Nationalparkplan Band 1 | Page 16

4 Daten zum Müritz-Nationalpark

4.1 Lage und Größe
Der Müritz-Nationalpark liegt inmitten der Mecklenburgischen Seenplatte und erstreckt sich östlich der Müritz zwischen den Städten Waren ( Müritz ), Neustrelitz und Feldberg . Seine Nähe zu Berlin ( ca . 110 km ) und der A19 ( Berlin-Rostock ) sowie zu den Ballungsräumen Hamburg und Hannover ist für den Fremdenverkehr von erheblicher Bedeutung .
In zwei Teilflächen von jeweils 260 und 62 km 2 bedeckt der Müritz-Nationalpark insgesamt eine Fläche von ca . 322 km 2 (= 32.200 ha ). Mehr als 72 % der Fläche sind derzeit mit Wald bestanden . Die Seen bedecken ca . 13 %, waldfreie Moore etwa 8 % der Gesamtfläche . 5 % sind Wiesen und Weiden und lediglich 2 % Äcker .
4.2 Besiedelung und Geschichte
In 17 Ortschaften und einigen Einzelgehöften , die vollständig vom Nationalpark umschlossen sind , leben ca . 960 Menschen . In den Städten Waren ( Müritz ), Neustrelitz und Feldberg wohnen insgesamt ca . 51.000 Menschen , in der Nationalparkregion ca . 86.000 .
Das Gebiet des Müritz-Nationalparks ist für deutsche und mitteleuropäische Verhältnisse ein außerordentlich dünn besiedelter Raum ( Bundesdurchschnitt : 228 EW / km 2 , Landesdurchschnitt : 79 EW / km 2 , Nationalparkregion : 53 EW / km 2 ).
Das Gebiet wurde seit dem Ende der Eiszeit anfangs durch nomadisierende Stämme durchstreift und seit der Neusteinzeit zunehmend besiedelt . Der Reichtum an Wäldern , Seen und Mooren gab einen geeigneten Lebensraum für slawische Siedler im Zuge der Völkerwanderung . Die nährstoffarmen Sande waren allerdings keine gute Grundlage für den im Mittelalter umfassend einsetzenden Ackerbau , so dass zwar nahezu flächendeckend der Wald gerodet , viele Siedlungsplätze aber immer wieder aufgegeben wurden . Auch der Betrieb von landwirtschaftlichen Gütern war wenig erfolgreich .
Die Landschaft dürfte einen kurzfristigen Wechsel zwischen extensiver Acker- sowie Weidenutzung ( Heiden ) und spontaner Wiederbewaldung erfahren haben . Im 19 . Jahrhundert begann nach und nach die Aufforstung der weiten Sanderflächen , so dass seit Jahrhunderten erstmalig wieder geschlossene Waldgebiete entstanden . In der jüngsten Geschichte waren folgende Ereignisse von entscheidender Bedeutung :
1848 zäunte der Großherzog von Mecklenburg-Strelitz sein Jagdgebiet um Serrahn ein . Dabei entstand ein Bannwald , der zum Grundstock für das Naturschutzgebiet Serrahn 1952 wurde . Ende der 1920er Jahre kaufte ein Großunternehmer aus Leipzig ehemalige Güter am Ostufer der Müritz als Jagdgebiet auf und zäunte davon etwa 4.500 ha als Wildgatter ein . Nach der Enteignung 1945 wurden rund 5.000 ha 1949 zum größten Naturschutzgebiet der DDR . Dies wurde 1970 Bestandteil einer Staatsjagd , die bis 1989 dem Ministerpräsidenten der DDR als persönliches Jagdgebiet diente .
1934 vernichtete ein großer Waldbrand zwischen Klockow und Krienke etwa 2.000 ha Wald . Diese Flächen und einige östlich davon bis Neustrelitz wurden nach dem Krieg bis 1993 sowjetische Truppenübungsplätze .
Durch die Kriegsereignisse , die Einrichtung der Truppenübungsplätze und die Interessenausweitung der Staatsjagd sind eine Reihe von Siedlungsplätzen in jüngerer Zeit verschwunden . Eben aus gleichen Gründen ist das Gebiet des Müritz-Nationalparks kein traditionelles Tourismusgebiet im Vergleich zu anderen Teilen der Seenplatte .
Der Müritz-Nationalpark ist ein Ergebnis der politischen Wende in der ehemaligen DDR und besteht seit dem 1 . Oktober 1990 .
4.3 Naturausstattung
Besonders beeindruckende Landschaftsräume des Müritz- Nationalparks sind :
• das Ostufer der Müritz mit seinen großflächigen naturbelassenen Niedermooren ,
• das Havelquellgebiet mit vielen kleinen , von der Havel durchströmten Seen ,
• die Buchenwälder um Serrahn mit der großen Zahl kleiner Seen und Moore im Randbereich der Endmoräne ,
• die Sukzessionsstadien auf den ehemaligen Truppenübungsplätzen .
Seit Jahrzehnten steht das Gebiet des heutigen Nationalparks aufgrund seiner reichhaltigen Vorkommen von stark gefährdeten und vom Aussterben bedrohten Pflanzen- und Tierarten im besonderen Interesse für den Naturschutz . Geradezu berühmt ist das Gebiet für seine Seeadler , Fischadler , Kraniche , Rohrdommeln , Fischotter u . a . m . Die bemerkenswertesten Arten sind in der Anlage 4 zusammengestellt .
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