's Dorfblattl Haiming - Digitalausgabe Dorfblattl Haiming Frühjahr 2018 - 02/18 | Page 13

´s Dorfblattl Haiming Lebensbild Dagmar Mader Beim Riesentorlauf 1964 am Haimingerberg holte sich Dagmar Raffl den 1. Platz. D as Dorfblattl stellt heute eine langjährige Geschäfts- frau aus Haiming vor, die durch ihre Tätigkeit viel vom Dorfge- schehen der letzten Jahrzehnte miterlebt hat. Dagmar Mader geb. Raffl kam 1943 im Hoamat- haus der „Simeler-Wegleiter-Sip- pe“ in der heutigen Dorfstraße 14 auf die Welt. Damals gab es im Haus eine große Landwirtschaft und eine Gemischtwarenhand- lung, die ihre Urgroßeltern Simon und Anna Wegleiter geb. Kuen führten. Später übernahm das deren Enkelin, also Dagmars Mut- ter Karolina, während die Männer in Kriegsgefangenschaft waren. Mit vier Jahren zog Dagmar mit dem vom Krieg zurück gekehrten Vater Chrysanth Raffl und Mutter Karolina in das väterliche Eltern- haus in der Unteren Steigge. Ein Bruder empfahl Dagmars Mut- ter Karolina, aufgrund der neu entstandenen Siedlung (heute Tränkeweg) doch ein Geschäft zu eröffnen. Im Jahre 1954 wur- de in Kufstein die „Handelsver- einigung Spar Tirol/Pinzgau“ ge- gründet, Spar nahm bei dieser Gründung rund 100 selbständige Kaufleute mit an Bord. Eine von ihnen war Karolina Raffl. Sie er- öffnete 1954 ihr Spar Geschäft am Tränkeweg, arbeitete selb- ständig, wurde jedoch von Spar beliefert und konnte in Bereichen wie Wareneinkauf, Organisati- on und Marketing auf die Han- delsvereinigung zurückgreifen. Die Warenlieferungen von Spar mussten - heute kaum vorstell- bar - von den Kaufleuten sofort bar an den Lieferanten bezahlt werden. Die erste Kundschaft im Spar- Geschäft der Karolina Raffl war der dreijährige Zedlers Gerhard (Leitner), der mit dem Rucksackl und einer Einkaufsliste ins Ge- schäft kam und – wie damals üblich – den fälligen Geldbetrag in ein Büchl schreiben ließ. Am Monatsanfang bezahlten die Kunden die Gesamtrechnung des vergangenen Monats. Das Geschäft lief gut, die Haus- besitzer in der Siedlung hatten fast ausnahmslos Feriengäste aus Holland einquartiert, die sich über das Spargeschäft ein- deckten und die Lebensmittel in den Küchen ihrer Vermieter verarbeiteten. Privatvermie- tung spielte sich damals in den Wohnräumen der Hausbesitzer ab. Ende der 60er Jahre brachte der neue Campingplatz weitere Kunden für Spar. Schon im Hauptschulalter rich- tete Dagmar in aller Früh im Ge- schäft ihrer Mutter Wurstsem- meln, die von den Fahrschülern der Hauptschule um einen Schil- ling vor Schulbeginn gekauft wurden. Es konnte gut sein, dass Dagmar zu spät zum Unterricht kam, was Direktor Zobl, um ih- ren Einsatz im Geschäft wissend, nicht allzu streng zur Kenntnis nahm. Schon in dieser Zeit liebte Dag- mar die Arbeit im Verkauf, den persönlichen Kontakt zu den Leuten und den Umgang mit den Mitarbeitern. Während sie die Handelsschule in Imst besuchte verbrachte sie viele Nachmit- tage im Laden der Mutter. Vater Chrysanth Raffl hatte ein Säge- werk und eine Landwirtschaft. Manchmal war auch die Mithilfe bei der Feldarbeit durch Dagmar und deren Geschwister Hella und Hermann gefragt. Karolina Raffl erkrankte schwer, ihre älteste Tochter Hella hatte bereits Familie, so übernahm Dagmar 1963 die gesamte Füh- rung des Geschäftes mit Einkauf, Verkauf und Buchhaltung, das ab 1970 ihrem Bruder Hermann ge- hörte. Ihr Traumberuf hatte sich verwirklicht. der Schweizer Firma Just auf und schulte 50 Beraterinnen auf ihre Verkaufstätigkeit ein. 1998 schloss Dagmar ihre aktive Be- rufslaufbahn ab. In den 60er Jahren wurde aus dem klassischen Bedienungs- geschäft ein „Selbstwahlladen“, der Vorläufer des Selbstbedie- nungsgeschäftes. Das Sortiment von damals entlockt der pensi- onierten Geschäftsfrau ein Lä- cheln. Es gab fast alles, nämlich Lebensmittel, Nägel, Gips, Gar- tenwerkzeug, Nähzeug, Haus- haltswaren, Kochgeschirr, Ziga- retten, Schlecksachen, Schulzeug und etliches mehr. „Alles war so persönlich“ schwärmt Dagmar, „während die Frauen ihre Ein- kaufskörbe füllten passte ich auf die Poppelen im Kinderwagen auf.“ Im Geschäft mit einer Größe von 400 m 2 beschäftigte Dagmar Mader in besten Zeiten fünf Ver- käuferinnen und zwei Lehrlinge zugleich. Ein guter Ausgleich zur Arbeit war für Dagmar die sportliche Betätigung. Man fand sie am Eis- laufplatz neben der Volksschule, beim Schwimmen in Mötz oder beim Schifahren am Soilesbichl und in Kühtai. Nach 25 Jahren nahm sich Dag- mar eine Auszeit und startete danach noch einmal beruflich durch. Sie baute die Tiroler Ver- tretung für den Versandhandel Privat lernte Dagmar 1968 beim großen Haiminger Trachtenfest der Silberbuam, deren Mitglied und Fahnenpatin sie ist, ihren späteren Mann Josef Mader aus Stams kennen. Nach der Hoch- zeit im Jahr 1969 freuten sie sich über ihre Kinder Klaus und Ange- la. Ihre Leidenschaft zum Reisen in alle Ecken der Welt lebt die rüstige Pensionistin heute noch. In Haiming organisiert Dagmar Mader gemeinsam mit Vroni Wallnöfer die Jahrgangstreffen mit einem stets netten Pro- gramm. „Wichtig sind mir auch der Vinzenzverein und das Tan- zen in der Lebensmitte“ ergänzt Dagmar ihre Erzählungen. Den Vinzenzverein, bei dem sie auch als Helferin tätig ist, sieht sie als geselligen Treffpunkt, an dem sie oft beim Ladinern zu finden ist. Das Tanzen ist ihr Jungbrunnen, der sie gelenkig hält und die Kon- zentration fördert. Diese Fitness will sie sich erhalten. Es gibt ja auch drei Enkelkinder, Dagmar und Josef verbringen gern ihre Zeit mit der Familie. Dafür bringt die rüstige Pensionistin viel Elan und wohl auch viele Ideen mit. (Text chris; Fotos: chris (1), privat) Dagmar Mader hat sich ihren Elan auch in der Pension erhalten. Frühling 2018 Seite 13 Geschäftsfrau war ihr Traumberuf