Kreisel Ausgabe 7 - Unterhaching - 24. Jahrgang | Page 51

will jetzt nicht sagen , dass er geizig war , aber er lebte sehr sparsam .
Verabschiedung zum Ende der Trainerlaufbahn ( 1978 )
Disziplin oder der Antrieb überwogen . Ich glaube , wenn man es geschafft hat , Dinge an der Ostfront täglich festzuhalten , kann man das im Prinzip auch in jeder anderen Lebenslage schaffen . Wenn man das Zeugnis des Volksschülers Walter Kurt Fritzsch sieht , hatte er von der 1 . bis zur 8 . Klasse sowohl im Fleiß als auch im Betragen eine Eins . Seine hervorstechendste Eigenschaft ist in meinen Augen die Selbstdisziplin .
Stimmt es , dass er verarmt verstorben ist ? Nein , das würde ich nicht sagen . Mit der Selbstdisziplin ging bei ihm auch eine große Bescheidenheit einher , was wohl allein schon von seiner Herkunft rührt . Er hat immer in bescheidenen Verhältnissen gelebt und eigentlich auch nicht viel gebraucht . Weil er gut verdiente , gab es da natürlich dann auch einige Sparguthaben . Ich
Hat er im Herbst seines Lebens die nötige Anerkennung für sein Schaffen und Wirken erhalten ? Nein , aber das ging vielen nach der Wende so . Für ihn war es einer der bittersten Momente , als ihm Dynamo 1991 die Dauerkarte entzog , mit der Begründung : ‚ Es sei kein Geld mehr da !‘ Das hat ihn schwer getroffen . Er hat den Umbruch in dieser Zeit sogar mit dem von 1945 verglichen und man merkte , dass ihm viele Dinge auf einmal ziemlich fremd waren . Zu seiner Beerdigung kamen dann nur wenige Spieler und Verantwortliche . Aber auch das muss man in den zeitlichen Kontext einordnen . Generell hatte DDR-Geschichte zu diesem Zeitpunkt keine große Rolle zu spielen . Die Menschen waren mit ihren eigenen Sorgen beschäftigt und auch im Fußball hatte man das Gefühl , dass Dynamo jahrelang durch einen endlosen Tunnel fährt , ohne auch nur ein Flackern am Ende zu sehen .
„ AOK PLUS Walter-Fritzsch-Akademie “ – Das neue Trainingszentrum am Messering 18 trägt seinen Namen . Ist das ein würdiges Andenken an den erfolgreichsten Trainer der Vereinsgeschichte ? Ich kann mich noch gut an den jahrelangen Kampf um den Walter-Fritzsch-Gedenkstein erinnern und fand es zum einen unwürdig , dass es damals so lange dauerte und zum anderen , dass anschließend lange Zeit kein passender Platz gefunden wurde . Ich persönlich finde es gut , dass er heute in Stadionnähe steht , empfinde die Namensgebung zum Trainingszentrum aber als
51