Modern Times: Vom ersten Feuer bis zum hochgetunten Homunculus Neue Debatte - Beiheft #011 - 07/2017
NEUE DEBATTE
DAS MAGAZIN FÜR JOURNALISMUS UND WISSENSCHAFT VON UNTEN
THE MAGAZINE FOR JOURNALISM AND SCIENCE FROM THE BOTTOM UP
B E I H E FT Nr. 11
16.06.2017
Reinhard Paulsen
Technik und Gesellschaft:
V OM ERSTEN F EUER BIS ZUM HOCHGETUNTEN H OMUNCULUS
Getrieben von ökonomischen Wachstumszwängen optimierte die kapitalistische Groß-
industrie sämtliche Produktionsmittel. Sie griff sogar in die Natur des Menschen ein
und erfand einen gleichgeschalteten Fließbandarbeiter, der nun als Unsicherheitsfaktor
in der automatisierten Produktionskette möglichst eliminiert und von Robotern ersetzt
wird. Dabei erlaubt die Technik einen segensreichen Einsatz für die ganze Menschheit.
Sie ist lediglich in den falschen Händen
Cyberpunk, Cyborgs, Androiden, Dysto-
pie, finstere Welten von die Menschheit
beherrschenden Maschinen – es geht um
das Verhältnis des Menschen zur Tech-
nik, zu den wissenschaftlich-technischen
Produktionsmitteln. Das ist nun wahr-
haftig kein neues Problem der Geschich-
te, scheint aber heute neue reale Quali-
täten anzunehmen.
das neue Filmmedium, um eine technik-
feindliche und ideologisch reaktionäre
Botschaft in Zeiten von Wirtschaftskrise
und Klassenkämpfen unter die Leute zu
streuen.
Wie sehr hier gezielt reaktionäre Weltan-
Es hat schon lange in der Phantasie von
Schriftstellern herumspukt. Mary Shelley’s
Frankenstein wird nächstes Jahr 200 Jahre
alt. Jule Verne hat die technisch wissen-
schaftlichen Möglichkeiten 50 Jahre später
positiver beschrieben.
„Frankenstein“ war die
erste Tonverfilmung die
sich an Mary Shelleys
Roman
„Frankenstein
oder Der moderne Pro-
metheus“
orientierte.
Boris Karloff spielte 1931
das Monster.
schauung verkauft wurde, merkt, wer als
Kontrast Charly Chaplins Moderne Zeiten
– auch noch ein Stummfilm – aus der Mit-
te der 1930er-Jahre anschaut, in dem der
Mensch im Mittelpunkt steht und Maschi-
nen und Technik nur Mittel zur Ausbeu-
tung und Antreiberei darstellen.
1927 Fritz Lang (Metropolis) und 1931
Universal Pictures (Frankenstein) nutzten
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