's Dorfblattl Haiming - Digitalausgabe Dorfblattl Haiming Sommer 2019 - 03/19 | Page 18

´s Dorfblattl Haiming Der Kultur auf der Spur: Wetter - Reminiszenzen Der „Stier“ vom Tschirgant Über´s Wetter ... … hat man immer schon gere- det, wohl auch deshalb, weil es früher den Fortgang der Arbei- ten bestimmte und heute die Freizeitaktivitäten in besonde- rem Maße beeinflusst. Daher warten alle so begierig auf den Wetterbericht. Früher betrie- ben die Bauern eigene Studien. Für sie waren Schwalben gute Wetterpropheten. Es galt die Regel: Fliegen sie hoach, so ist gutes Wetter zu erwarten, flie- gen sie tiaf, so ist Regen in Aus- sicht. Dieses Verhalten ist auch leicht nachzuvollziehen, da je nach Witterung, alle Insekten, die den Schwalben als Nahrung dienen, sich in verschiedenen Luftregionen aufhalten. Es hieß auch: Wenn bei trübem Wetter die Mücken tanzen, dann darf man auf sonnige Tage hoffen. Und: Wenn bei Regen die Eule ruft, wird es gewiss schön; auch glaubte man erkannt zu haben: Lässt der Uhu bei schönem Wet- ter seinen Ruf erschallen, lått ´s Wetter um. Raben, die vom Hausdach krächzten, kündeten ein aufziehendes Gewitter an, vielleicht wurden sie deshalb als Unglücksboten denunziert. Wei- ters galt: Wenn Hennen im Sånd bådn und abends frühzeitig den Stall aufsuchen oder morgens nicht heraus wollen, so wird man den Regenschirm brauchen. Tol- len die Spatzen im Straßenstaub, so ist das ein Signal dafür, dass bald dunkle Wolken den Tschir- gant umhüllen werden. - Auch der Tschirgant dient seit altersher als verlässlicher Wet- terprophet, es heißt: „Håt der Tschirgant an Sabl, weard ´s Wetter miserabl, håt er an Krågn, kånnsch ´n Aufstieg wågn, håt er an Huët weard ´s wiedar guët“. Die Krone der Wetterpropheten geziemt aber zweifellos den Gig- gelern; ihnen verdanken wir die verlässlichste Prognose: „Wenn der Hahn kräht auf dem Mist, so ändert sich das Wetter, oder es bleibt wie es ist.“ Johann Zauner Seite 18 Bis in die jüngste Zeit herauf wurden im allgemeinen Sprach- gebrauch die Begriffe Klima und Wetter als Synonyme verwendet. Das hat sich mit dem Umsichgrei- fen der großen Sorge bezüglich des „Klimawandels“ geändert. Während „Wetter“ nunmehr als beschreibender Oberbegriff für Sonnenscheindauer, Tempera- turen, Niederschläge und Wind- verhältnisse usw. in einer Region verwendet wird, sieht man das Klima als Aufeinanderfolge ver- schiedener Wetterzustände mit ihren tages- und jahreszeitlichen Schwankungen. Und darüber erreichen uns täglich Berichte, die wirklich Anlass zur Sorge ge- ben: Erderwärmung, Gletscher- schwund, Dürre, … usw. Wenn sich also im Jahr 2019 viele ob des Klimawandels sorgen, so fürchteten die Menschen früher bestimmte Wetterphänomene. Neben Spätfrösten und Hagel war es auch der „Tschirgant-Stier“, jener berüchtigte Sturmwind, der als ungestümer Vorbote einer Schlechtwetter-Front mächtige Bäume knickte, Dächer abdeckte, das Heu von den Stanggern plün- derte und bedrohlich den Staub auf Murkegeln aufwirbelte. Den Haimingern hat er schon Für Radtouren im Mittleren Oberinntal ist gut zu wissen: Bei Hochdruckwetter strömt am Vormittag die Luft ins Unterland ab; dieser Westwind ist an der Apfelstraße der „Obere“. Je nach Jahreszeit und Thermikbedingungen wechselt dann zwischen 11 und 13 Uhr die Windrichtung um 180 Grad; dieser Ostwind hat schon manchen Radfahrern auf der Heimfahrt Mühe bereitet. - Gegen den „Stier vom Tschirgant“ wäre aber jeder Radler chancenlos. viele angstvolle Stunden be- schert; am schlimmsten dürfte es aber am 3. Juli 1897 gewesen sein, als er eine Spur der Verwü- stung durch die Region zog und in Haiming einen Brand anfachte, der das Dorf in Schutt und Asche legte. In Oetz wurde einer Glocke der Ehrentitel „Stier“ zuteil – und das kam so: Dieser Ort war öfters von Muren bedroht. Um diese Gefahr abzuwehren, erkoren sich die Pfarrkinder den heiligen Georg als Fürsprecher im Himmel und rüsteten das Oetzer G´läut mit ei- ner Wetterglocke auf. Über den Erfolg wurde vermerkt: Als ein Bauer auf der Achenberger Alm Schutz suchte, habe er deutlich gehört, wie eine Hexe zur ande- ren sagte: „Schuib, schuib“. Die andere habe darauf erwidert: „I derschuibs numma, der Oetzer Stier brüllt.“ Der Sachverhalt mag zunächst wirr wirken, ist klar und lässt sich auch so schildern: Wetterhexen trachten danach, die Gewitterwolken gegen den alles überragenden Acherkogel zu schieben, damit diese dort in ihrer Zwangslage das Wasser schaffelweise ausschütten, um Muren gegen Ötz ins Rutschen zu bringen. (Text und Foto: Johann Zauner) Nachruf Johann Zoller Trauer um Hans Zoller Mit Hans Zoller verliert Haiming einen engagierten Sänger. A m 5. Juni 2019 ist Johann Zoller „Franzefn“ oder „Nachtwächters Hans“, wie er von vielen genannt wurde, im Alter von 71 Jahren gestorben. Die „Forchetsänger“ und der „Forchet Viergesang“ trauern um das Gründungsmitglied und engagierten Bassisten. Er war schon vor der Vereinsgründung mit dem späteren Gründer und Chorleiter Arthur Mayr im Vier- gesang tätig. Immer und über- all, wo „ gesungen und gespielt“ wurde, war er anzutreffen. Er war auch Im Kirchenchor viele Jahre ein verlässlicher Sänger und Kamerad. Hans Zoller ist vielen Bürge- rinnen und Bürgern, über die Gemeindegrenzen hinaus, als Sommer 2019 freundlicher und jederzeit hilfs- bereiter Mensch in bester Erin- nerung. Wenn irgendwo Hilfe notwendig wurde, war er als einer der ersten zur Stelle. Wenn es um Themen zum Umwelt-und Klimaschutz, wenn es um Wehr- haftigkeit und Gerechtigkeit zu kämpfen ging, wenn Menschen in Not waren, trat Hans Zoller un- erschrocken für jene ein, die Hilfe und Unterstützung brauchten. Die Forchetsänger und Sänge- rinnen, der Forchet Viergesang, die Mitglieder des Kirchenchores und viele Freunde werden ihn in bester Erinnerung behalten. (Text: Anton Raffl; Foto: Walter Kurz)