Eröffnung der Lutherdekade in Wittenberg LUTHER 2017
Begabung – mit dem Kopf oder mit den Händen.
Frauen und Männer, Jüngere und Ältere …
Lieber junger Freund Martinus Luder, wir haben uns eben an die
Arbeit gemacht, Sie über-zusetzen. Machen Sie sich nun an die
Arbeit, zu übersetzen. Die alte Botschaft soll verstehbar gemacht
werden. Und zur Erkenntnis kommt man am Besten, wenn man
den Dialog mit anderen Gelehrten führt und zugleich auf das
hört, was das Volk fühlt, denkt, sagt, hofft, fürchtet, glaubt …
Wir haben Sie eben ans andere Ufer gebracht – Ins Ost-Elbische!
Nach Dunkeldeutschland – und nun bringen Sie uns an andere,
neue Ufer! Erwecken Sie uns geistige Horizonte, die bis ins alte
Griechenland reichen, damit auch hier in dunkleren Landen
Deutschlands Wissenschaft und Bildung gedeihen, der
Wirtschaft und dem Wohl aller zum Nutzen.
Doch die Erkenntnis selbst ist schon ein Wert, zumal dann,
wenn man Irrtümer ausräumen und Lügen entlarven kann.
Universität, die Leucorea, auf dem weißen Berg in Wittenberg
gegründet. In karger Landschaft sollen – und werden Kultur, Bildung, soziale Fürsorge und ziviler Fleiß gedeihen.
Ideen brauchen Träger; der Geist braucht einen Leib.
Wir freuen uns auf frischen Wind, begeisternde Ideen und
geistliche Orientierung. Seien Sie uns erwartungsvoll
willkommen, Martin Luder, an den Ufern von Wittenberg,
dem Ufer der Leucorea, die leuchten soll, nach Süden und Norden, nach Osten und Westen – und nach „ganz oben“.
Leuchte, mein Stern, leuchte!
Friedrich Schorlemmer
Wir sind eben gerudert gegen den Strom.
Und wir haben uns tragen lassen vom Strom.
Gelassen und zuversichtlich.
Bitte rudern Sie nun auch gegen den Strom,
um zur Quelle zu kommen.
Und lassen Sie sich auch tragen. Mit Zuversicht,
mit Gewissheit, mit Gottvertrauen.
Wir wollen hier in der Stadt, die Sie am Horizont sehen, glänzen
durch den Geist, nicht durch die Rüstungen und nicht durch die
Aufrüstung – durch Dialog, nicht durch Dogmen.
Die Wittenberger Humanisten der jungen Universität warten
auf Sie. Und ich freue mich als Gründungsrektor und als ein
Freund ihres geistlichen Vaters Johann Staupitz sehr, dass Sie
hier nicht nur aushelfen, sondern helfen werden. Geburtshilfe ist
immer spannend; keiner weiß, was wird; jeder hofft, dass Gutes
heranwächst.
Sehen Sie, unser gnädiger Herr, Kurfürst Friedrich, hat hier,
wahrlich an der Grenze der Zivilisation vor sechs Jahren die
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