's Dorfblattl Haiming - Digitalausgabe Dorfblattl Haiming Herbst 2019 04/19 | Page 20

´s Dorfblattl Haiming Bio-Mais-Bourbon aus Haiming Familie Glatzl präsentiert „Glatzl-Gold“ H aiming hat eine lange Tradition im Anbau von Körnermais, bei uns „Tirggen“ genannt. Bis nach dem 1. Welt- krieg wurde über die Hälfte der Ackerfläche mit alten Ober- länder Maissorten bebaut. Am Biohof der Familie Glatzl wird der Anbau von „Tirggen“ schon viele Jahre gepflegt, verschie- dene Produkte wie Polenta, Mues- und Kluanmehl, sowie Cornflakes werden erzeugt. Ein alter Müller hat uns einmal erzählt, dass er aus dem Mu- esmehl Schnaps gebrannt hat. Das brachte uns auf die Idee, unser Maismehl zu verflüssigen. Vor vier Jahren starteten wir mit dem Projekt, einen Mais-Whis- key herzustellen. Nun ist es so- weit, wir können den Haiminger Bio-Whiskey der Öffentlichkeit präsentieren. Der Whiskey, ein Maisbrand, lagert drei Jahre lang in hei- mischen Eichenfässern und wird nach amerikanischer Tradition (nach Bourbon-Art) hergestellt. Er übertrifft diesen sogar, da wir den gesetzlichen Anteil von 51 % Mais um fast das Doppelte überschreiten. Unser Whiskey wird aus 100 % reinem, biologischem Maismehl hergestellt und unterscheidet sich somit wesentlich von den schottischen Whiskys. Auch die Schreibweise Whiskey betont den Unterschied zwischen den beiden Whiskey-Arten. Unser Whiskey ist wahrlich ein echter Tiroler, dessen Grundla- ge, der Mais, auf unseren Feld- ern rings um Haiming wächst. Er besticht durch eine komplexe, dunkelgoldene Farbe, der er seinen Namen „Glatzl Gold“ verdankt. In der Nase sind angenehm nus- sige, karamellige Düfte wahr- nehmbar, die durch eine de- zente Vanillenote untermauert werden. Die Karamellnote be- gleitet bis auf den Gaumen, wo sie sich mit Nuancen von dunk- ler Schokolade abwechselt. Wir beschreiben den Whiskey am Gaumen füllig dicht mit einer schönen, fast brotigen Getrei- denote, die durch einen leich- ten Holzcharakter untermauert wird. Dieser einzigartige Whis- key zeichnet sich bis ins Finish mit einer süßlich-holzigen Tex- tur aus. So kann die Haiminger Bevölkerung nun einen Whiskey trinken, der rundum ein „echter Haiminger“ ist. (Text: Biohof Glatzl; Foto: Andre- as Strigl) Bio-Bauer Josef Glatzl präsentiert mit Tochter Christine den ersten Tiroler Bio-Maiswhiskey. Gestern - Heute - Morgen Vom Poschtabill zum Hass-Posting tere Semester zu. Und wenn bei Postings eine Schublade zu tief gegriffen wird, trifft es zu häufig Frauen besonders schwer. Sigrid Maurer, Abgeordnete aus Rum/ Tirol, und Eva Glawischnig, von 2008 bis 2017 Bundesspreche- rin und Klubobfrau der Grünen, waren die ersten, die sich vor Gericht dagegen wehrten. Man kann ihnen nur weiterhin in die- sem Bemühen Erfolg wünschen. Üble Nachreden hinterlassen oft tiefere Wunden als flammende Feuerzungen; daher die Bitte: Der hl. Florian möge auch in solchen Fällen helfen und dem zündelnden Hetzen und verleumderischen Schüren löschend Einhalt gebieten. I m Jahr 2019 erübrigt sich wohl eine Erklärung darüber, was ein Posting ist. Jede/r hat schon davon gehört und nicht wenige wird es auch schon „getroffen“ haben. Diese Feststellung trifft inzwischen auch schon auf äl- Seite 20 Das „iber andre Maulen“ ist al- lerdings keine Erfindung des 21. Jahrhunderts. Diese Untugend hat es immer schon gegeben. Zum Beginn des 19. Jahrhunderts sei es im Oberinntal Brauch ge- worden, seine Meinung in Posch- tabillen kundzutun. Poste de la ville – Post aus der Stadt – so wur- den Spottgedichte, Pamphlete etc. genannt, die über die Nacht auf Zettel an Brunnensäulen ge- heftet wurden. Da sich dort die Leute nach dem ersten Betläuten zum Wasserholen trafen, war das Tagesgespräch vorgegeben.“ Dazu ein Beispiel: Ab Dezember 1918 hielt eine italienische Mili- täreinheit die Haiminger Halte- stelle und Brücke in Magerbach besetzt. Das Verhalten der Besat- zungstruppe sei – nach Presse- berichten - lobenswert gewesen. Öffentliche Kritik gab es nur an Mädchen, die sich wie „Gänse“ verhalten hätten. Im Dorf ru- morte es deshalb gewaltig, und ein besorgter Haiminger Bürger (Bürgerin) beklagte die Lage in Versen, die er/sie in einem Posch- tabill an eine Brunnensäule hef- tete – ein Auszug daraus: Doch endlich hat sich das Blatt gedreht. Das erste Glück, das sie beim Durchzug gefunden Ist wieder mit dem Auto entschwunden. Welch schwerer Kummer drückt sie wieder Das alte Gesicht verzerrt sich wieder, doch nicht lange dauert die Schmach. Es kamen die Walschen Erlöser nach. Oft schaut sie aus der Küche heraus Und manchmal wagt sie sich ganz hinaus. Die Sucht nach einem Mann ist groß Doch bleibt ihr zum Schluss nur das Sterzingermoos. Drum Agnes vom ...dl hab nur keinen Kummer Die Berta kommt doch als letzte Nummer Gefährlicher wird ihr schon die Olge, ihre Nichte, sie steht ihr daher gar nicht zu Gesichte. Ihre Namenskollegin, die ….er Berte steht bei den Walschen höher im Werte. Es ist überall wohlbekannt Dass sie bei der Ober….in Unterricht fand. Die Haiminger Madlen auf Freiersfüßen Haimingen, 26. März 1919 Wie ist es jetzt in Haiming so wunderschön, wenn die Schönen vom Dorfe spazieren gehn. Man braucht nicht mehr allein sein, denn die Italiener sorgen für Begleitung fein. Die holde Berta vom ….rs Haus sah gar so blass und elend aus. War so liebeshungrig doch verschmäht Herbst 2019 Anmerkung: Haus- bzw. Famili- ennamen wurden durch Punkte ersetzt, um nicht Nachfahren dieser armen Mädchen der üblen Nachrede auszusetzen. (Text und Foto: Johann Zauner)