6 Die Einbindung des Nationalparks in die Region
Nach § 3( 2) der Nationalparkverordnung wird im Nationalpark keine wirtschaftsbestimmte Nutzung bezweckt; er soll aber zur Strukturverbesserung der Region beitragen.
Nationalparke haben zwei wesentliche Aufgaben bzw. Managementziele: Einerseits sollen sie den Schutz von Natur und Landschaft durch Zulassung möglichst ungestörter natürlicher Entwicklungen( Prozessschutz) gewährleisten. Andererseits sollen sie der Öffentlichkeit u. a. als eine Basis für geistig-seelische Erfahrungen, sowie für Erholungs- und Bildungszwecke zugänglich sein, wobei letzteres jedoch nicht den Schutzzweck gefährden darf. Diese Ziele werden weltweit, d. h. auch in den Nationalparken Deutschlands und somit auch im Müritz-Nationalpark verfolgt( vgl. Kap. 2 u. 3).
Unter dieser Prämisse besteht der Beitrag des Müritz- Nationalparks zur Strukturverbesserung der Region insbesondere in der Schaffung von Angeboten des Natur- und Landschaftserlebnisses und der landschaftsgebundenen Erholung, der Förderung des Naturverständnisses sowie der Umweltbildung und-erziehung. Die hierfür im Einzelnen geltenden und mit dem Schutzzweck abgestimmten Entwicklungsziele sind in Kap. 6.3 dargestellt. Damit kann und soll der Müritz-Nationalpark einen Beitrag für die touristische Entwicklung in der Region leisten. Darüber hinaus soll er die Funktion eines Imageträgers bzw. Markenzeichens für die Region als touristisches Zielgebiet übernehmen.
Die Mecklenburgische Seenplatte mit der Nationalparkregion bietet sehr günstige Voraussetzungen für die Entwicklung landschaftsbezogener touristischer Nutzungen bzw. für die Erholung in Natur und Landschaft. Der Umfang des Tourismus und seine Bedeutung als Wirtschaftsfaktor haben bereits einen beachtlichen Stellenwert erreicht und es ist davon auszugehen, dass dieser künftig noch steigt. Dies begründet sich im zunehmenden Wunsch nach Erholung in intakter Natur und Landschaft und dem Kennenlernen von Natur in ihrer Ursprünglichkeit und Vielfalt( Natur-Tourismus). Entwicklungen, die sich in anderen Nationalparkregionen vollziehen, unterstützen diese Aussage, ebenso wie die hohen und in den zurückliegenden Jahren stetig steigenden Besucherzahlen im Müritz-Nationalpark.
Gemäß der „ Tourismuskonzeption Mecklenburg-Vorpommern“( 1998) ist der Erhalt attraktiver Landschaften in ihrer natürlichen und kulturbedingten Charakteristik und Vielfalt unabdingbares Ziel, um einen attraktiven Tourismus langfristig zu erhalten und zu entwickeln.
Dieses landesweit erklärte Ziel muss vor dem Hintergrund des Schutzzweckes in besonderem Maße für den Nationalpark, darüber hinaus aber auch für die Nationalparkregion insgesamt gelten und entsprechend präzisiert werden.
Dabei kommt es im Hinblick auf die touristische Erschließung insbesondere darauf an, die unterschiedlichen Angebots- und Entwicklungsmöglichkeiten des Nationalparks und der Nationalparkregion auszunutzen und sinnvoll miteinander zu verknüpfen. Nur eine solche abgestimmte und sich gegenseitig ergänzende Entwicklung und Funktionsteilung gewährleistet den Aufbau einer leistungsfähigen regionalen touristischen Infrastruktur und ist Grundlage für einen nachhaltigen, natur- und sozialverträglichen Tourismus. Weiterhin sind in diesem Zusammenhang sowohl die Siedlungs- als auch die Verkehrsentwicklung von wesentlicher Bedeutung. Die hierfür durch das Nationalparkamt verfolgten bzw. durch die Raumordnung festgelegten Entwicklungsziele sind in den Kapiteln 6.2 und 6.4 dargestellt. Wegen dieser vielfältigen Wechselbeziehungen ist im Hinblick auf eine abgestimmte und möglichst effektive Regionalentwicklung( Modellregion) eine enge Zusammenarbeit aller daran Beteiligten erforderlich( vgl. Kap. 6.1). Die besondere Situation und Funktion der Nationalparkregion sollte im Sinne eines effektiven Einsatzes der verschiedenen Fördermöglichkeiten von Land, Bund und EU Berücksichtigung finden( Bündelungseffekt). Da die Förderprogramme z. T. über eine große inhaltliche Bandbreite verfügen, muss zwischen den Ressorts eine Abstimmung über einzelne Fördermöglichkeiten angestrebt werden.
6.1 Kooperationsstrukturen
Kooperationsstrukturen existieren bereits in vielfältiger Form und werden z. B. von folgenden Körperschaften bzw. Gremien getragen:
• Kuratorium Das Kuratorium für den Müritz-Nationalpark wurde 1991 als regionales Abstimmungsgremium für bedeutende Fragen der Gebietsentwicklung ins Leben gerufen. Mitglieder sind Vertreter der Gebietskörperschaften sowie wichtige Interessenvertreter der Region.
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