltn Zeit hat man bisweilen hart auf den Schnee gewartet . So brauchte es z . B . eine Schneedecke von 10 cm , um das im Hochwald geschlägerte Holz auf Riesn ins Tal tschindern zu lassen . Blöcher , die das Ohe-låssn nicht unbeschadet überstanden haben , wurden im Hof zu Brennholz verarbeitet ; die gånz-bliebenen Blöcher , das waren zumeist auf 4 m abgelängte Stämme , wurden auf Schlietn zum Sägewerk gebracht . Schlitten , die dem Holztransport dienten , waren die kompaktesten ihrer Art und wurden zumeist von Pferden gezogen . Wesentlich häufiger standen Hornschlitten in Verwendung , mit denen man auch Heu und Mist transportierte . Diese Krånsner wurden in der Ebene bzw . bergauf zumeist von den Mandern salt gezogen ; bei schweren Transporten wurden auch Kålbelen vorgespannt . Heute dienen die Hornschlitten in unserer Region lediglich noch als rustikale Dekorstücke ; in Südbayern wurden sie darüber hinaus ein Synonym für a Winter-Gaudi ; so geht es z . B . in Partenkirchen bei den alljährlich um Dreikinig veranstalteten Hornschlitten-Rennen nicht nur rasant abwärts , sondern nachher auch ordentlich auf . Die kleine , sportliche Schwester der Schlietn ist die Rodl . Fallweise wird sie auch als Bock bezeichnet . Das klingt weniger despektierlich , wenn man in Erinnerung ruft , dass einst die Haiminger Kinder nicht „ Schlitten fuhren “ sondern sich an einer Rodl-Båhn trafen , um zu rodlen bzw . ohe z`reitn . Ohereitn war einst der beliebteste Wintersport . Pferdeschlittenfahrten waren einst nur der Oberschicht vorbehalten , vor 3-4 Jahrzehnten bot Albert Neurauter aus Brunau solche ( z . B . in Kühtai ) zur Gästebetreuung an . ( Text : Johann Zauner )
Rodeln am Bichlweg 1976
Vor 100 Jahren brachte noch der Nikolaus den Kindern Rodeln ins Haus ; im Laufe der Jahre fiel diese Aufgabe dann mehr und mehr dem Christkind zu . Die Rodeln kamen aus den Werkstätten der Wagner , die damals hauptsächlich Wagenräder , Holz- und Heuschlitten sowie Werkzeugstiele und diverse Holzwaren produzierten . In Haiming war Josef Stigger , vulgo Wagners ( auch Hiasls ) Josef , der letzte Wagner . In den letzten Jahrzehnten sind neue Rodelsportgeräte , auch aus Plastik , auf den Markt gekommen : Bobs in vielen Varianten , Luftkissen- Schlitten und Rutschteller . Die traditionelle Rodel aus Holz ist aber immer noch der Inbegriff des beliebten Wintersportgeräts .
Manfred Wegleiter hat sich unlängst mit Josef Ripfl über alte Haiminger „ rodelspezifische “ Sportstätten unterhalten . Dabei listeten diese Heimat-Kundigen
Rodeln am Rauthweg zu Weihnachten 1976
Seite 20 Winter 2017
als Rodl-Båhnen auf : Schafers Stådlbrugge ( Josef Raffl ), Millers Bichl bzw . Mühl-Ruan , Schranzn- Bichl , Söiles-Hång , ban Gschloß , im Griable , am Scheifele Måhd , usw . Unvorstellbar mag heutzutage sein , dass man früher die Barger-Straß ´ vom Sattele herunter und die Landesstraße zwischen Ochsengarten und Oetz für Rodelfahrten nutzte . Es wurde viel weniger gestreut und wenn , dann nur Split . So blieben zumindest die Fahrbahnränder mit der Rodel befahrbar . Dem Haiminger Sport-Hero Fritz Gufler gelang als Elfjährigem sogar das Kunststück , mit der Rodel von Marlstein aus in einem Zug bis nach Oetz zu gleiten !
In Ötztal Bahnhof wurde früher vor allem auf der Ambergstraße von der Ötztalerhöhe gerodelt ; diese war zeitweise sogar für den Autoverkehr gesperrt ! Da dies auf die Dauer keine Lösung war , wurde 1987 von einigen Interessenten rund um Hans Aigner mit der Planung einer eigenen Rodelbahn im Wald zwischen Ambergstraße und Bundesstraße begonnen . Im „ Ziel “ bei der Abzweigung Oberrain wurde sogar an einen Eislaufplatz gedacht . Leider wurde das Projekt nie realisiert . Daneben gab es „ Eigls Bichl “, also den Weg hinunter zur Schlierenzauer Hängebrücke , sowie den Bichl nach Riedern . Ende der 80er Jahre errichteten Hans Aigner und Albin Kirschner mit einigen Helfern im Wald westlich des Autobahnzubringers eine Rodelbahn , die aber schlecht zu erreichen war und nur eine Saison in Betrieb war . Da wurden als Abkürzung schon mal hastig die Rodeln über die Autobahn getragen ! In Schlierenzau wurde vor allem auf dem jetzigen Radweg oberhalb der Ortschaft Richtung Westen und dann zurück zum Dorfplatz gerodelt . Einige Buben vereisten immer wieder die Strecke und bauten Schneewände und so konnte man zeitweise mühelos vom Haus Floriani Toni bis fast zum Haus von Kapeller Hubert in der Innschleife fahren !
In Brunau liegen die Rodlbichl direkt vor der Haustür der Kinder . Die kurzen Hänge zwischen den Häusern und unweit davon wurden und werden immer noch gern genutzt , sofern es die Schneelage zulässt . ( Text : Johann Zauner , erfö ; Fotos : Karl Hofer / Chronik Haiming )