's Dorfblattl Haiming - Digitalausgabe Dorfblattl Haiming Herbst 2018 - 04/18 | Page 18

´s Dorfblattl Haiming Laura Stigger Mein persönlicher Countdown zu zwei Junioren-We Z um zweiten Mal nach 2017 holte Laura Stigger am 6. September in der Lenzerheide den Junioren-Weltmeistertitel im Mountainbiken. Exklusiv für´s Dorfblattl schrieb die Weltklasse- Sportlerin ein WM-Tagebuch. Montag, 3. September: Heute geht’s los! Um 8.00 Uhr besteige ich das Auto in Richtung Lenzer- heide in der Schweiz, wo in diesem Jahr die Mountainbike-Weltmei- sterschaft stattfindet. Ich bin gut gelaunt, weiß, dass ich im Vorfeld gemeinsam mit meinem Trainer Rupi (Anm.: Rupert Scheiber) alles gemacht habe, um punktgenau in Hochform zu sein. Nervös sein muss nur jemand, der vor einem Bewerb seine Trainingsaufgaben nicht zu 100 Prozent erfüllt hat. In der Lenzerheide angekommen, beziehe ich erstmal das Quartier für die nächsten Tage. Und dann geht’s auch schon zur ersten Be- sichtigung der Strecke, die, wie sich schnell herausstellt, äußerst selektiv ist. Die erste Befahrung zeigt dann auch, dass der Unter- grund durch den Regen der ver- gangenen Tage sehr rutschig ge- worden ist. Vor allem bei den vie- len Passagen über Wurzeln heißt es deshalb mächtig aufpassen, dass sich das Bike nicht plötzlich selbständig macht. Damit ist die erste Akklimatisie- rung auch schon abgeschlossen. Nach dem Duschen und einem guten Abendessen gehts gegen 22.00 Uhr ins Bett. Dienstag, 4. September: Nach- dem ich bestens geschlafen habe, heißt es um 8.00 Uhr raus aus den Federn – erstmal recken und stre- cken. Ein Blick aus dem Fenster ist vielversprechend – die Sonne blinzelt mir entgegen. Nach dem Frühstück kann ich es kaum erwar- ten, zur Rennstrecke zu kommen. Schließlich gilt es, sich an den Ta- gen vor dem Rennen, die neural- gischen Punkte auf dem schwie- rigen Rundkurs genau einzuprä- gen. Da ist man dann schon auch Seite 18 einmal zu Fuß im Gelände unter- wegs, um alles ganz genau unter die Lupe zu nehmen. Denn bei einer Weltmeisterschaft könnten letztlich Kleinigkeiten über Sieg oder Niederlage entscheiden. Dementsprechend muss ich mich während der Besichtigung voll konzentrieren. Am späteren Nachmittag ist dann Relaxen angesagt, nachdem ich den WM-Kurs schon mal im guten Tempo abgefahren bin. Die Stre- cke taugt mir. Da könnte einiges möglich sein. Nach einem leichten Abendessen hau’ ich mich in die Falle, döse neben dem TV etwas vor mich hin und verabschiede mich schließlich ins Reich der Träume… Mittwoch, 5. September: Nur noch ein Tag bis zu meinem WM- Rennen. Langsam fängt das Krib- beln an. Aber nervös bin ich nicht. Nach dem Frühstück fahr ich am Vormittag eine lockere Runde. Nachmittags steht bei RockShox noch eine Gabel-Reparatur am Programm, ehe ich meinem Kör- per etwas Gutes gönne und mich massieren lasse. Das dient auch der Regeneration vom harten Training. wichtig. Donnerstag, 6. September, WM-Tag: Ich hab’ erstklassig ge- schlafen und freu mich nun auf ein kräftiges Frühstück mit Bröt- chen von meinem Sponsor Ötztal Bäck. Einige Lockerungsübungen bringen den Körper auf Tempera- tur. Knapp vor elf Uhr gibt’s dann noch ein vorgezogenes Mittages- sen: Nudeln mit Pesto. Die enthal- tenen Kohlenhydrate bilden den Treibstoff für meinen Rennauftritt. Danach wird’s im Zimmer fast ein bisschen langweilig. Also vertrete ich mir im Freien etwas die Beine und laufe auch gleich den näch- sten Fans mit Bürgermeister Josef Leitner an der Spitze in die Hän- de. Dabei weiß ich da noch gar nicht, wie viele Vereinskollegen vom URC Ötztal auch in die Len- zerheide gereist sind. Das nehme ich erst viel später wahr, als ich die vielen Transparente und rot-weiß- roten Fahnen sehe. Mittlerweile sind mit meiner Fa- milie auch die ersten und größ- ten Fans eingetroffen, was mich natürlich besonders freut. Meine Anhänger sind für mich ein ganz, ganz großer Rückhalt. Am späten Nachmittag finde ich mich an der Rennpiste ein, fie- bere mit den Kollegen von der österreichischen Nationalmann- schaft beim Team-Rennen mit. Leider läuft es mit Rang 18 im Endklassement nicht besonders gut. Schwer beeindruckend war dafür einmal mehr das siegreiche Team Schweiz mit Jolanda Neff und Nino Schurter als Leithammel. Nach dem Abendessen geht’s dann auch schon ins Bett. In der letzten Nacht vor dem Rennen ist ein erholsamer Schlaf besonders Herbst 2018 Die letzte Stunde vor Rennbeginn rückt näher. Also rein in den Renn- dress – und dann geht’s schon in Richtung Warmup-Boxen, wo ich mich auf der Rolle auf Betrieb- stemperatur bringe. Zehn Minu- ten vor Start des WM-Laufes wer- den diese geschlossen. Und für mich als Titelverteidigerin heißt es, als Erste in die Startaufstellung zu rollen. Nach und nach kommen meine Konkurrentinnen nach. Mit Tereza Saskova aus Tschechien platziert sich eine der schärfsten Widersacherinnen direkt neben mir. Wir wünschen uns gegensei- tig Glück. Klar, jede will die andere schlagen, doch Stutenbissigkeit kennen wir nicht. Der Countdown läuft, die letzten zehn Sekunden bis zur Startfreiga- be. Ich bin hochkonzentriert, habe meinen Rennplan im Kopf. Start- freigabe – und sofort hämmere ich voll in die Pedale. Ich will schon nach der ersten Steigung vorne