Nationalparkplan Band 2 | Page 111

1994), darunter auch der vom Aussterben bedrohte Große Puppenräuber( Calosoma sycophanta). Hervorzuheben ist auch der Nachweis von Harpalus signaticornis, der nach der RL Mecklenburg-Vorpommern( MÜLLER-MOTZ- FELD 1992) als verschollen galt.
Von den 625 im Müritz-Nationalpark nachgewiesenen Nachtgroßschmetterlingen( nur Arten, die nach 1990 festgestellt wurden) sind 80 Arten in der RL der gefährdeten Nachtgroßschmetterlinge Brandenburgs enthalten.
Bisher wurden von den 21 Reptilien- und Amphibienarten Mecklenburg-Vorpommerns 16 Arten für den Müritz- Nationalpark nachgewiesen. Darunter die vom Aussterben bedrohte Sumpfschildkröte( Emys orbicularis) und die stark gefährdete Kreuzotter( Vipera berus) sowie die stark gefährdeten Amphibienarten Rotbauchunke( Bufo bombina) und Kammolch( Triturus c. cristatus).
Von den 51 autochthonen Fischarten Mecklenburg-Vorpommerns wurden bisher 26 Arten im Müritz-Nationalpark nachgewiesen. Neben dem Vorkommen der stark gefährdeten Arten Elritze( Phoxinus phoxinus) und Wels( Silurus glanis) ist insbesondere auch das Auftreten der gefährdeten Kleinen Maräne( Coregonus albula), des Bitterlings( Rhodeus sericeus amarus) und des Steinbeißers( Cobitis taenia) bemerkenswert.
Nachfolgend sollen die Vögel und Säugetiere an dieser Stelle aus verschiedenen Gründen ausführlicher behandelt werden: Zum einen handelt es sich bei ihnen um Tierarten, deren Lebensräume sich oft weit über einen Ökosystemtyp hinaus erstrecken und schon deshalb eine spezielle Betrachtung erfordern.
Darüber hinaus erfordern der gleichzeitige Status des Müritz-Nationalparks als Europäisches Vogelschutzgebiet und in Teilen als Feuchtgebiet internationaler Bedeutung sowie die besondere Zielstellung des § 3 der Nationalparkverordnung( Schutz der Großvogelpopulationen) eine besondere Darstellung des Gebietes als Vogellebensraum. Schließlich ist dies auch aufgrund des regionalen und überregionalen Interesses an der Avifauna, dass sich z. B. durch zahlreiche ornithologisch orientierte Besucher im Gebiet dokumentiert, geboten.
Im Hinblick auf die Säugetiere ergibt sich dieses Erfordernis u. a. aus § 5( 1) Ziff. 6 der Nationalparkverordnung, wonach es geboten ist, Bestandsregulierungen von wildlebenden Tieren entsprechend den Zielsetzungen für den Nationalpark vorzunehmen. Dies zielt insbesondere auf die Regulierung des Schalenwildbestandes. Als Entscheidungsgrundlage dafür wird hier und im Kapitel IV / 8.3 die Situation der Wildarten und anderer Säugetierarten dargestellt.
8.2.1 Vogelwelt
Der Schutz und die Erforschung der Vogelwelt auf dem Gebiet des Müritz-Nationalparks haben eine lange Tradition. Schon in den 20er Jahren dieses Jahrhunderts gab es erste Bemühungen zum Schutz der Vogelwelt am Ostufer der Müritz durch den Warener Ornithologen Karl Bartels( vgl. Kap. II / 3.3).
Maßgeblich beteiligt an der wissenschaftlichen Erforschung der Vogelwelt im heutigen Teilgebiet Serrahn waren u. a. die Ornithologen H. Weber und H. Prill. So wurden in Serrahn in der von 1970 – 80 laufenden Beringungsaktion „ Baltik” zehntausende Vögel beringt und vermessen.
Im Müritz-Nationalpark wurden bisher 250 Vogelarten nachgewiesen. Davon sind 137 Arten Brutvögel, weitere 100 Vogelarten nutzen das Gebiet als Rast- und Nahrungshabitat, 13 Arten wurden als sogenannte Irrgäste festgestellt. Unter den Brutvögeln sind 46 nachgewiesene Arten und 11 Arten mit Brutverdacht, die zu den 116 für Mecklenburg-Vorpommern als ausgestorben bzw. gefährdet geltenden Brutvogelarten zählen. Aufgrund ihrer Bedeutung für die Gesamtbestände in Deutschland ist insbesondere die bemerkenswert hohe Anzahl von Seeund Fischadlern, sowie von Kranichen hervorzuheben.
Unter den Vogelarten, die zu den beeindruckendsten gehören und im Müritz-Nationalpark in erstaunlicher Dichte vorkommen, gehören die Greifvögel. Allen voran der Seeadler( Haliaetus albicilla) mit etwa 12 – 15 Brutpaaren. Ist sein Brutgebiet ungestört, kommt er in ausgedehnten Kiefernforsten ebenso vor, wie in Erlenbruch- und Buchenwäldern. Die Population des Fischadlers( Pandion haliaetus) zählt zu den größten in ganz Europa. Etwa 20 Paare brüten im Gebiet, wobei die Vögel im Teilgebiet Müritz vorwiegend auf den Masten der 110 kV-Leitung und im Teilgebiet Serrahn ausschließlich auf Bäumen nisten. Der Schreiadler( Aquila pomarina) brütet nicht mehr im Nationalpark, jedoch lassen regelmäßige Frühjahrs- und Sommerbeobachtungen eine Wiederbesiedelung erwarten.
Unter den Bussarden ist der Mäusebussard( Buteo buteo) der häufigste. Er besiedelt fast alle Lebensräume und verbleibt auch im Winter im Gebiet. Sehr viel seltener ist dagegen der Wespenbussard( Pernis apivorus), ein reiner Waldbewohner der nur noch mit wenigen Paaren vorkommt und eine negative Bestandsentwicklung aufweist. Als regelmäßiger Brutvogel tritt der Habicht( Accipiter gentilis) auf. Der in den letzten Jahren selten gewordene Sperber( Accipiter nisus) besiedelt auch jüngere Bestände und nistet mit Vorliebe auf Lärchen. In den Übergangsbereichen zum Wald und in Feldgehölzen lebt der Rotmilan( Milvus milvus), er zählt neben Mäusebussard und Rohr-
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