´s Dorfblattl Haiming
Der Kultur auf der Spur:
Wetter - Reminiszenzen
Der „Stier“ vom Tschirgant
Über´s Wetter ...
… hat man immer schon gere-
det, wohl auch deshalb, weil es
früher den Fortgang der Arbei-
ten bestimmte und heute die
Freizeitaktivitäten in besonde-
rem Maße beeinflusst. Daher
warten alle so begierig auf den
Wetterbericht. Früher betrie-
ben die Bauern eigene Studien.
Für sie waren Schwalben gute
Wetterpropheten. Es galt die
Regel: Fliegen sie hoach, so ist
gutes Wetter zu erwarten, flie-
gen sie tiaf, so ist Regen in Aus-
sicht. Dieses Verhalten ist auch
leicht nachzuvollziehen, da je
nach Witterung, alle Insekten,
die den Schwalben als Nahrung
dienen, sich in verschiedenen
Luftregionen aufhalten. Es hieß
auch: Wenn bei trübem Wetter
die Mücken tanzen, dann darf
man auf sonnige Tage hoffen.
Und: Wenn bei Regen die Eule
ruft, wird es gewiss schön; auch
glaubte man erkannt zu haben:
Lässt der Uhu bei schönem Wet-
ter seinen Ruf erschallen, lått
´s Wetter um. Raben, die vom
Hausdach krächzten, kündeten
ein aufziehendes Gewitter an,
vielleicht wurden sie deshalb als
Unglücksboten denunziert. Wei-
ters galt: Wenn Hennen im Sånd
bådn und abends frühzeitig den
Stall aufsuchen oder morgens
nicht heraus wollen, so wird man
den Regenschirm brauchen. Tol-
len die Spatzen im Straßenstaub,
so ist das ein Signal dafür, dass
bald dunkle Wolken den Tschir-
gant umhüllen werden. -
Auch der Tschirgant dient seit
altersher als verlässlicher Wet-
terprophet, es heißt:
„Håt der Tschirgant an Sabl,
weard ´s Wetter miserabl, håt er
an Krågn, kånnsch ´n Aufstieg
wågn, håt er an Huët weard ´s
wiedar guët“.
Die Krone der Wetterpropheten
geziemt aber zweifellos den Gig-
gelern; ihnen verdanken wir die
verlässlichste Prognose: „Wenn
der Hahn kräht auf dem Mist, so
ändert sich das Wetter, oder es
bleibt wie es ist.“
Johann Zauner
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Bis in die jüngste Zeit herauf
wurden im allgemeinen Sprach-
gebrauch die Begriffe Klima und
Wetter als Synonyme verwendet.
Das hat sich mit dem Umsichgrei-
fen der großen Sorge bezüglich
des „Klimawandels“ geändert.
Während „Wetter“ nunmehr als
beschreibender Oberbegriff für
Sonnenscheindauer, Tempera-
turen, Niederschläge und Wind-
verhältnisse usw. in einer Region
verwendet wird, sieht man das
Klima als Aufeinanderfolge ver-
schiedener Wetterzustände mit
ihren tages- und jahreszeitlichen
Schwankungen. Und darüber
erreichen uns täglich Berichte,
die wirklich Anlass zur Sorge ge-
ben: Erderwärmung, Gletscher-
schwund, Dürre, … usw.
Wenn sich also im Jahr 2019 viele
ob des Klimawandels sorgen, so
fürchteten die Menschen früher
bestimmte Wetterphänomene.
Neben Spätfrösten und Hagel
war es auch der „Tschirgant-Stier“,
jener berüchtigte Sturmwind, der
als ungestümer Vorbote einer
Schlechtwetter-Front mächtige
Bäume knickte, Dächer abdeckte,
das Heu von den Stanggern plün-
derte und bedrohlich den Staub
auf Murkegeln aufwirbelte.
Den Haimingern hat er schon
Für Radtouren im Mittleren Oberinntal ist gut zu wissen: Bei Hochdruckwetter
strömt am Vormittag die Luft ins Unterland ab; dieser Westwind ist an der
Apfelstraße der „Obere“. Je nach Jahreszeit und Thermikbedingungen
wechselt dann zwischen 11 und 13 Uhr die Windrichtung um 180 Grad; dieser
Ostwind hat schon manchen Radfahrern auf der Heimfahrt Mühe bereitet. -
Gegen den „Stier vom Tschirgant“ wäre aber jeder Radler chancenlos.
viele angstvolle Stunden be-
schert; am schlimmsten dürfte
es aber am 3. Juli 1897 gewesen
sein, als er eine Spur der Verwü-
stung durch die Region zog und
in Haiming einen Brand anfachte,
der das Dorf in Schutt und Asche
legte.
In Oetz wurde einer Glocke der
Ehrentitel „Stier“ zuteil – und das
kam so: Dieser Ort war öfters von
Muren bedroht. Um diese Gefahr
abzuwehren, erkoren sich die
Pfarrkinder den heiligen Georg
als Fürsprecher im Himmel und
rüsteten das Oetzer G´läut mit ei-
ner Wetterglocke auf. Über den
Erfolg wurde vermerkt: Als ein
Bauer auf der Achenberger Alm
Schutz suchte, habe er deutlich
gehört, wie eine Hexe zur ande-
ren sagte: „Schuib, schuib“. Die
andere habe darauf erwidert: „I
derschuibs numma, der Oetzer
Stier brüllt.“
Der Sachverhalt mag zunächst
wirr wirken, ist klar und lässt sich
auch so schildern:
Wetterhexen trachten danach,
die Gewitterwolken gegen den
alles überragenden Acherkogel
zu schieben, damit diese dort
in ihrer Zwangslage das Wasser
schaffelweise ausschütten, um
Muren gegen Ötz ins Rutschen
zu bringen.
(Text und Foto: Johann Zauner)
Nachruf Johann Zoller
Trauer um Hans Zoller
Mit Hans Zoller verliert Haiming
einen engagierten Sänger.
A
m 5. Juni 2019 ist Johann
Zoller „Franzefn“ oder
„Nachtwächters Hans“, wie er
von vielen genannt wurde, im
Alter von 71 Jahren gestorben.
Die „Forchetsänger“ und der
„Forchet Viergesang“ trauern
um das Gründungsmitglied und
engagierten Bassisten. Er war
schon vor der Vereinsgründung
mit dem späteren Gründer und
Chorleiter Arthur Mayr im Vier-
gesang tätig. Immer und über-
all, wo „ gesungen und gespielt“
wurde, war er anzutreffen. Er
war auch Im Kirchenchor viele
Jahre ein verlässlicher Sänger
und Kamerad.
Hans Zoller ist vielen Bürge-
rinnen und Bürgern, über die
Gemeindegrenzen hinaus, als
Sommer 2019
freundlicher und jederzeit hilfs-
bereiter Mensch in bester Erin-
nerung. Wenn irgendwo Hilfe
notwendig wurde, war er als
einer der ersten zur Stelle. Wenn
es um Themen zum Umwelt-und
Klimaschutz, wenn es um Wehr-
haftigkeit und Gerechtigkeit zu
kämpfen ging, wenn Menschen
in Not waren, trat Hans Zoller un-
erschrocken für jene ein, die Hilfe
und Unterstützung brauchten.
Die Forchetsänger und Sänge-
rinnen, der Forchet Viergesang,
die Mitglieder des Kirchenchores
und viele Freunde werden ihn in
bester Erinnerung behalten.
(Text: Anton Raffl; Foto: Walter
Kurz)