's Dorfblattl Haiming - Digitalausgabe Dorfblattl Haiming Sommer 2016 - 03/16 | Page 15

Firmenportrait aus vergangenen Tagen – „ Eisen Eigl “
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Firmenportrait aus vergangenen Tagen – „ Eisen Eigl “

Recycling als Unternehmensphilosophie

Schrott gilt als Müll und wird gern aus unserem Blickfeld verbannt . Adolf Eigl aus Ötztal Bahnhof hat gezeigt , was in altem Eisen steckt und hat mit Handel und Wiederverwertung von Schrott und später auch von Altpapier erfolgreiche Firmen aufgebaut .

Adolf Eigl wurde 1942 geboren und wuchs erst in Angath , dann in Ötztal Bahnhof auf , wo Vater Karl als Schmied beim Kraftwerksbau arbeitete . 1954 bauten Adolfs Eltern am „ Eiglbichl “ ihr Haus . Nach der Kaufmannslehre bei Eisen Gstrein in Imst stieg Adolf bei seinem Bruder Karl in den Alteisenhandel ein . Die Brüder sammelten Alteisen , um es wieder zu verkaufen .
Ende der 50er Jahre lernte Adolf Eigl seine spätere Frau Irmgard , die in der Gemischtwarenhandlung Mayr und später im Lebensmittelgeschäft Wegleiter in Ötztal Bahnhof arbeitete , kennen . Nach der Hochzeit 1963 freute sie sich das Paar über die Kinder Petra , Klaus und Toni .
Karls Betrieb ging in Konkurs und Adolfs neuer Arbeitgeber , der große Schrotthändler Schaufler , übertrug ihm als Platzmeister die gesamte Organisation der Filiale Solbad Hall . Die Schließung
Adolf Eigl demonstriert dem damaligen Landesrat Hermann Eigentler die glasklare Qualität der Abwässer von Eisen Eigl dieses Betriebes ließ Adolf und seine Frau Irmgard einen mutigen Schritt setzen . Mit einem VW-Pritschenwagen und viel Fachkenntnis im Gepäck machten sie sich mit „ Eisen Eigl “ selbständig und wurden kompetente Partner für Schrott- , Autowrackund Metallentsorgungen . Die Firma war zunächst beim „ alten Müllplatz “ an der Bundesstraße angesiedelt . Später entstand das Werksgelände direkt am Bahnhof . Von überall her wurden die Autowracks angekauft und mit der neu angeschafften Autopresse zu einem Paket „ verschrottet “. lrmgard Eigl hielt das gesamte Büro am Laufen .
Die Aufbruchsstimmung im Bereich „ Recycling “ war in den 70er Jahren enorm . Für Eigl bot es sich an , seinen Radius auf den Handel mit Altpapier auszudehnen . Ein erster Durchbruch gelang mit der Übernahme des Altpapieres der Innsbrucker „ Wagnerischen “ Buchdruckerei . Andreas Matt bearbeitete als erster Mitarbeiter der Firma in der Druckerei in der Museumstraße pro Jahr etwa 1000 Tonnen Papierverschnitt . Um als damals noch kleiner Betrieb am Ball zu bleiben , holte Eigl die Genehmigung bei LH Wallnöfer ein , im Rahmen des Accordino-Abkommens über der Brennergrenze verkaufen zu dürfen .
Auch das Altpapier von Privathaushalten wurde nun wiederverwertet . Eigl organisierte über das Rote Kreuz die Altpapiersammlungen in Innsbruck . Die ÖBB bot der aufstrebenden Firma die Möglichkeit zum Bau eines Firmengebäudes auf Völser Bahngrund an . Dort entstanden ein Lager , Vorrichtungen zum Pressen und Sortieren des Papiers und ein großes Förderband . Mit direktem Gleisanschluss wurde die Ware in diverse Länder exportiert .
Adolf brachte sich auf Kongressen und Ausstellungen neuerlich auf
Sommer 2016
Irmgard und Adolf Eigl freuen sich an ihrem Lebenswerk
den aktuellen Wissenstand . Gerne erzählt er von Begegnungen und innovativen Entdeckungen in verschiedenen Ländern der Welt und schmunzelnd vom Handshake mit Prinz Charles in Birmingham . Eigl war immer ein findiger Unternehmer . 1989 entstand auf Adolfs Initiative ein Sammelsystem von Kartonagen unter dem Namen GESTRA = Geschäftsstraßenentsorgung . Damals wie heute stell ( t ) en Geschäfte an bestimmten Wochentagen ihre Kartons auf die Straße und ein Press-LKW nahm bzw . nimmt die Ware mit . Was in Landeck auf Initiative der Firma Eigl erfolgreich begann , wurde im ganzen Land fortgesetzt . Mit der Verpackungsverordnung ARO wurde die Durchführung der GE- STRA unter Eigls Mitwirkung in Österreich verankert .
1984 baute Eigl die große Papierhalle in der Wiesrainstraße in Ötztal-Bahnhof . Einige Jahre später entstand eine weitere Altpapierhalle mit Gleisanschluss in Zirl auf dem Gelände der Firma RE-PLAST , welches von Eigl gekauft wurde . Mit RE-PLAST kam das Recycling von Kunststoff als weiterer Bereich der Wiederverwertung hinzu .
Recycling ist mit Umweltschutz eng verbunden , so auch bei Eisen Eigl . Ein unterirdischer Wasserspeicher von 2 m Durchmesser in Ötztal-Bahnhof nahm die Ab- wässer auf , sie wurden gereinigt und versickerten in „ Trinkwasserqualität “. Davon konnte man sich bis in 42 m Tiefe jederzeit durch Probenentnahme überzeugen .
Bei „ Eisen Eigl “ wurden zuletzt 50.000 Tonnen Altwaren pro Jahr verwertet . Mit 110 Beschäftigten und einem Fuhrpark von 30 LKWs war Eigl unter den Marktführern . Ein Erfolg , den er , wie Eigl sagt , zu großen Teilen seinen „ besten Mitarbeitern , die man nur haben kann “ verdankt .
Nach einem sehr arbeitsreichen Leben war 2006 Zeit für den Verkauf des größten Teiles der Betriebe . Mit der Pension begann ein völlig neuer Lebensabschnitt mit Freiheit in der Gestaltung des Tages und Reisen in Länder auf der ganzen Welt . Ein spezielles Reiseziel für Adolf ist Brasilien , wo er mit einer aus Haimingerberg stammenden Familie in Verbindung ist .
Adolf Eigl hat mit seiner Frau Irmgard umsichtig und kompetent starke Unternehmen geschaffen und diese in Topzustand verkauft . Beide haben ihren wirtschaftlichen Beitrag für Haiming geleistet . Nun steht das Privatleben an erster Stelle . Beiden seien noch weitere gute Jahre im „ unruhigen Ruhestand “ und in Gesundheit vergönnt .
( Text : chris ; Fotos : Eigl und erfö )
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Chronik