´s Dorfblattl Haiming
Freundeskreis für Pozuzo
Flüchtlinge - heute und damals
ie sich die Bilder gleichen!
Zahllose Menschen verlassen ihre Heimat, um in einem
fremden Land für sich eine bessere
Zukunft zu finden. Kriege, Armut,
sozialer Druck sind die Auslöser
einer Massenauswanderung. Die
Rede ist hier nicht von den Flüchtlingsströmen, die gegenwärtig
über Europa hereinbrechen, sondern über die Tiroler Auswanderer
in die Neue Welt, nach Nord- und
Südamerika im 19. Jahrhundert.
Auch damals gab es eine offizielle
Willkommenskultur. Im Vertrauen auf eine Einladung durch den
Staat Peru brachen im Jahr 1857
einhundertfünfzig Tirolerinnen
und Tiroler – als Vorhut von geplanten 10.000 Einwanderern - aus
dem Oberinntal nach Südamerika
auf, in der Hoffnung, dort bessere
Lebensbedingungen zu finden.
Was folgte, könnte mit den Bildern,
die uns die Medien heute aus den
Balkanländern zeigen, durchaus
gut illustriert werden. Zwei Jahre
dauerte der Leidensweg der Kolonisten, nur etwa die Hälfte von
ihnen erreichte das ersehnte Ziel.
Die Integration in die Gesellschaft
der neuen Heimat ging nur sehr
langsam vor sich. Über sieben Jahrzehnte lebte die Gruppe isoliert
in Pozuzo im Amazonas-Urwald
östlich der Anden. Erst Mitte der
Siebzigerjahre des 20. Jahrhunderts wurde eine Straßenverbindung hergestellt. Bis zu dieser Zeit
lebten die Menschen der Kolonie
in der von Europa mitgebrachten
Kultur, ihrem Brauchtum und vor
allem mit ihrer Sprache.
Die Verbindung zur Tiroler Heimat
blieb dabei immer bestehen. Waren es anfangs nur seltene Briefe,
so begann nach dem 2. Weltkrieg
ein stetig wachsender Kontakt. Ein
Besuch des damaligen Bürgermeisters von Pozuzo, Augustin Egg,
im Jahr 1980 führte zur Gründung
einer Gemeindepartnerschaft mit
Silz, später auch mit Haiming und
in der Folge zum Entstehen des
Freundeskreises für Pozuzo.
Dieser Verein, bestehend aus derzeit 450 Mitgliedern, sieht seine
Aufgabe darin, die Partnerschaft
mit Leben zu erfüllen und die Verbindung mit den Nachkommen
der Auswanderer aufrecht zu erhalten. Im Rahmen seiner diesjährigen Jahreshauptversammlung,
traditionell am 16. März abgehalten, dem 159. Jahrestag des
Aufbruchs der Kolonistengruppe,
konnte Obmann Rudi Heinz einen
beeindruckenden Leistungsbericht vorlegen.
Im Zentrum der Vereinsarbeit
steht das Projekt „Deutschunterricht“, der in den Kindergärten und Schulen in Pozuzo auf
Wunsch der dortigen Bevölkerung seit nunmehr 20 Jahren für
alle Kinder angeboten wird. Die
Gehälter der derzeit fünf einheimischen Lehrerinnen werden mit
Hilfe öffentlicher Stellen in Land
und Bund vom Freundeskreis ge-
tragen. Eine weitere Bildungsinitiative stellt Stipendien für begabte
Schüler aus bedürftigen Familien
zur Verfügung. 17 Kinder bzw. deren Familien konnten im abgelaufenen Jahr mit 7.400.- Euro gefördert werden. Der Ausbildung dient
auch das Projekt „Saisoniers“, in
dessen Rahmen seit Jahren jeweils
interessierte Jugendliche in Tiroler
Gastronomiebetrieben - dank des
Entgegenkommens der jeweiligen
Unternehmer - in der Wintersaison
praktische Erfahrung im Tourismus
erwerben können. Derzeit sind
drei junge Damen bei uns in Tirol
im Einsatz.
Als Ergebnis intensiver Recherchearbeit unter tatkräftiger Mithilfe
von Funktionären des Freundeskreises für Pozuzo wird im Juli
dieses Jahres ein fundiertes Buch
über Pozuzo, mit dem Titel „POZUZO – Auswanderer aus Tirol und
Deutschland am Rande Amazoniens in Peru“ erscheinen. Verfasser
ist der ausgezeichnete Pozuzokenner und Sprachforscher Dr.
Wilfried Schabus, der seit vielen
Jahren eng mit dem Freundeskreis
verbunden ist.
Obmann Rudi Heinz konnte darüber hinaus noch über eine Reihe
weiterer Aktivitäten des Vereins
berichten, die nicht zuletzt der
Beschaffung der notwendigen finanziellen Mittel für die einzelnen
Projekte dienen. Seit der im Vorjahr erfolgten Zusammenführung
mit dem ehemaligen Verein „Gesundheit für Pozuzo“, der dort vor
Jahren ein neues leistungsfähiges
Krankenhaus errichtet hat, zählt
die erforderliche Nachsorge für
dieses Projekt in Zukunft ebenfalls
zu den Vereinsagenden.
Danke
sagen
die Mamas der Jungschützen zu Tino Espa und seinem Team für den dauerhaften tollen Einsatz und
die vielfältigen Angebote
für unsere Kinder.
Danke
s a g t
die Freiwillige Feuerwehr
Haimingerberg zu den
zahlreichen Ballbesuchern und für die großzügigen Spenden bei der
heurigen Sammlung.
Danke
sagen
die Erstkommunionkinder von Ötztal Bahnhof der Bäckerei Rudgier
für das gemeinsame Brotbacken im Rahmen der
Erstkommunionvorbereitung.
Danke
sagen
Christine Kapeller und
Gerold Baur zu der FF
Ötztal Bahnhof für den
Einsatz bei der Rettung
einer in Not geratenen
Katze. Das Tier hat sich in
einem ca. 12 Meter hohen
Bau verfangen und konnte sich nicht mehr selbst
befreien.
Danke
s a g t
Der Vorstand des „Freundeskreises für Pozuzo“ mit Bürgermeister und
Saisoniers v.l.: Kassier Konrad Heinz, Schriftführer Mag. Gregor Marberger,
Maria Egg Gstir, Saisonier im Zillertal, O-Stvtr. Mag. Hugo Tinzl, Tochter von
Maria Egg Gstir-Johanny, Saisonier im Zillertal, Obmann Rudi Heinz, Mariana
Schmidt Aguero, Saisonier in Kühtai, Alt-Bgm. von Silz Hermann Föger, Isabel
Schuler Leandro, Saisonier in St. Anton, EO und O-Stv. DI Eugen Feichtinger.
O-Stv. Mag. Peter Zoller fehlt im Bild.
Im Zentrum aller Bemühungen
steht aber die Pflege der Beziehung mit den Menschen in Pozuzo. Gegenseitige Besuche, wie
eine geplante Reise zum 160-Jahre Jubiläum im kommenden Jahr