´s Dorfblattl Haiming
Laura Stigger
Mein persönlicher Countdown zu zwei Junioren-We
Z
um zweiten Mal nach 2017
holte Laura Stigger am 6.
September in der Lenzerheide
den Junioren-Weltmeistertitel
im Mountainbiken. Exklusiv für´s
Dorfblattl schrieb die Weltklasse-
Sportlerin ein WM-Tagebuch.
Montag, 3. September: Heute
geht’s los! Um 8.00 Uhr besteige
ich das Auto in Richtung Lenzer-
heide in der Schweiz, wo in diesem
Jahr die Mountainbike-Weltmei-
sterschaft stattfindet. Ich bin gut
gelaunt, weiß, dass ich im Vorfeld
gemeinsam mit meinem Trainer
Rupi (Anm.: Rupert Scheiber) alles
gemacht habe, um punktgenau
in Hochform zu sein. Nervös sein
muss nur jemand, der vor einem
Bewerb seine Trainingsaufgaben
nicht zu 100 Prozent erfüllt hat.
In der Lenzerheide angekommen,
beziehe ich erstmal das Quartier
für die nächsten Tage. Und dann
geht’s auch schon zur ersten Be-
sichtigung der Strecke, die, wie
sich schnell herausstellt, äußerst
selektiv ist. Die erste Befahrung
zeigt dann auch, dass der Unter-
grund durch den Regen der ver-
gangenen Tage sehr rutschig ge-
worden ist. Vor allem bei den vie-
len Passagen über Wurzeln heißt
es deshalb mächtig aufpassen,
dass sich das Bike nicht plötzlich
selbständig macht.
Damit ist die erste Akklimatisie-
rung auch schon abgeschlossen.
Nach dem Duschen und einem
guten Abendessen gehts gegen
22.00 Uhr ins Bett.
Dienstag, 4. September: Nach-
dem ich bestens geschlafen habe,
heißt es um 8.00 Uhr raus aus den
Federn – erstmal recken und stre-
cken. Ein Blick aus dem Fenster
ist vielversprechend – die Sonne
blinzelt mir entgegen. Nach dem
Frühstück kann ich es kaum erwar-
ten, zur Rennstrecke zu kommen.
Schließlich gilt es, sich an den Ta-
gen vor dem Rennen, die neural-
gischen Punkte auf dem schwie-
rigen Rundkurs genau einzuprä-
gen. Da ist man dann schon auch
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einmal zu Fuß im Gelände unter-
wegs, um alles ganz genau unter
die Lupe zu nehmen. Denn bei
einer Weltmeisterschaft könnten
letztlich Kleinigkeiten über Sieg
oder Niederlage entscheiden.
Dementsprechend muss ich mich
während der Besichtigung voll
konzentrieren.
Am späteren Nachmittag ist dann
Relaxen angesagt, nachdem ich
den WM-Kurs schon mal im guten
Tempo abgefahren bin. Die Stre-
cke taugt mir. Da könnte einiges
möglich sein. Nach einem leichten
Abendessen hau’ ich mich in die
Falle, döse neben dem TV etwas
vor mich hin und verabschiede
mich schließlich ins Reich der
Träume…
Mittwoch, 5. September: Nur
noch ein Tag bis zu meinem WM-
Rennen. Langsam fängt das Krib-
beln an. Aber nervös bin ich nicht.
Nach dem Frühstück fahr ich am
Vormittag eine lockere Runde.
Nachmittags steht bei RockShox
noch eine Gabel-Reparatur am
Programm, ehe ich meinem Kör-
per etwas Gutes gönne und mich
massieren lasse. Das dient auch
der Regeneration vom harten
Training.
wichtig.
Donnerstag, 6. September,
WM-Tag: Ich hab’ erstklassig ge-
schlafen und freu mich nun auf
ein kräftiges Frühstück mit Bröt-
chen von meinem Sponsor Ötztal
Bäck. Einige Lockerungsübungen
bringen den Körper auf Tempera-
tur. Knapp vor elf Uhr gibt’s dann
noch ein vorgezogenes Mittages-
sen: Nudeln mit Pesto. Die enthal-
tenen Kohlenhydrate bilden den
Treibstoff für meinen Rennauftritt.
Danach wird’s im Zimmer fast ein
bisschen langweilig. Also vertrete
ich mir im Freien etwas die Beine
und laufe auch gleich den näch-
sten Fans mit Bürgermeister Josef
Leitner an der Spitze in die Hän-
de. Dabei weiß ich da noch gar
nicht, wie viele Vereinskollegen
vom URC Ötztal auch in die Len-
zerheide gereist sind. Das nehme
ich erst viel später wahr, als ich die
vielen Transparente und rot-weiß-
roten Fahnen sehe.
Mittlerweile sind mit meiner Fa-
milie auch die ersten und größ-
ten Fans eingetroffen, was mich
natürlich besonders freut. Meine
Anhänger sind für mich ein ganz,
ganz großer Rückhalt.
Am späten Nachmittag finde ich
mich an der Rennpiste ein, fie-
bere mit den Kollegen von der
österreichischen Nationalmann-
schaft beim Team-Rennen mit.
Leider läuft es mit Rang 18 im
Endklassement nicht besonders
gut. Schwer beeindruckend war
dafür einmal mehr das siegreiche
Team Schweiz mit Jolanda Neff
und Nino Schurter als Leithammel.
Nach dem Abendessen geht’s
dann auch schon ins Bett. In der
letzten Nacht vor dem Rennen ist
ein erholsamer Schlaf besonders
Herbst 2018
Die letzte Stunde vor Rennbeginn
rückt näher. Also rein in den Renn-
dress – und dann geht’s schon in
Richtung Warmup-Boxen, wo ich
mich auf der Rolle auf Betrieb-
stemperatur bringe. Zehn Minu-
ten vor Start des WM-Laufes wer-
den diese geschlossen. Und für
mich als Titelverteidigerin heißt
es, als Erste in die Startaufstellung
zu rollen. Nach und nach kommen
meine Konkurrentinnen nach. Mit
Tereza Saskova aus Tschechien
platziert sich eine der schärfsten
Widersacherinnen direkt neben
mir. Wir wünschen uns gegensei-
tig Glück. Klar, jede will die andere
schlagen, doch Stutenbissigkeit
kennen wir nicht.
Der Countdown läuft, die letzten
zehn Sekunden bis zur Startfreiga-
be. Ich bin hochkonzentriert, habe
meinen Rennplan im Kopf. Start-
freigabe – und sofort hämmere
ich voll in die Pedale. Ich will schon
nach der ersten Steigung vorne