´s Dorfblattl Haiming
Ein Blick in die Vergangenheit
Geschichtliche Spuren zum Ortsteil Schlierenzau
aut Steuerliste des Gerichtes
St. Petersberg aus dem Jahre
1325 wird für „Schlierntzewe“ ein
Asprian und sein Gemainer (=Mit-
besitzer) und Heinrich der Lang
ebendort (im Unterrain) genannt.
Im Gemeindearchiv Haiming, in
der noch existierenden, ältesten
Dorfordnung und Ehehaft der
Gemeinde Haiming, datiert mit
Anfang 15. Jahrhundert, findet
sich auch ein früher Hinweis auf
Schlierenzau. In dieser alten Ur-
kunde geht es unter anderem um
die Erhaltung der Wege und Brü-
cken durch Schlierenzau.
Die Verfolgung der Täufer (Wie-
dertäufer) machte auch vor dem
kleinen Weiler Schlierenzau nicht
halt. So findet man in der Be-
schreibung über das Täufertum
und den Protestantismus in Öster-
reich folgenden Eintrag: „31. Juli
1545: In der Schlierenzau soll ein
Haus liegen, wo sich die Wieder-
täufer zusammenfinden“.
Ein weiterer Bezug zu Schlieren-
zau findet sich dann in einer Ur-
kunde vom 30.1.1644 – dabei geht
es um die Erneuerung und Erwei-
terung der 200 Jahre alten, ziem-
lich ausführlichen Ehehaft, um
besonders die seit 1618 erfolgte
Zuwanderung zu regeln. Die Ehe-
haftordnung betrifft grundherr-
liche Abgaben, Weiderechte in
Magerbach usw. und bezieht sich
auch auf die Höfe in Schlieren-
zau. Ein nächster Hinweis findet
sich dann in einer Urkunde vom
6.9.1740 als die Waldkommission
der o.ö. Hofkammer auf Bitte der
Gemeinde Haiming den Verkauf
der Gründe zu Untermagerbach,
zu Unterrain, Schlierenzau und
Riedern, welche dem Hofbauamt
mit 23 Kronen Grundzins unter-
worfen sind, bewilligt.
24. Jänner 1741
Waldaufteilungsprotokoll, was
denen von Magerbach, Schlie-
renzau, Unterrrain und Riedern
zuzuteilen ist.
1747
Bau der ersten Kapelle in Schlie-
renzau. Der Curat von Haiming,
Bartlme Steiger, machte über den
Pfarrer von Silz und den Dekan
von Flaurling beim Bischof von
Brixen die Eingabe zur Errichtung
eines Kreuzweges in einer zu er-
richtenden Kapelle „bei einer Be-
hausung eine gute halbe Stund
von der Kirchen gelegen“. Die Be-
hausung sollte bei dreißig Schritt
von der Behausung entlegen sein.
Es ist anzunehmen, dass es sich
um Schlierenzau handelt.
1851
Volkszählung – in Schlierenzau
gibt es 5 Häuser mit 10 Familien
(25 Männer, 29 Frauen) und 54
Personen.
1854
Josef Valte, ein ehelicher Sohn
von Christian Valte und Maria
Santer, geboren am 27.8.1823,
wandert nach Amerika aus. Ein
letztes Lebenszeichen von ihm
gibt es am 6.1.1875 aus Cincinnati.
Die neue Kapelle in Schlierenzau wurde 1990 eingeweiht.
1857
Anlegung des Franziszeischen Ka-
tasters. Folgende Eigentümer sind
angeführt: Jakob Raffl, Krisanth
Etschmann, Josef Schöpf, Johann
Valte, David Larcher, Ludwig Raf-
fl, Josef Valte, Josef Götsch, Franz
Leitner.
1902
Am 29. März stirbt der älteste
Gemeindebürger, Johann Valte
vulgo Hannesle, im Alter von 91
Jahren. Der Verblichene soll trotz
seines hohen Alters bis in die letz-
ten Tage körperlich wie geistig
fast „jugendfrisch“ gewesen sein.
1907
Ab 1. März 1907 wird der neue
Landbriefträgerdienst auch für
Schlierenzau eingeführt. Dieser
Dienst wird jeden Montag, Mitt-
woch und Freitag besorgt.
1917
Am 30. Juni abends kam im Wei-
ler Schlierenzau ein Feuer zum
Ausbruch. Fünf der nebeneinan-
der stehenden Häuser wurden
ein Raub der Flammen. Dadurch
wurden vier Familien obdachlos,
Menschenleben waren keine zu
beklagen, die Gefahr war aber
groß, denn die seit fünf Jahren
bettlägerige Anna Schöpf wurde
nur mit größter Mühe und Not in
Sicherheit gebracht. An Vieh ka-
men elf Schweine, zwei Ziegen,
zwei Kälber, ein Jahrkalb und ein
Stier in den Flammen um. Die
Löscharbeiten gestalteten sich
schwierig, weil die im 1. Weltkrieg
stehenden Männer fehlten. Die
wenigen anwesenden Männer,
zur Hälfte Urlauber, waren als Stei-
ger tätig, während die Feuerwehr-
spritze bei Nacht von Russen und
beim Tag zum Großteil von Frauen
und Mädchen bedient wurde. Als
Brandursache wurde ein Kamin-
brand angenommen.
1928
Das schwere Unwetter vom 9.
Juli hat vor allem in Schlierenzau
zu großen Schäden geführt. Ein
Hagelschlag hat die Ernte beina-
he vollständig zerstört, vor allem
Sommer 2019
den „Tirggn“. Außerdem ist der
einige Jahre zuvor unter großen
Opfern hergestellte Graben zur
Bewässerung der Felder vernich-
tet worden.
1931
Am 12.7. überquert der 50-jäh-
rige Gutspächter Alois Höllriegl
aus Schlierenzau mit seinem
Fahrrad die Eisenbahnbrücke
über die Ötztaler Ache, wird vom
herannahenden Zug erfasst und
getötet.
1954
Bau der Hängebrücke (früher wur-
den durch einen Fährdienst Wa-
ren und Personen von Schlieren-
zau an das andere Ufer gebracht).
1989
Am 12. Juli 1989 erfolgt der Bau-
beginn zur neuen Kapelle. Als
Baumeister fungierte Johann
Pohl. Die alte Kapelle wurde durch
den Brand von 1917 beschädigt
und 1970 abgetragen. Eingeweiht
wurde die neue Marien-Kapelle
am 9. September 1990 durch Bi-
schof Reinhold Stecher.
In einem Schlierenzauer Stadel
befindet sich auch das Motorrad-
museum von Günther Raffl mit
vielen wertvollen Exponaten aus
verschiedenen Zeitepochen. Im
Vorjahr hat der eifrige Sammler
zu einem Fest auf dem Dorfplatz
geladen, dabei konnte auch das
Museum besichtigt werden.
Mit 13. Juni 2019 sind in Schlie-
renzau 132 Einwohner (70 weib-
lich, 62 männlich) gemeldet (130
Hauptwohnsitze, zwei Zweit-
wohnsitze), die in 51 Haushalten
wohnen.
Quellen: Die Gemeindearchive
des Bezirkes Imst; Sebastian Hölzl;
Innsbruck 1995; ISBN 3-901464-
03-4; Haiming – Ortsbild und
Geschichte; Hofer, Bachler; 1979.
Chronikarchiv Haiming. Diverse
Zeitungsartikel.
(Text und Foto: Manfred Weglei-
ter)
Seite 19
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