's Dorfblattl Haiming - Digitalausgabe Dorfblattl Haiming Sommer 2017 - 03/17 | Page 19

´s Dorfblattl Haiming Aus der Geschichte Großbrand in Haiming vor 120 Jahren ie Feuersbrunst vom 3. Juli 1897 geht als eines der dun- kelsten Kapitel in die Geschich- te unserer Gemeinde ein. An diesem Samstag vor 120 Jahren brannte das Haiminger Dorf na- hezu zur Gänze nieder. 67 Häu- ser fielen dem Feuer zum Opfer, auch ein Menschenleben war zu beklagen. Bald setzte eine große Welle von Hilfsbereitschaft ein und mit unvorstellbarer Energie, Zuversicht und mit starkem Wil- len gingen die Haiminger daran, ihr Dorf neu aufzubauen. Gegen drei Uhr morgens er- wachte der Bauer Karl Hocheg- ger durch einen Feuerschein, der seine Schlafkammer erhellte. Er sprang zum Fenster und sah eine Flammensäule, die sich an der nordwestlichen Ecke des ge- genüberliegenden Stadels des Alois Nagele, Hausnummer 56, durch das Dach erhob. Hocheg- ger schlug sofort Alarm, doch die herbeigeeilten Leute waren nicht mehr in der Lage, dem Feuer Ein- halt zu gebieten, da der Wind die Flammen nährte. Bald stand das ganze Unterdorf in Flammen, zum Unglück wechselte der Wind und trug die Feuerfunken wie- der aufwärts. Mit einer rasenden Geschwindigkeit griff das Feuer um sich und innerhalb von drei Stunden stand der größte Teil des Dorfes in Flammen. Der Mühl- bach war zum Zwecke der Bewäs- serung abgekehrt und es dauerte eine Weile bis dessen Wasser zur Verfügung stand. Widum und Mesnerhaus wurden auch ein Raub der Flammen, das Schul- haus konnte mit Mühe gerettet werden. Verschont blieben die Kirche und der westliche Teil des Dorfes, dort wo der Gasthof Ster- zinger steht. Vom eigentlichen Dorf Haiming blieben insgesamt 15 Häuser verschont. Der Brand forderte auch ein Menschenle- ben: Die 52-jährige, taubstumme Helene Stigger, verbrannte in ih- rer Küche. Ein irdenes Schüssel- chen, das in der Totenkapelle in einer Kiste zu sehen war, barg die Überreste der Armen. Außer der Ortsfeuerwehr ka- men den Haimingern auch die Feuerwehren von Silz, Oetz, Sautens, Karres, Imst, Karrösten, Mötz, Stams, Rietz und Oberh- ofen zu Hilfe. Die Löscharbeit gestaltete sich durch den Man- gel an Wasser, durch den Wind und die ungeheure Trockenheit der Objekte, sowie durch die Menge des erst eingebrachten Heues sehr schwierig. Die Ret- tungsmaßnahmen wurden von Bezirkshauptmann Daum koor- diniert. Die 10. und 11. Landes- schützenkompanie von Imst hielt am Samstag und Sonntag den Wachdienst. Ebenso waren drei Gendarmen von Silz, zwei von Telfs und je einer von Nassereith und Imst anwesend. Aus der nä- heren und weiteren Umgebung erschienen eine große Menge an Neugierigen, so dass abends an der Haltestelle für einzelne Sta- tionen keine Fahrkarten mehr vorhanden waren. In der Nacht zum Sonntag übernachteten die meisten Abbrändler im Frei- en, am nächsten Tag haben sie in der Steigge, Magerbach, Silz und Roppen bei Freunden und Bekannten Zuflucht gesucht. Der geschätzte Schaden betrug über 173.000 Gulden. Sofort wurde ein Hilfskomitee unter Leitung von Gemeinde- vorsteher Alois Zoller, Schmie- demeister Johann Schilcher, Ko- operator Joel Eberhart, Pfarrer Anton Senn, den Gemeinderäten Josef Haid und Eduard Köttner sowie Alois Raffl gebildet. Nun folgte eine Welle unvorstellbarer Hilfsbereitschaft. Gemeinden, Vereine und Privatpersonen aus dem ganzen Land unterstützten die armen Abbrändler mit Geld, Sachleistungen, Arbeitsdiensten und organisierten Bälle, deren Reinerlös für die Haiminger zur Verfügung gestellt wurde. Be- reits am 10. Juni 1898 konnte das Hilfskomitee unter Vorsteher Alois Zoller seine Tätigkeit ein- stellen und in den Innsbrucker Nachrichten vom 15. Juni eine Danksagung schalten. Haiming war durch den Mut und Fleiß der Abbrändler und die großartige Hilfe von außen auferstanden. Schon bald konnte man die Ur- sache des Brandes eruieren, es handelte sich um Brandstiftung. Daria P., 34 Jahre alt, hatte, von ih- rem Vater Josef P. (71) angestiftet, schon am 11. Oktober 1896 einen Brand gelegt, damals fielen dem Brand zwei Doppelhäuser zum Opfer. Am 3. Juli 1897 legte sie wiederum Feuer, das beinahe das ganze Dorf in Asche legte. Das Motiv war Rache an den Bewoh- nern von Haiming, weil selbige der Familie keinen Unterstand geben wollten. Daria P. wurde zu 15 Jahren schweren Kerker und ihr Vater Josef P. zu lebensläng- lichem schweren Kerker verur- teilt. Der Sohn Chrysanth P. wurde ebenfalls wegen Brandstiftung in einem vorhergehenden Fall zu acht Jahren Kerker verurteilt. Josef P. starb wenige Monate nach der Tat in der Strafanstalt Suben.(Text: Manfred Wegleiter; Foto: Anton Raffl) Das Haiminger Dorf liegt in Schutt und Asche. Die Katastrophe vom 3. Juli 1897 führte zu einer großen Welle von Hilfsbereitschaft. Sommer 2017 Seite 19 D