Magazin Flucht und Studium Ausgabe 2 I 2019 Magazin Flucht und Studium Ausgabe 2 I 2019 | Page 7

IM FOKUS Kostenbefreiung continued? Die kostenlose Bewerbungsmöglichkeit für Geflüchtete über u ­ ni‑assist hat sich bewährt. Nun laufen die Gelder aus – aber muss damit zwangsläufig auch das Modell der Kostenbefreiung enden? Nein, muss es nicht, lautet die klare Antwort von Alexander Rindfleisch, Leiter des Studierendensekretariats an der Technischen Universität Berlin. Dieses Jahr endet das kostenfreie Prüfver‑ fahren für geflüchtete Bewerber*innen – leider. Denn es hat allen Beteiligten viele Vorteile gebracht: Die Frage ist also: Wollen wir nicht als Verein aktiv werden? Wir können doch als Hochschulen beschließen, dass wir für unsere eigenen geflüchteten Bewerber*in‑ nen die Bearbeitungskosten selbst über‑ nehmen. Das wäre für die meisten Hoch‑ schulen ein überschaubarer Posten, für alle Beteiligten aber ein großer Gewinn. Wir Hochschulen wurden entlastet, da wir auch bei dieser Gruppe „­guten Gewissens“ auf die Kompetenz der uni‑assist-Geschäftsstelle zurückgreifen und den Bewerber*innen immer einen Weg zur Bewerbung und Prüfung der Unterlagen anbieten konnten. Profitiert haben natürlich vor allem die Bewerber*innen. Die Kostenbefreiung be‑ deutete vielfach erst die Möglichkeit, sich überhaupt bewerben und an den Vergabe‑ verfahren teilnehmen zu können. Das Be‑ werbungsentgelt an sich war dabei nur ein Aspekt, viel wichtiger aber war: Es bedeu‑ tete ein Stück Normalität, Struktur in einer unstrukturierten Situation und das Gefühl, einmal nicht anders behandelt zu werden als andere. Es öffnete sich ein Weg ins Stu‑ dium und aus einer schwierigen Situation hinaus – und wenn dieser nicht erfolgreich war, so haben viele Bewerber*innen selbst bei einer Absage den Weg bis dorthin als äußerst hilfreich empfunden. Gemeinsam aktiv werden Dr. Alexander Rindfleisch hat unter anderem Geschichte und Informa‑ tion Science studiert und ein Bib‑ liotheksreferendariat absolviert. Er war wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität zu Köln, Referent für Qualitätsmanagement sowie ab 2010 Head of Administra‑ tion der Dahlem Research School der Freien Universität Berlin. Seit 2012 leitet er das Studierenden‑ sekretariat der TU Berlin. Schließlich hat der Standort Deutschland insgesamt profi‑ tiert, konnten wir doch eine wichtige Gruppe Geflüchteter integrieren, die Studierendenschaften bereichern und der Bildungslandschaft neue Impulse geben. Kostenbefreiung: ­Integrationspolitisches Instrument Nun laufen die Förderung und damit das kostenfreie Prüf‑ verfahren aus. Wir könnten das eine Weile bedauern und dann zur Tagesordnung übergehen. Ist halt bei geförder‑ ten Projekten so. Oder wir sagen: Bei all den Vorteilen wäre es eine Schande, ein solches integrationspolitisches Instrument einfach aufzugeben und auf die gewonnenen Erfahrungen zu verzichten. FLUCHT UND STUDIUM  #2|19 Oder wir können auf die Politik zugehen und uns dafür einsetzen, dass die staatliche Förderung/Übernahme der Entgelte fortge‑ setzt werden. Es gibt im Land Berlin erste ermunternde Signale aus der Politik, dass wir es schaffen können, für geflüchtete Bewerber*innen weiterhin eine kostenfreie Bearbeitung anbieten zu können. Wollen wir nicht auch an die Ministerien in den anderen Bundesländern herantreten? Wenn Sie sich vorstellen können, dass auch Ihre Hochschule die Bewerbungsentgelte für Geflüchtete übernimmt oder wenn Sie Ideen haben, wie wir das Ziel auf ande­rem Wege erreichen können, dann melden Sie sich gerne. Ich würde mich freuen, darüber im Austausch zu bleiben.   etc „Wollen wir nicht als Verein aktiv werden?“ Dr. Alexander Rindfleisch Technische Universität Berlin Studierendensekretariat Straße des 17. Juni 135     [email protected] 7