´s Dorfblattl Haiming
Wandlung hinsichtlich Raum und Zeit
D‘ Aufbahrung
n der vermeintlich guten al-
ten Zeit wurden Verstorbene
drei Tage - im bestn Gwand staf-
fiert, d´ Händ mit ´n Nuster auf
der Brust gfaltet, - in der oagnen
Stube aufgebahrt, bevor man sie
zum Friedhof geleitete. Tagsüber,
zumeist aber erst am Abend, ka-
men die Nachbarn und Freunde,
um gemeinsam für die Toten zu
beten. Nach dem Beten gab es
Schnaps und Brot (in Ochsen-
garten für Kinder auch Brezen).
Dieser Brauch ermöglichte zum
einen das Abschiednehmen von
einem geliebten Menschen in
der wohl intensivsten Form, war
aber auch mit einer großen Bela-
stung verbunden, die eben nur in
einem großen Familienverband
zu bewältigen war.
Wohl deshalb setzte vor einem
halben Jahrhundert ein Wandel
ein, den Friedrich Haider, ein
namhafter Tiroler Volkskundler
in seinem Hauptwerk („Tiroler
Brauch im Jahreslauf“) als die „ga-
loppierende Schwindsucht“ bei
den Begräbnisbräuchen diagnos-
tizierte. Besonders beklagt er:
Das schnelle Verschwinden der
Hausaufbahrung wäre nicht zu
bedauern, wenn sie nicht von einer
ungeheuren Gleichmacherei ab-
gelöst würde. Die Gemeinde sollte
nicht nur prächtige Leichenhallen
bauen, sie sollte auch die Grund-
ausrüstung für eine Selbstaufbah-
rung bereitstellen. Wenigstens
Bauern sollten ihre Angehörigen
selbst aufbahren. Das Bestattungs-
unternehmen kann nicht für jeden
Fall eine besondere Aufbahrungs-
ausrüstung haben. Wer denkt heu-
te z. B. noch daran, dass Ledige „in
Weiß“ aufgebahrt werden sollten?
Friedrich Haider (1921-2009)
würde die Welt wohl nicht mehr
verstehen, weil selbst in entle-
genen Tiroler Landgemeinden
das typisch Bäuerliche an der Be-
gräbniskultur durch nahezu glo-
bal praktizierte Gepflogenheiten
ersetzt worden ist. Bezüglich der
Aufbahrung ist festzuhalten: Die
Chronik des Pfarramtes für den
Seelsorgeraum Haiming ver-
zeichnet vier „Aufbahrungska-
pellen“ und zwar je eine in Ötztal
Bahnhof (1970, Wilhelm Adamer),
in Haiming (1973, Umbau nach
Plänen des Denkmalamtes und
Anton Pohl), am Haimingerberg
(1979, Maurer&Wallnöfer) und in
Ochsengarten (1984/1985, Jo-
hann Pohl). Von der „Nutzung“
her sind sie als kleine Gedenk-
bzw. Beträume zu beschreiben.
Deren Gestaltung ist, bezogen
auf andere Sakralbauten, karg.
Nicht zu verschweigen ist auch:
Sie bleiben die meiste Zeit des
Jahres versperrt. Sie werden aus-
schließlich nach einem Todesfall
„in Anspruch“ genommen. In
der Regel ist es auch so, dass die
Aufbahrungsräume nur nach den
Sterberosenkränzen zum soge-
nannten „Weihwasser-Geben“ in
größerer Zahl aufgesucht wer-
den. Dabei gilt das Interesse und
die Zuwendung ausschließlich
dem/der Aufgebahrten. Kränze,
Trauergestecke, und -bouquets
geben vom Ansehen bzw. Be-
liebtheit des/der Familie des Ver-
storbenen noch ein letztes Zeug-
nis. Nach jeder Beerdigung ist der
Raum von den „Hinterbliebenen“
auszuräumen und bleibt bis zum
nächsten Todesfall verschlossen.
In den kleinen Pfarren (bzw. Ku-
ratien) kann solch ein „Intervall“
auch mehrere Jahre dauern.
Rückblickend ist festzustellen,
dass die Totenkapellen – wie sie
auch genannt werden – davon
erzählen, wie sich die Rituale
des Abschiednehmens und die
Einstellung der Menschen zum
Tod im Besonderen geändert
hat. Sie sind erst in den frühen
Sechzigern des 20. Jahrhunderts
in Verwendung gekommen, als
sichtbarer Markstein für eine im-
mer stärker anwachsende Ten-
denz, den Tod aus dem allgemei-
nen Bewusstsein zu verdrängen.
(Text: Johann Zauner; Foto:
Bernd Stigger)
I
Ein herzlicher Dank an unsere Totengräber - hier stellvertretend für alle
anderen: v. l. Gerhard Zoller, Pepi Schiechtl, Peter Stigger, Helmut Stigger
„Jeep Team Tirol West“ unterstützt Sozialsprengel
Unterstützung für die “Mobile Pflege”
D
a kam Freude auf! Eine
Spende in Höhe von 1.500
Euro übergab unlängst das „Jeep
Team Tirol West“ (www.jeep-
teamtirolwest.at) am Roppener
Burschl dem Sozial- und Gesund-
heitssprengel Mittleres Oberinn-
tal, dem die Gemeinden Haiming,
Silz und Roppen angehören.
„Wir veranstalten jedes Jahr beim
Oilers in Haiming ein US-Car &
Bikefest, den Erlös daraus ver-
wenden wir für einen sozialen
Zweck“, erklärt Vereinsobmann
Mario Pfausler. Gemeinsam mit
seinem Stellvertreter Stefan
Pfausler, Kassier Patrick Falkner
und Beirat Chris Köll übergab er
den Spendenscheck an den Ob-
mann des Sozialsprengels Mitt-
leres Oberinntal Gerhard Zoller
und an die Geschäftsführerin
Cornelia Schöpf. „Das Geld wird
für die mobile Pflege verwendet“,
erklärt Cornelia Schöpf. „Wir sind
dankbar für wirklich jede Unter-
stützung und wir bedanken uns
recht herzlich für diese großzü-
gige Spende“, schließt sich Ger-
hard Zoller an.
(Text und Foto: Gebi Schnöll)
Mit großer Freude übergab Vereinsobmann Mario Pfausler (4. v. l.) mit seinen Kollegen die Spende an Obmann Gerhard
Zoller und Geschäftsführerin Cornelia Schöpf (beide rechts) vom Sozialsprengel Mittleres Oberinntal
Herbst 2019
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