K-Colors of Korea July 2014 | Page 6

Saram Für Menschen in Nordkorea Interview von Esther Klung; Bilder von Saram e.V. „Saram“ heißt „Mensch“ – das Team des neugegründeten Vereins „Saram“, der seinen Sitz in Berlin hat, engagiert sich für die Menschen in Nordkorea. Dabei liegt ihr Hauptaugenmerk darauf, der breiten Öffentlichkeit Informationen aus diesem verschlossenen und für viele mysteriösen Land zukommen zu lassen. Einmal im Monat werden daher die „Notizen zu Nordkorea“ veröffentlicht. Darüber hinaus setzt der Verein auf Zusammenarbeit, bereits jetzt hat er sich mit diversen internationalen Organisationen zusammengeschlossen, die sich ebenfalls für die Menschenrechte in Nordkorea engagieren, berichten und helfen. In unserem Interview geben uns Yvonne Young Hee Bormann und Nicolai Sprekels einen Einblick in ihre Arbeit. K: Ihr habt Saram erst vor kurzem gegründet – erzählt uns von der Entstehungsgeschichte. Saram: Die Idee ist eigentlich schon vor zwei Jahren entstanden. Damals hatten zwei aus dem heutigen Team eher zufällig Informationen zur Menschenrechtslage in Nordkorea bekommen. In den deutschen Medien war das damals noch kein Thema. Kurz danach kam dann auch noch „Camp 14“ ins Kino. In diesem Film berichtet Shin Dong-hyuk von seinem Leben in einem nordkoreanischen Konzentrationslager, in dem er geboren wurde und erst mit über 20 Jahren fliehen konnte. Die Erlebnisse, die Shin beschreibt, lassen wohl niemanden kalt. Direkt danach fassten wir den Entschluss, wenigstens einen Versuch zu machen, irgendetwas zu unternehmen – was wir überhaupt tun könnten, war uns damals noch völlig unklar. Also haben wir zuerst einmal ein Team aus Leuten zusammengestellt, die nützliche Erfahrungen einbringen könnten. Unsere ersten Schritte waren danach Informationsbeschaffung über die Menschenrechtslage in Nordkorea und die Vernetzung mit anderen Organisationen, Bloggern und Aktivisten. Plötzlich berichteten die Medien dann Anfang 2013 regelmäßig über Nordkorea, allerdings, vorsichtig gesagt, nicht immer professionelloderrealistisch. Da aber das Interesse an Nordkorea immer größer wurde, hielten wir es dann für sinnvoll, als Organisation 6 einerseits realistische, gut recherchierte Informationen in die Öffentlichkeit zu bringen und andererseits die Situation der Menschen in Nordkorea wie auch der Flüchtlinge nach Möglichkeiten zu verbessern. K: Ist jemand von euch bereits in Nordkorea gewesen? Saram: Sagen wir mal so: Von den Mitgliedern von Saram war noch niemand in Nordkorea. Allerdings stehen wir im Austausch mit mehreren Personen, die schon dort waren. Zudem ist im letzten Jahr ein Netzwerk aus Organisationen entstanden, die ihre Informationsmöglichkeiten und Kontakte zusammengelegt haben. Eine weitere gute Methode, um zu realistischen Einschätzungen und Informationen zu kommen, sind die Informationen, die man von den Flüchtlingen bekommen kann. Die beiden am meisten schockierenden Dinge sind einerseits die Tatsache, dass ein großer Teil der Bevölkerung an die absurden Propaganda-Lügen des Regimes dogmatisch glaubt. Zum anderen haben wir Gelegenheit gehabt, mit Überlebenden der Konzentrationslager in Nordkorea zu sprechen. Um die grausamen Details zu verdauen, die wir in diesen Gesprächen erfahren haben, brauchten wir anschließend ein paar Tage. K: Welche Ziele verfolgt ihr und was tut ihr konkret um diese zu erreichen? Saram: Wir verfolgen vorrangig drei Ziele: Erstens: Bewusstsein schaffen! Die Welt schaut schon viel zu lange einfach nur dabei zu, wie die Bevölkerung Nordkoreas unter der menschenverachtenden JucheIdeologie leidet. Das liegt zum größten Teil daran, dass nur sehr wenige überhaupt eine Ahnung haben, was in diesem Land vor sich geht. Glücklicherweise ändert sich das langsam. Sehr langsam. Um diesen Prozess zu beschleunigen ist es sehr wichtig, dass man an zuverlässige Informationen kommt und diese dann der Öffentlichkeit zur Verfügung stellt. Wir wollen einen Teil dazu beitragen, dass sich Menschen endlich über die tragische Situation dort empören und aktiv werden. Zweitens: Wem die Flucht aus Nordkorea gelingt, ist meist noch lange nicht in Sicherheit. Und wer ausbauen,