Firmenportrait aus vergangenen Tagen – „ Eisen Eigl“
´ s Dorfblattl Haiming
Firmenportrait aus vergangenen Tagen – „ Eisen Eigl“
Recycling als Unternehmensphilosophie
Schrott gilt als Müll und wird gern aus unserem Blickfeld verbannt. Adolf Eigl aus Ötztal Bahnhof hat gezeigt, was in altem Eisen steckt und hat mit Handel und Wiederverwertung von Schrott und später auch von Altpapier erfolgreiche Firmen aufgebaut.
Adolf Eigl wurde 1942 geboren und wuchs erst in Angath, dann in Ötztal Bahnhof auf, wo Vater Karl als Schmied beim Kraftwerksbau arbeitete. 1954 bauten Adolfs Eltern am „ Eiglbichl“ ihr Haus. Nach der Kaufmannslehre bei Eisen Gstrein in Imst stieg Adolf bei seinem Bruder Karl in den Alteisenhandel ein. Die Brüder sammelten Alteisen, um es wieder zu verkaufen.
Ende der 50er Jahre lernte Adolf Eigl seine spätere Frau Irmgard, die in der Gemischtwarenhandlung Mayr und später im Lebensmittelgeschäft Wegleiter in Ötztal Bahnhof arbeitete, kennen. Nach der Hochzeit 1963 freute sie sich das Paar über die Kinder Petra, Klaus und Toni.
Karls Betrieb ging in Konkurs und Adolfs neuer Arbeitgeber, der große Schrotthändler Schaufler, übertrug ihm als Platzmeister die gesamte Organisation der Filiale Solbad Hall. Die Schließung
Adolf Eigl demonstriert dem damaligen Landesrat Hermann Eigentler die glasklare Qualität der Abwässer von Eisen Eigl dieses Betriebes ließ Adolf und seine Frau Irmgard einen mutigen Schritt setzen. Mit einem VW-Pritschenwagen und viel Fachkenntnis im Gepäck machten sie sich mit „ Eisen Eigl“ selbständig und wurden kompetente Partner für Schrott-, Autowrackund Metallentsorgungen. Die Firma war zunächst beim „ alten Müllplatz“ an der Bundesstraße angesiedelt. Später entstand das Werksgelände direkt am Bahnhof. Von überall her wurden die Autowracks angekauft und mit der neu angeschafften Autopresse zu einem Paket „ verschrottet“. lrmgard Eigl hielt das gesamte Büro am Laufen.
Die Aufbruchsstimmung im Bereich „ Recycling“ war in den 70er Jahren enorm. Für Eigl bot es sich an, seinen Radius auf den Handel mit Altpapier auszudehnen. Ein erster Durchbruch gelang mit der Übernahme des Altpapieres der Innsbrucker „ Wagnerischen“ Buchdruckerei. Andreas Matt bearbeitete als erster Mitarbeiter der Firma in der Druckerei in der Museumstraße pro Jahr etwa 1000 Tonnen Papierverschnitt. Um als damals noch kleiner Betrieb am Ball zu bleiben, holte Eigl die Genehmigung bei LH Wallnöfer ein, im Rahmen des Accordino-Abkommens über der Brennergrenze verkaufen zu dürfen.
Auch das Altpapier von Privathaushalten wurde nun wiederverwertet. Eigl organisierte über das Rote Kreuz die Altpapiersammlungen in Innsbruck. Die ÖBB bot der aufstrebenden Firma die Möglichkeit zum Bau eines Firmengebäudes auf Völser Bahngrund an. Dort entstanden ein Lager, Vorrichtungen zum Pressen und Sortieren des Papiers und ein großes Förderband. Mit direktem Gleisanschluss wurde die Ware in diverse Länder exportiert.
Adolf brachte sich auf Kongressen und Ausstellungen neuerlich auf
Sommer 2016
Irmgard und Adolf Eigl freuen sich an ihrem Lebenswerk
den aktuellen Wissenstand. Gerne erzählt er von Begegnungen und innovativen Entdeckungen in verschiedenen Ländern der Welt und schmunzelnd vom Handshake mit Prinz Charles in Birmingham. Eigl war immer ein findiger Unternehmer. 1989 entstand auf Adolfs Initiative ein Sammelsystem von Kartonagen unter dem Namen GESTRA = Geschäftsstraßenentsorgung. Damals wie heute stell( t) en Geschäfte an bestimmten Wochentagen ihre Kartons auf die Straße und ein Press-LKW nahm bzw. nimmt die Ware mit. Was in Landeck auf Initiative der Firma Eigl erfolgreich begann, wurde im ganzen Land fortgesetzt. Mit der Verpackungsverordnung ARO wurde die Durchführung der GE- STRA unter Eigls Mitwirkung in Österreich verankert.
1984 baute Eigl die große Papierhalle in der Wiesrainstraße in Ötztal-Bahnhof. Einige Jahre später entstand eine weitere Altpapierhalle mit Gleisanschluss in Zirl auf dem Gelände der Firma RE-PLAST, welches von Eigl gekauft wurde. Mit RE-PLAST kam das Recycling von Kunststoff als weiterer Bereich der Wiederverwertung hinzu.
Recycling ist mit Umweltschutz eng verbunden, so auch bei Eisen Eigl. Ein unterirdischer Wasserspeicher von 2 m Durchmesser in Ötztal-Bahnhof nahm die Ab- wässer auf, sie wurden gereinigt und versickerten in „ Trinkwasserqualität“. Davon konnte man sich bis in 42 m Tiefe jederzeit durch Probenentnahme überzeugen.
Bei „ Eisen Eigl“ wurden zuletzt 50.000 Tonnen Altwaren pro Jahr verwertet. Mit 110 Beschäftigten und einem Fuhrpark von 30 LKWs war Eigl unter den Marktführern. Ein Erfolg, den er, wie Eigl sagt, zu großen Teilen seinen „ besten Mitarbeitern, die man nur haben kann“ verdankt.
Nach einem sehr arbeitsreichen Leben war 2006 Zeit für den Verkauf des größten Teiles der Betriebe. Mit der Pension begann ein völlig neuer Lebensabschnitt mit Freiheit in der Gestaltung des Tages und Reisen in Länder auf der ganzen Welt. Ein spezielles Reiseziel für Adolf ist Brasilien, wo er mit einer aus Haimingerberg stammenden Familie in Verbindung ist.
Adolf Eigl hat mit seiner Frau Irmgard umsichtig und kompetent starke Unternehmen geschaffen und diese in Topzustand verkauft. Beide haben ihren wirtschaftlichen Beitrag für Haiming geleistet. Nun steht das Privatleben an erster Stelle. Beiden seien noch weitere gute Jahre im „ unruhigen Ruhestand“ und in Gesundheit vergönnt.
( Text: chris; Fotos: Eigl und erfö)
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Chronik