's Dorfblattl Haiming - Digitalausgabe Dorfblattl Haiming Sommer 2019 - 03/19 | Page 19

´s Dorfblattl Haiming Ein Blick in die Vergangenheit Geschichtliche Spuren zum Ortsteil Schlierenzau aut Steuerliste des Gerichtes St. Petersberg aus dem Jahre 1325 wird für „Schlierntzewe“ ein Asprian und sein Gemainer (=Mit- besitzer) und Heinrich der Lang ebendort (im Unterrain) genannt. Im Gemeindearchiv Haiming, in der noch existierenden, ältesten Dorfordnung und Ehehaft der Gemeinde Haiming, datiert mit Anfang 15. Jahrhundert, findet sich auch ein früher Hinweis auf Schlierenzau. In dieser alten Ur- kunde geht es unter anderem um die Erhaltung der Wege und Brü- cken durch Schlierenzau. Die Verfolgung der Täufer (Wie- dertäufer) machte auch vor dem kleinen Weiler Schlierenzau nicht halt. So findet man in der Be- schreibung über das Täufertum und den Protestantismus in Öster- reich folgenden Eintrag: „31. Juli 1545: In der Schlierenzau soll ein Haus liegen, wo sich die Wieder- täufer zusammenfinden“. Ein weiterer Bezug zu Schlieren- zau findet sich dann in einer Ur- kunde vom 30.1.1644 – dabei geht es um die Erneuerung und Erwei- terung der 200 Jahre alten, ziem- lich ausführlichen Ehehaft, um besonders die seit 1618 erfolgte Zuwanderung zu regeln. Die Ehe- haftordnung betrifft grundherr- liche Abgaben, Weiderechte in Magerbach usw. und bezieht sich auch auf die Höfe in Schlieren- zau. Ein nächster Hinweis findet sich dann in einer Urkunde vom 6.9.1740 als die Waldkommission der o.ö. Hofkammer auf Bitte der Gemeinde Haiming den Verkauf der Gründe zu Untermagerbach, zu Unterrain, Schlierenzau und Riedern, welche dem Hofbauamt mit 23 Kronen Grundzins unter- worfen sind, bewilligt. 24. Jänner 1741 Waldaufteilungsprotokoll, was denen von Magerbach, Schlie- renzau, Unterrrain und Riedern zuzuteilen ist. 1747 Bau der ersten Kapelle in Schlie- renzau. Der Curat von Haiming, Bartlme Steiger, machte über den Pfarrer von Silz und den Dekan von Flaurling beim Bischof von Brixen die Eingabe zur Errichtung eines Kreuzweges in einer zu er- richtenden Kapelle „bei einer Be- hausung eine gute halbe Stund von der Kirchen gelegen“. Die Be- hausung sollte bei dreißig Schritt von der Behausung entlegen sein. Es ist anzunehmen, dass es sich um Schlierenzau handelt. 1851 Volkszählung – in Schlierenzau gibt es 5 Häuser mit 10 Familien (25 Männer, 29 Frauen) und 54 Personen. 1854 Josef Valte, ein ehelicher Sohn von Christian Valte und Maria Santer, geboren am 27.8.1823, wandert nach Amerika aus. Ein letztes Lebenszeichen von ihm gibt es am 6.1.1875 aus Cincinnati. Die neue Kapelle in Schlierenzau wurde 1990 eingeweiht. 1857 Anlegung des Franziszeischen Ka- tasters. Folgende Eigentümer sind angeführt: Jakob Raffl, Krisanth Etschmann, Josef Schöpf, Johann Valte, David Larcher, Ludwig Raf- fl, Josef Valte, Josef Götsch, Franz Leitner. 1902 Am 29. März stirbt der älteste Gemeindebürger, Johann Valte vulgo Hannesle, im Alter von 91 Jahren. Der Verblichene soll trotz seines hohen Alters bis in die letz- ten Tage körperlich wie geistig fast „jugendfrisch“ gewesen sein. 1907 Ab 1. März 1907 wird der neue Landbriefträgerdienst auch für Schlierenzau eingeführt. Dieser Dienst wird jeden Montag, Mitt- woch und Freitag besorgt. 1917 Am 30. Juni abends kam im Wei- ler Schlierenzau ein Feuer zum Ausbruch. Fünf der nebeneinan- der stehenden Häuser wurden ein Raub der Flammen. Dadurch wurden vier Familien obdachlos, Menschenleben waren keine zu beklagen, die Gefahr war aber groß, denn die seit fünf Jahren bettlägerige Anna Schöpf wurde nur mit größter Mühe und Not in Sicherheit gebracht. An Vieh ka- men elf Schweine, zwei Ziegen, zwei Kälber, ein Jahrkalb und ein Stier in den Flammen um. Die Löscharbeiten gestalteten sich schwierig, weil die im 1. Weltkrieg stehenden Männer fehlten. Die wenigen anwesenden Männer, zur Hälfte Urlauber, waren als Stei- ger tätig, während die Feuerwehr- spritze bei Nacht von Russen und beim Tag zum Großteil von Frauen und Mädchen bedient wurde. Als Brandursache wurde ein Kamin- brand angenommen. 1928 Das schwere Unwetter vom 9. Juli hat vor allem in Schlierenzau zu großen Schäden geführt. Ein Hagelschlag hat die Ernte beina- he vollständig zerstört, vor allem Sommer 2019 den „Tirggn“. Außerdem ist der einige Jahre zuvor unter großen Opfern hergestellte Graben zur Bewässerung der Felder vernich- tet worden. 1931 Am 12.7. überquert der 50-jäh- rige Gutspächter Alois Höllriegl aus Schlierenzau mit seinem Fahrrad die Eisenbahnbrücke über die Ötztaler Ache, wird vom herannahenden Zug erfasst und getötet. 1954 Bau der Hängebrücke (früher wur- den durch einen Fährdienst Wa- ren und Personen von Schlieren- zau an das andere Ufer gebracht). 1989 Am 12. Juli 1989 erfolgt der Bau- beginn zur neuen Kapelle. Als Baumeister fungierte Johann Pohl. Die alte Kapelle wurde durch den Brand von 1917 beschädigt und 1970 abgetragen. Eingeweiht wurde die neue Marien-Kapelle am 9. September 1990 durch Bi- schof Reinhold Stecher. In einem Schlierenzauer Stadel befindet sich auch das Motorrad- museum von Günther Raffl mit vielen wertvollen Exponaten aus verschiedenen Zeitepochen. Im Vorjahr hat der eifrige Sammler zu einem Fest auf dem Dorfplatz geladen, dabei konnte auch das Museum besichtigt werden. Mit 13. Juni 2019 sind in Schlie- renzau 132 Einwohner (70 weib- lich, 62 männlich) gemeldet (130 Hauptwohnsitze, zwei Zweit- wohnsitze), die in 51 Haushalten wohnen. Quellen: Die Gemeindearchive des Bezirkes Imst; Sebastian Hölzl; Innsbruck 1995; ISBN 3-901464- 03-4; Haiming – Ortsbild und Geschichte; Hofer, Bachler; 1979. Chronikarchiv Haiming. Diverse Zeitungsartikel. (Text und Foto: Manfred Weglei- ter) Seite 19 L