's Dorfblattl Haiming - Digitalausgabe Dorfblattl Haiming Frühjahr 2016 - 02/16 | Page 13

´s Dorfblattl Haiming Freundeskreis für Pozuzo Flüchtlinge - heute und damals ie sich die Bilder gleichen! Zahllose Menschen verlassen ihre Heimat, um in einem fremden Land für sich eine bessere Zukunft zu finden. Kriege, Armut, sozialer Druck sind die Auslöser einer Massenauswanderung. Die Rede ist hier nicht von den Flüchtlingsströmen, die gegenwärtig über Europa hereinbrechen, sondern über die Tiroler Auswanderer in die Neue Welt, nach Nord- und Südamerika im 19. Jahrhundert. Auch damals gab es eine offizielle Willkommenskultur. Im Vertrauen auf eine Einladung durch den Staat Peru brachen im Jahr 1857 einhundertfünfzig Tirolerinnen und Tiroler – als Vorhut von geplanten 10.000 Einwanderern - aus dem Oberinntal nach Südamerika auf, in der Hoffnung, dort bessere Lebensbedingungen zu finden. Was folgte, könnte mit den Bildern, die uns die Medien heute aus den Balkanländern zeigen, durchaus gut illustriert werden. Zwei Jahre dauerte der Leidensweg der Kolonisten, nur etwa die Hälfte von ihnen erreichte das ersehnte Ziel. Die Integration in die Gesellschaft der neuen Heimat ging nur sehr langsam vor sich. Über sieben Jahrzehnte lebte die Gruppe isoliert in Pozuzo im Amazonas-Urwald östlich der Anden. Erst Mitte der Siebzigerjahre des 20. Jahrhunderts wurde eine Straßenverbindung hergestellt. Bis zu dieser Zeit lebten die Menschen der Kolonie in der von Europa mitgebrachten Kultur, ihrem Brauchtum und vor allem mit ihrer Sprache. Die Verbindung zur Tiroler Heimat blieb dabei immer bestehen. Waren es anfangs nur seltene Briefe, so begann nach dem 2. Weltkrieg ein stetig wachsender Kontakt. Ein Besuch des damaligen Bürgermeisters von Pozuzo, Augustin Egg, im Jahr 1980 führte zur Gründung einer Gemeindepartnerschaft mit Silz, später auch mit Haiming und in der Folge zum Entstehen des Freundeskreises für Pozuzo. Dieser Verein, bestehend aus derzeit 450 Mitgliedern, sieht seine Aufgabe darin, die Partnerschaft mit Leben zu erfüllen und die Verbindung mit den Nachkommen der Auswanderer aufrecht zu erhalten. Im Rahmen seiner diesjährigen Jahreshauptversammlung, traditionell am 16. März abgehalten, dem 159. Jahrestag des Aufbruchs der Kolonistengruppe, konnte Obmann Rudi Heinz einen beeindruckenden Leistungsbericht vorlegen. Im Zentrum der Vereinsarbeit steht das Projekt „Deutschunterricht“, der in den Kindergärten und Schulen in Pozuzo auf Wunsch der dortigen Bevölkerung seit nunmehr 20 Jahren für alle Kinder angeboten wird. Die Gehälter der derzeit fünf einheimischen Lehrerinnen werden mit Hilfe öffentlicher Stellen in Land und Bund vom Freundeskreis ge- tragen. Eine weitere Bildungsinitiative stellt Stipendien für begabte Schüler aus bedürftigen Familien zur Verfügung. 17 Kinder bzw. deren Familien konnten im abgelaufenen Jahr mit 7.400.- Euro gefördert werden. Der Ausbildung dient auch das Projekt „Saisoniers“, in dessen Rahmen seit Jahren jeweils interessierte Jugendliche in Tiroler Gastronomiebetrieben - dank des Entgegenkommens der jeweiligen Unternehmer - in der Wintersaison praktische Erfahrung im Tourismus erwerben können. Derzeit sind drei junge Damen bei uns in Tirol im Einsatz. Als Ergebnis intensiver Recherchearbeit unter tatkräftiger Mithilfe von Funktionären des Freundeskreises für Pozuzo wird im Juli dieses Jahres ein fundiertes Buch über Pozuzo, mit dem Titel „POZUZO – Auswanderer aus Tirol und Deutschland am Rande Amazoniens in Peru“ erscheinen. Verfasser ist der ausgezeichnete Pozuzokenner und Sprachforscher Dr. Wilfried Schabus, der seit vielen Jahren eng mit dem Freundeskreis verbunden ist. Obmann Rudi Heinz konnte darüber hinaus noch über eine Reihe weiterer Aktivitäten des Vereins berichten, die nicht zuletzt der Beschaffung der notwendigen finanziellen Mittel für die einzelnen Projekte dienen. Seit der im Vorjahr erfolgten Zusammenführung mit dem ehemaligen Verein „Gesundheit für Pozuzo“, der dort vor Jahren ein neues leistungsfähiges Krankenhaus errichtet hat, zählt die erforderliche Nachsorge für dieses Projekt in Zukunft ebenfalls zu den Vereinsagenden. Danke sagen die Mamas der Jungschützen zu Tino Espa und seinem Team für den dauerhaften tollen Einsatz und die vielfältigen Angebote für unsere Kinder. Danke s a g t  die Freiwillige Feuerwehr Haimingerberg zu den zahlreichen Ballbesuchern und für die großzügigen Spenden bei der heurigen Sammlung. Danke sagen die Erstkommunionkinder von Ötztal Bahnhof der Bäckerei Rudgier für das gemeinsame Brotbacken im Rahmen der Erstkommunionvorbereitung. Danke sagen  Christine Kapeller und Gerold Baur zu der FF Ötztal Bahnhof für den Einsatz bei der Rettung einer in Not geratenen Katze. Das Tier hat sich in einem ca. 12 Meter hohen Bau verfangen und konnte sich nicht mehr selbst befreien. Danke s a g t Der Vorstand des „Freundeskreises für Pozuzo“ mit Bürgermeister und Saisoniers v.l.: Kassier Konrad Heinz, Schriftführer Mag. Gregor Marberger, Maria Egg Gstir, Saisonier im Zillertal, O-Stvtr. Mag. Hugo Tinzl, Tochter von Maria Egg Gstir-Johanny, Saisonier im Zillertal, Obmann Rudi Heinz, Mariana Schmidt Aguero, Saisonier in Kühtai, Alt-Bgm. von Silz Hermann Föger, Isabel Schuler Leandro, Saisonier in St. Anton, EO und O-Stv. DI Eugen Feichtinger. O-Stv. Mag. Peter Zoller fehlt im Bild. Im Zentrum aller Bemühungen steht aber die Pflege der Beziehung mit den Menschen in Pozuzo. Gegenseitige Besuche, wie eine geplante Reise zum 160-Jahre Jubiläum im kommenden Jahr