KEYnote 44 Deutsch - Herbst-/Winterausgabe 2022 | Page 5

L I C E N S I N G

Nutzungsbasierte Lizenzen

In meinem Studentenwohnheim hatte ich keine eigene Waschmaschine auf meinem Zimmer . Stattdessen gab es einen Waschsalon für alle Studenten , in dem man für 2 Euro pro Waschgang seine Wäsche waschen konnte . War eine Maschine kaputt oder alt , wurde sie ausgetauscht . Hätte sich finanziell eine eigene Maschine für mich gelohnt ? Wohl kaum . Hätte es sich gelohnt , einen monatlich festen Betrag zu bezahlen , um die Maschine so oft nutzen zu können , wie ich möchte ? Vielleicht . In den Ferien war ich aber nie im Wohnheim und hätte trotzdem weiterbezahlen müssen . Am Ende meines Studiums war ich auf jeden Fall sehr froh , mir beim Auszug keine Gedanken darum machen zu müssen , eine schwere Waschmaschine aus dem 5 . Stock herunterzutragen .
Ähnlich verhält es sich mit Software . Was ist Software wert ? Lohnt es sich , eine bestimmte Software anzuschaffen ? Das sind Fragen , die nicht pauschal zu beantworten sind . Die gleiche Software hat also für verschiedene Kunden einen unterschiedlichen Wert . Es hängt immer vom Use Case ab , wie gut dieser von der angebotenen Software abgedeckt wird , wie häufig ich die Software nutze und welche Alternativen zur Verfügung stehen . Als Kunde bringt mir auch die perfekte Software nichts , wenn ich sie mir nicht leisten kann .
Auch aus Anbietersicht ist die Preisgestaltung eine entscheidende Frage . Zu hohe Preise schrecken Kunden ab . Zu niedrige Preise sorgen für finanzielle Einbußen . Nur wenn die Bedürfnisse der Anwender und der Anbieter zusammenpassen , entsteht eine echte Win-Win-Situation .
Lizenzen ermöglichen eine flexible Preisgestal- tung , die sich perfekt an den Bedürfnissen der Kunden anpasst und so als maßgeschneiderte Lösung alle potenziellen Kundengruppen ansprechen kann .
Eine Möglichkeit der Preisgestaltung mittels Lizenzen ist das sogenannte Consumption Based Licensing ( CBL ). In diesem Artikel stellen wir dieses Modell vor . Wir zeigen die Unterschiede zu anderen Modellen und erörtern die Chancen und Risiken von CBL . Außerdem zeigen wir , für wen CBL das passende Modell ist und wie man ganz einfach selbst Software mit einem maßgeschneiderten CBL-Modell anbieten kann .
Was sind Consumption Based Licenses ?
Consumption Based Licenses gehören zu den sogenannten Recurring Revenue-Modellen und werden auch als Pay-as-you-go-Licenses bezeichnet . Sie ermöglichen eine bedarfsgerechte
Abrechnung , denn es soll nur so viel bezahlt werden , wie auch tatsächlich genutzt wird . Dieses Konzept ist uns allen von der Tankstelle bekannt . Mehr bezahlen als verbraucht wird , möchte hier niemand . Andere nutzungsbasierte Abrechnungsmethoden kennen wir von Prepaid-Mobilfunkverträgen . Hierbei wird oft ein bestimmtes Kontingent an Datenvolumen bereitgestellt , das aufgebraucht werden kann . Ist das Kontingent verbraucht , können weitere Einheiten gebucht werden . Zusätzlich gibt es Modelle , die CBL mit weiteren Lizenzmodellen kombinieren . Beispielsweise wird für die Nutzung des Datenvolumens oft auch eine monatliche Grundgebühr fällig . Besonders bei Infrastructure-as-a- Service-Anbietern ( IaaS ) werden CBL ein immer beliebteres Abrechnungsmodell . Serverkapazität kann entweder flexibel hinzugebucht werden oder sie steht von vornherein quasi unbegrenzt zur Verfügung und wird nach Umfang der Nutzung abgerechnet .
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