´s Dorfblattl Haiming
Bio-Mais-Bourbon aus Haiming
Familie Glatzl präsentiert „Glatzl-Gold“
H
aiming hat eine lange
Tradition im Anbau von
Körnermais, bei uns „Tirggen“
genannt. Bis nach dem 1. Welt-
krieg wurde über die Hälfte der
Ackerfläche mit alten Ober-
länder Maissorten bebaut. Am
Biohof der Familie Glatzl wird
der Anbau von „Tirggen“ schon
viele Jahre gepflegt, verschie-
dene Produkte wie Polenta,
Mues- und Kluanmehl, sowie
Cornflakes werden erzeugt.
Ein alter Müller hat uns einmal
erzählt, dass er aus dem Mu-
esmehl Schnaps gebrannt hat.
Das brachte uns auf die Idee,
unser Maismehl zu verflüssigen.
Vor vier Jahren starteten wir mit
dem Projekt, einen Mais-Whis-
key herzustellen. Nun ist es so-
weit, wir können den Haiminger
Bio-Whiskey der Öffentlichkeit
präsentieren.
Der Whiskey, ein Maisbrand,
lagert drei Jahre lang in hei-
mischen Eichenfässern und
wird nach amerikanischer
Tradition (nach Bourbon-Art)
hergestellt. Er übertrifft diesen
sogar, da wir den gesetzlichen
Anteil von 51 % Mais um fast
das Doppelte überschreiten.
Unser Whiskey wird aus 100 %
reinem, biologischem Maismehl
hergestellt und unterscheidet
sich somit wesentlich von den
schottischen Whiskys. Auch die
Schreibweise Whiskey betont
den Unterschied zwischen den
beiden Whiskey-Arten.
Unser Whiskey ist wahrlich ein
echter Tiroler, dessen Grundla-
ge, der Mais, auf unseren Feld-
ern rings um Haiming wächst. Er
besticht durch eine komplexe,
dunkelgoldene Farbe, der er
seinen Namen „Glatzl Gold“
verdankt.
In der Nase sind angenehm nus-
sige, karamellige Düfte wahr-
nehmbar, die durch eine de-
zente Vanillenote untermauert
werden. Die Karamellnote be-
gleitet bis auf den Gaumen, wo
sie sich mit Nuancen von dunk-
ler Schokolade abwechselt. Wir
beschreiben den Whiskey am
Gaumen füllig dicht mit einer
schönen, fast brotigen Getrei-
denote, die durch einen leich-
ten Holzcharakter untermauert
wird. Dieser einzigartige Whis-
key zeichnet sich bis ins Finish
mit einer süßlich-holzigen Tex-
tur aus. So kann die Haiminger
Bevölkerung nun einen Whiskey
trinken, der rundum ein „echter
Haiminger“ ist.
(Text: Biohof Glatzl; Foto: Andre-
as Strigl)
Bio-Bauer Josef Glatzl präsentiert mit Tochter Christine den ersten Tiroler
Bio-Maiswhiskey.
Gestern - Heute - Morgen
Vom Poschtabill zum Hass-Posting
tere Semester zu. Und wenn bei
Postings eine Schublade zu tief
gegriffen wird, trifft es zu häufig
Frauen besonders schwer. Sigrid
Maurer, Abgeordnete aus Rum/
Tirol, und Eva Glawischnig, von
2008 bis 2017 Bundesspreche-
rin und Klubobfrau der Grünen,
waren die ersten, die sich vor
Gericht dagegen wehrten. Man
kann ihnen nur weiterhin in die-
sem Bemühen Erfolg wünschen.
Üble Nachreden hinterlassen oft
tiefere Wunden als flammende
Feuerzungen; daher die Bitte: Der hl.
Florian möge auch in solchen Fällen
helfen und dem zündelnden Hetzen
und verleumderischen Schüren
löschend Einhalt gebieten.
I
m Jahr 2019 erübrigt sich wohl
eine Erklärung darüber, was
ein Posting ist. Jede/r hat schon
davon gehört und nicht wenige
wird es auch schon „getroffen“
haben. Diese Feststellung trifft
inzwischen auch schon auf äl-
Seite 20
Das „iber andre Maulen“ ist al-
lerdings keine Erfindung des 21.
Jahrhunderts. Diese Untugend
hat es immer schon gegeben.
Zum Beginn des 19. Jahrhunderts
sei es im Oberinntal Brauch ge-
worden, seine Meinung in Posch-
tabillen kundzutun. Poste de la
ville – Post aus der Stadt – so wur-
den Spottgedichte, Pamphlete
etc. genannt, die über die Nacht
auf Zettel an Brunnensäulen ge-
heftet wurden. Da sich dort die
Leute nach dem ersten Betläuten
zum Wasserholen trafen, war das
Tagesgespräch vorgegeben.“
Dazu ein Beispiel: Ab Dezember
1918 hielt eine italienische Mili-
täreinheit die Haiminger Halte-
stelle und Brücke in Magerbach
besetzt. Das Verhalten der Besat-
zungstruppe sei – nach Presse-
berichten - lobenswert gewesen.
Öffentliche Kritik gab es nur an
Mädchen, die sich wie „Gänse“
verhalten hätten. Im Dorf ru-
morte es deshalb gewaltig, und
ein besorgter Haiminger Bürger
(Bürgerin) beklagte die Lage in
Versen, die er/sie in einem Posch-
tabill an eine Brunnensäule hef-
tete – ein Auszug daraus:
Doch endlich hat sich das Blatt gedreht.
Das erste Glück, das sie beim Durchzug gefunden
Ist wieder mit dem Auto entschwunden.
Welch schwerer Kummer drückt sie wieder
Das alte Gesicht verzerrt sich wieder,
doch nicht lange dauert die Schmach.
Es kamen die Walschen Erlöser nach.
Oft schaut sie aus der Küche heraus
Und manchmal wagt sie sich ganz hinaus.
Die Sucht nach einem Mann ist groß
Doch bleibt ihr zum Schluss nur das Sterzingermoos.
Drum Agnes vom ...dl hab nur keinen Kummer
Die Berta kommt doch als letzte Nummer
Gefährlicher wird ihr schon die Olge, ihre Nichte,
sie steht ihr daher gar nicht zu Gesichte.
Ihre Namenskollegin, die ….er Berte
steht bei den Walschen höher im Werte.
Es ist überall wohlbekannt
Dass sie bei der Ober….in Unterricht fand.
Die Haiminger Madlen auf Freiersfüßen
Haimingen, 26. März 1919
Wie ist es jetzt in Haiming so wunderschön,
wenn die Schönen vom Dorfe spazieren gehn.
Man braucht nicht mehr allein sein,
denn die Italiener sorgen für Begleitung fein.
Die holde Berta vom ….rs Haus
sah gar so blass und elend aus.
War so liebeshungrig doch verschmäht
Herbst 2019
Anmerkung: Haus- bzw. Famili-
ennamen wurden durch Punkte
ersetzt, um nicht Nachfahren
dieser armen Mädchen der üblen
Nachrede auszusetzen.
(Text und Foto: Johann Zauner)