Stadt Visionen – Wissen, Kreativität und Kultur in der Innenstadt der Zukunft | Page 26

Wissensraum Innenstadt

Die Stadt als Lern- und Bildungsraum

Prof. Dr. Matthias Rohs Professur für Erwachsenenbildung, Rheinland- Pfälzische Technische Universität( RPTU) Wissenschaftlicher Leiter, Institut für Technologie und Arbeit( ITA)
EXTERNAL Literaturhinweise
1 EXTERNAL www. ars. electronica. art / center / de
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Wie z. B. der Offenen Digitalisierungsallianz Pfalz
EXTERNAL www. offenedigitalisierungsallianzpfalz. de
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Das „ Haus des Lernen“( Günther 2019) wurde zwar nicht realisiert, dafür entsteht aber in der Kaiserslauterer Innenstadt das „ 42“, welches sich zum Ziel setzt Innovation von regionalen Hochschulen, Instituten und Unternehmen für die breite Bevölkerung erlebbar zu machen
EXTERNAL www. 42kaiserslautern. de / ueber-uns
Vor einigen Jahren war ich für einen Vortrag zum informellen Lernen nach Linz eingeladen. Zur Eröffnung des Vortrags hatte ich mir gedacht, dass ich auf meinem Weg vom Hotel zum Tagungsort alle informellen Lerngelegenheiten fotografiere. Ich war selbst überrascht, auf welche Vielfalt ich dabei gestoßen bin: Vom Ars Electronica Center 1, einem „ Museum der Zukunft“( vgl. Abb. 1), über die Landesbibliothek, vielfältige Aushänge und Informationstafeln, Zeitungskioske, bis hin zu Bruchstücken einer römischen Grabanlage.
Diese Lernmöglichkeiten, welche der urbane Raum bietet, waren auch immer wieder Gegenstand von Diskussionen in meinen Forschungsprojekten 2 – nicht aus einem Forschungsinteresse an den Lernmöglichkeiten an sich, sondern einem Interesse an der Möglichkeit des Transfers, um mit der Bevölkerung über Forschung ins Gespräch zu kommen und die Forschungsarbeit an den Hochschulen transparent zu machen. Ziel war es, so auch die unsichtbaren Mauern und gläsernen Decken der Hochschule in gewisser Weise zu durchbrechen. Natürlich wäre es auch eine Möglichkeit gewesen Weiterbildungsangebote für die Bevölkerung zu unterbreiten. Doch es ist bekannt, dass solche Angebote vor allem von denjenigen wahrgenommen werden, die bereits über einen hohen Bildungsstatus verfügen( BMBF 2022). Über niedrigschwellige und aufsuchende Bildungsarbeit können aber auch jene erreicht werden, welche nicht( mehr) den Weg in die Bildungseinrichtungen finden. Quasi en passant, im wahrsten Sinne des Wortes im Vorbeilaufen, soll ihnen die Möglichkeit geboten werden, sich zu informieren und etwas zu lernen. In einem anderen Projekt haben wir dazu auch die Idee eines „ Haus des Lernens“ diskutiert, als Begegnungsort zwischen Wissenschaft und Bevölkerung 3. Die Potenziale zum Lernen im städtischen Raum scheinen somit vielfältig. Dabei kann zwischen Informations- und Lernangebot unterschieden werden.
Informationsangebote sind in erster Linie zur Lösung eines Praxisproblems oder zur Beantwortung einer spezifischen Fragestellung organisiert. Sie sind oft kleinteilig, sehr konkret und weisen keine didaktische Struktur auf, welche die systematische Aneignung eines größeren Themenfeldes zum Ziel hat. Bei der Nutzung von Informationsressourcen steht auch kein ausgeprägtes Lerninteresse im Vordergrund, welches ein tiefergehendes Verständnis des Gegenstands zum Ziel hat. Vielmehr dienen die Informationen als praktische Handlungshilfe oder Entscheidungsgrundlage. Beispiele dafür sind Warnschilder, Straßenkarten oder Wegweiser. Auch wenn sie lediglich eine Information darstellen, können sie doch – im wahrsten Sinne des Wortes – den Weg zu einem Lernangebot bzw. einen Lernort weisen, wie z. B. zu einem Museum oder einer Bibliothek.
Abbildung 1: Plastik an einer Häuserfront in der Innendstadt von Linz
Lernangebote sind im Gegensatz zu Informationsangeboten didaktisch gestaltet und dienen einer tiefergehenden, in der Regel intentionalen Auseinandersetzung mit einem Gegenstand.
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