IV Der Müritz-Nationalpark
1 Klima
1.1 Großklima
Großklimatisch gehört der Müritz-Nationalpark zur „ Zone des mecklenburgischen Landrückens und der Seen“. Klimatisch-phänologisch und pflanzengeographisch gesehen ist diese Zone von Nordwesten nach Südosten durch den Übergang von subatlantischem zu subkontinentalem Klima gekennzeichnet.
1.2 Meso- und Kleinklima
Der Nationalpark liegt in einem klimatischen Übergangsbereich, in dem der ozeanische Einfluss nur noch schwach ausgeprägt ist und ebenso kontinentale Einflüsse erst geringe Bedeutung haben. Wichtige klimatische Daten sind in Tabelle 5 und Textkarte 5 dargestellt( ATLAS DER BEZIRKE ROSTOCK, SCHWERIN UND NEUBRAN- DENBURG 1962, DEUTSCHER WETTERDIENST- WETTERAMT ROSTOCK 1995).
Das Klima der Warener Umgebung einschließlich der westlichen Teile der Niederungslandschaft wird wesentlich durch die Müritz beeinflusst. Der Jahresgang der Temperatur ist durch die große Wasserfläche sowohl bei der Erwärmung im Frühjahr als auch bei der Abkühlung im Herbst verzögert.
So wird in Waren( Müritz) im langjährigen Mittel mit-4 ° C die niedrigste Februartemperatur der ehemaligen Nordbezirke der DDR( Mecklenburg-Vorpommern) registriert( JESCHKE et al 1980). Weiterhin kann angenommen werden, dass die Müritz und ihre Trabantenseen die Nebel- und Taubildung sowie den Verlauf der Gewitterzugbahnen beeinflussen. Da Niederschläge häufig schon über den westlichen mecklenburgischen Großseen und am Westufer der Müritz fallen, herrscht am östlichen Ufer relative Niederschlagsarmut.
Der Raum Neustrelitz-Serrahn-Feldberg weist bereits eine etwas stärkere Kontinentalität und deutlich höhere Niederschlagsmengen besonders im Juli auf. Als Ursache wird die starke sommerliche Erwärmung der Sanderflächen und die damit verbundene erhöhte Gewittertätigkeit angenommen. Als weitere Besonderheit treten in Serrahn die weitaus höchsten Niederschlagsmengen im gesamten Nationalparkgebiet auf( vgl. Tab. 5). Dies dürfte auf den besonders deutlich herausgehobenen Strelitzer Lobus( bis über 110 m HN) der Pommerschen Endmoräne zurückzuführen sein. Ebenso dürften jedoch auch von dem hier vorhandenen großen geschlossenen Buchenwaldgebiet entsprechende lokalklimatische Einflüsse ausgehen.
Klein- oder lokalklimatische Besonderheiten treten u. a. in der stark gegliederten Endmoräne des Teilgebietes Serrahn auf. Hier kommt es in von Wald umgebenen Senken( z. B. Klockenbruch, Serrahner See) sehr oft zur Bildung sogenannter „ Kaltluftseen“, die zu einer Häufung von Früh- und Spätfrosttagen führen. Voraussetzung für die Herausbildung solcher Kaltluftseen ist das Auftreten windschwacher und wolkenarmer Wetterlagen( Hochdrucklagen). In diesen Fällen tritt der dynamische Austausch weitgehend zurück, während der thermische Austausch die Lufttemperatur der bodennächsten Luftmassen bestimmt.
Großen Einfluss auf lokalklimatische Verhältnisse hat insbesondere die Ausprägung der Vegetationsdecke. So steigt mit Zunahme der Vegetation die relative Luftfeuchte der bodennahen Luftschichten, d. h. sie ist in Wäldern höher als im Offenland.
In Waldbeständen ist auch die horizontale Luftbewegung je nach Dichte und Ausdehnung des Waldes vermindert bis ganz unterbunden. Deshalb liegen die Lufttemperaturen in Waldgebieten tagsüber niedriger, bzw. nachts höher als im Offenland.
Solch ein Offenlandgebiet mit sehr geringem oder fehlendem Pflanzenbewuchs ist beispielsweise der ehemalige Truppenübungsplatz bei Speck. Hier sind die Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht aufgrund der fast ungehinderten Ein- und Ausstrahlung besonders extrem. So stellte KLEIN( 1993) bei seinen Messungen Temperaturunterschiede von bis zu 50 ° C in Bodennähe fest. Zudem trat während des gesamten Untersuchungszeitraumes( 18.03.-25.06. und 28.08.-23.10.1993) wiederholt Bodenfrost auf.
Die vorherrschende Windrichtung( 45 %) für den Müritz- Nationalpark ist West bzw. Südwest. Östliche Winde treten mit 22 % und nördliche mit nur 12 % auf. Im Jahresverlauf ist die Verteilung der Windrichtungen recht unterschiedlich. So können im Frühjahr Winde aus östlicher Richtung häufiger auftreten, während im Sommer Winde aus westlicher Richtung vorherrschen. Die größte Sturmhäufigkeit tritt im Februar auf, jedoch können Stürme als Gewitterbegleiterscheinung auch im Sommer auftreten. Windstille Tage sind mit 4 %( 15 Tage) an der Gesamtwindverteilung beteiligt.
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