Nationalparkplan Band 2 | Page 99

leucographa, Cucullia umbratica, Gortyna flavago und Panemeria tenebrata) haben ihr Raupenhabitat in trockeneren Wiesenbereichen. Zu den charakteristischen Tagfalterarten des Feuchtgrünlandes gehören das Große Ochsenauge( Maniola jurtina), das Landkärtchen( Araschnia levana) und der Spiegelfleck- Dickkopffalter( Heteropterus morpheus)( HOPPE 1994).
Auf trockenen Magerwiesen dominieren thermophile Bewohner, die durch Konkurrenz leicht verdrängt werden. So sind auf „ intakten“ extensiv und regelmäßig bewirtschafteten Magerrasen und Streuwiesen die höchsten Arten- und Individuenzahlen bei den Schmetterlingen zu finden. Außerdem kommen Magerrasen als Ausweichbiotope für Arten ähnlicher Sukzessionsstadien in Frage. So z. B. für den gefährdeten, xerothermophilen Wolfsmilchschwärmer( Celerio euphorbiae) der seine Eier an der Zypressenwolfsmilch ablegt( KOCH 1988). Auch unter den bevorzugt Grasland besiedelnden Heuschrecken( Saltatoria) finden sich Arten mit ausgeprägter Habitatbindung. So bevorzugen Mecostethus grossus, Chrysocharon dispar, Conocephalus dorsalis und Tetrix subulata Feuchtwiesen, während Chorthippus biguttulus, Ch. brunneus und Ch. apricarius als xerothermophile Arten Magerrasen besiedeln( HAMANN et al 1994).
Zur typischen Avifauna des Feuchtgrünlandes gehören Limikolen, die jedoch nur mit wenigen Brutvogelarten wie Kiebitz( Vanellus vanellus) oder Bekassine( Gallinago gallinago) im Müritz-Nationalpark vertreten sind. Weiterhin sind Wiesenpieper( Anthus pratensis), Feldlerche( Alauda arvensis), Braunkehlchen( Saxicola rubetra) und der Mäusebussard( Buteo buteo) Charakterarten des Grünlandes.
Zahlreiche Kleinsäuger wie der Europäische Maulwurf( Talpa europaea), die Feldmaus( Microtus arvalis), die Schermaus( Arvicola terrestris) u. a. treten regelmäßig auf( NARBERHAUS 1993). Zu den typischen Bewohnern reich strukturierter Grünlandflächen gehören ebenso Reh( Capreolus capreolus) und Hase( Lepus europaeus).
6.2 Äcker und Ackerbrachen
Ca. 640 ha bzw. 2 % der Nationalparkfläche sind Äcker und Ackerbrachen( vgl. Karte 2). Äcker sind durch die menschliche Nutzung in besonderem Maße gekennzeichnet. Diese führt zu Uniformität und periodischer Entfernung der Pflanzendecke, sowie zu einer Störung der Bodenentwicklung bzw.-struktur.
Extensiv genutzte Äcker wiesen ursprünglich eine artenreiche, typische Fauna und Flora auf. Sie wurden durch Tierund Pflanzenarten besiedelt, die ihren Lebensraum in der Naturlandschaft beispielsweise in dynamischen Auen und in waldfreien Sonderstandorten hatten. Ein Großteil der Pflanzen- und Tierarten stammt aus mediterranen oder waldfreien osteuropäischen Gebieten( KAULE 1986). Die Methoden der modernen Landwirtschaft haben jedoch zu einem Schwund solcher Artengemeinschaften geführt( BFANL 1994).
Die Ackerflächen innerhalb des Müritz-Nationalparks liegen sowohl in den südlichen Randzonen der Pommerschen Hauptendmoräne( Flächen zwischen Hinberg- und Fittensee, um Dambeck, in der Gemarkung Goldenbaum), im Bereich kleiner Zwischenstaffeln( südlich des Caarpsees) als auch auf höher gelegenen Sanderflächen( um Babke, am Görtowsee, südlich Federow). Dadurch weisen die Flächen deutliche Standortunterschiede auf.
Durch die in den letzten Jahren erfolgten Stillegungen eines größeren Teiles der ackerbaulich genutzten Flächen im Müritz-Nationalpark entstanden Ackerbrachen. Dabei handelt es sich insbesondere um sogenannte Grenzstandorte mit nährstoffarmen, mehr oder weniger trockenen Sanden und sehr niedrigen Ackerwertzahlen.
6.2.1 Arten und Lebensgemeinschaften
Vegetation
Den floristischen Grundstock der zwei durch VOIGT- LÄNDER( 1994) ausgeschiedenen Vegetationsformengruppen der Äcker bilden allgemein verbreitete Wildkräuter mit einer sehr breiten ökologischen Amplitude. Zu ihnen gehören Vogel-Knöterich( Polygonum aviculare), Gemeiner Winden-Knöterich( Fallopia convolvulus), Weißer Gänsefuß( Chenopodium album), Gemeiner Windhalm( Apera spica-venti), Feld-Stiefmütterchen( Viola arvensis), Acker- Vergißmeinicht( Myosotis arvensis), Hirtentäschel( Capsella bursa-pastoris), Vogelmiere( Stellaria media), Korn- Flockenblume( Centaurea cyanus), Rauhhaarwicke( Vicia hirsuta) und Geruchlose Kamille( Matricaria maritima).
Auf Ackerflächen mit nährstoffarmen Sandböden entwickelt sich eine Ackerspark-Knäuel-Ackerwildkraut- Flur, zu deren Differenzialarten insbesondere Ackerspergel( Spergula arvensis), Einjähriger Knäuel( Scleranthus annuus), Grüne Borstenhirse( Setaria viridis), Schmalblättrige Wicke( Vicia angustifolia), Gemeiner Reiherschnabel( Erodium cicutarium), Kleiner Sauerampfer( Rumex acetosella), Ackerschmalwand( Arabidopsis thaliana) und Kanadisches Berufskraut( Conyza canadensis) gehören. Deutlich seltener sind Acker-Hohlzahn( Galeopsis ladanum), Vogelfuß( Ornithopus perpusillus) und Lämmersalat( Arnoseris minima). Auf stärker durchlässigen Böden treten Hasenklee( Trifolium arvense) und Quendel-Sandkraut( Arenaria sepyllifolia) hinzu.
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