Modern Times: Vom ersten Feuer bis zum hochgetunten Homunculus Neue Debatte - Beiheft #011 - 07/2017 | Page 7
lich richtig eingeschätzt werden, da die
Entwicklung der Jahrtausende alten Klas-
senökonomie heute ihre finalen Wachs-
tumsgrenzen in Form einen endlichen Pla-
neten erreicht hat. Es geht ökonomisch,
ökologisch und klimatisch nicht mehr wei-
ter, im Gegenteil, auf vielen Feldern ist es
bereits fünf nach zwölf, die staatlichen
Zusammenbrüche von Arbeitsgesellschaf-
ten und das Umsichgreifen von Verfall,
Chaos und primitiven Mad-Max-Regionen
auf der Welt mit Mord und Totschlag,
Massensterben an Hunger und Epidemien
ist erschreckend. Es mutet wie der finale
Niedergang an, wenn Millionen Kriegsver-
triebener und Klimaflüchtlinge aus zer-
störten Lebensräumen über Kontinente
vagabundieren. Es wird keinen System-
neuanfang wie jeweils nach den Weltkrie-
gen mehr geben können. sie sind technisch und elektronisch aufge-
peppte normalmenschliche Biomasse. Und
dann gibt es auch die modernen endlich
funktionierenden und vernünftig pro-
grammierten Frankensteins, die Andro-
idenroboter, deren „Väter“ eher wahnsin-
nig-geniale Wissenschaftler auf der Payroll
von konzernbesitzenden politischen Herr-
schern à la Donald Trump sind.
Cyborgs sind die neuen Götter So sagt Hollywood eine unausweichliche
dystopische Zukunft voraus, aus der es
keinen Ausweg gibt außer durch die guten
Cyborgs, die die böse Technik in Form von
Killerandroiden besiegen, aber nie sagen,
wie das dann für die Menschheit eigent-
lich weitergeht:
Welch ein gezielter Hollywood-Grusel, der
dennoch
die
neuesten
technisch-
wissenschaftlichen Optionen der For-
schung widerspiegelt. Der technisch-
wissenschaftliche Fortschritt ist in Berei-
che des Lebens und der Natur des Men-
schen eingedrungen, die in ihrer Anwen-
dung nicht nur hilfreiche und sinnvolle,
heilende und helfende Anwendungen zu-
lassen, sondern zugleich übelste Optionen
realistisch erscheinen lassen.
Ist es da nicht logisch, wenn eine Cyber-
punk-Bewegung auf den Spuren des Film
Noir düstere, pessimistische, dystopische,
ja zynische Endzeit Science-Fiction-Filme
dreht, wenn Maschinenmonster, Trans-
formers oder Terminators die Leinwände
bevölkern, wenn die Bevölkerungen zu
Walking Deads und Zombies mutieren und
die Sache der wenigen Guten von Typen
mit übersinnlichen Fähigkeiten wie Su-
perman oder Spider-Woman einsam ver-
fochten wird?
1. Eine arbeitende, denkende, Widerstand
leistende Bevölkerung kommt nicht vor.
2. Völker geistern als Living Deads durch
eine zerstörte Stadtlandschaft, die so-
wieso niemanden mehr ernähren kann,
und die man abknallen kann und muss.
3. Hilfe kommt nur durch cyborgartige
Übermenschen.
4. Die Welt besteht im Übrigen aus Mono-
polkonzernen mit oligarchischen Dikta-
toren an der Spitze als allmächtige Bö-
sewichter.
5. Eine Wirtschaft, Arbeitswelt und Millio-
nen miteinander lebende Menschen
gibt es nicht (mehr).
Diese neuen Hoffnungs- und Identifikati-
onsfiguren sind die Götter der heutigen
Zeit. Im Gegensatz zu den alten Göttern
wie den nordischen Asen um Thor und
Odin, Jesus Christus oder Buddha sind die
heutigen Götter Cyborgs.
Sie haben ihre übersinnlichen Fähigkeiten
nicht von Ur- und Obergöttern erhalten,
sondern sie wurden ihnen eingepflanzt –
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