Mumifiziert – Die konservativen Linken in Deutschland Die Konservative Linke in Deutschland | Page 3

Auch damals wurde in Deutschland der Wahnsinn einer „ gerechter aufzuteilenden Welt“ propagiert, damit die aufstrebenden Mächte auf Augenhöhe „ gleichberechtigter“ und „ multipolarer“ mit der damaligen Supermacht, dem Britischen Empire umgehen konnten. Und schon damals gab es in Deutschland einen linken, sozialdemokratischen Block, der es mit der aufstrebenden Macht hielt und ihre massiven Kriegsrüstungen absegnete. Leider irrte man sich schrecklich, denn man hielt zu dem aggressiv nach oben drängelnden Kaiserdeutschland.
Und heute? Auch heute geht es wieder darum, dass Deutschland in der Welt einen neuen angemessenen „ Platz an der Sonne“ bekommt, zum Beispiel im UN- Sicherheitsrat. Auch heute fordert die deutsche Machtstrategie eine anders legitimierte Stellung im Weltstaatenzirkus, damit, wie es dann aus der Presse tönt, die deutsche Kanzlerin endlich die Welt retten kann( Merkels „ guter Wille, über Klima, Hilfe für Afrika, über die Bekämpfung von Epidemien und mehr Chancen für Frauen“ zu reden( aus Spiegel-Online, zitiert von Andreas Wehr)).
3
Die Leitpresse will keinen Platz Deutschlands in einem nicht legitimierten G20- Round-Table, sondern will für die deutsche Politkaste einen entsprechend deutscher Wirtschaftskraft vollgültigen, legitimierten Platz im Kreis der politischen Weltbeherrscher. Wilhelm II. II war von 1888 bis 1918 letzter Deutscher Kaiser und König von Preußen.
Die Zeit des Wiederaufstiegs eines geteilten Deutschlands im Windschatten der USA und der Sowjetunion ist längst vorüber. Das vereinte, neoliberale, wieder zur Hegemonialmacht aufgestiegene Deutschland macht Schluss mit seiner proamerikanischen Demutshaltung.
Man ist wieder wer und man will seinen Platz. Dieses Ziel aber lässt sich eher- so meint man- über die UNO als über G-20- Politshows verwirklichen. Die informelle, nicht legitimierte G20-Plattform bringe für ein ambitioniertes Deutschland zu wenig.
Deshalb zieht die deutsche, liberale, staatstragende Presse gegen G20 zu Felde.
Die ausweglose Lage des globalen Kapitalismus
Geschichtliche Vergleiche hinken immer in vielerlei Gesichtspunkten. So auch der Vergleich mit der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg. Damals gab es auf der Welt noch etwas zu erobern und aufzuteilen. Damals war der Kapitalismus auf seinem Weg zum Monopol- und Finanzkapitalismus in voller Blüte und auf einem rasanten Vormarsch.
Nach der Eisenbahn kamen nun Automobil und Luftfahrtindustrie. Es entwickelte sich eine chemische Großindustrie und eine Elektroindustrie gewaltigen Ausmaßes, nicht zu vergessen ein noch gewaltigerer militärisch-industrieller Komplex mit umfassender Flottenrüstung und chemischlandgestützter Rüstungsspirale.
Das hat sich heute grundlegend verändert. Der Zweite Weltkrieg hat die Ökonomie