Saram
Für Menschen in Nordkorea
Interview von Esther Klung; Bilder von Saram e.V.
„Saram“ heißt „Mensch“ – das Team des neugegründeten
Vereins „Saram“, der seinen Sitz in Berlin hat, engagiert
sich für die Menschen in Nordkorea. Dabei liegt ihr
Hauptaugenmerk darauf, der breiten Öffentlichkeit
Informationen aus diesem verschlossenen und für
viele mysteriösen Land zukommen zu lassen. Einmal
im Monat werden daher die „Notizen zu Nordkorea“
veröffentlicht. Darüber hinaus setzt der Verein auf
Zusammenarbeit, bereits jetzt hat er sich mit diversen
internationalen Organisationen zusammengeschlossen,
die sich ebenfalls für die Menschenrechte in Nordkorea
engagieren, berichten und helfen. In unserem Interview
geben uns Yvonne Young Hee Bormann und Nicolai
Sprekels einen Einblick in ihre Arbeit.
K: Ihr habt Saram erst vor kurzem gegründet – erzählt
uns von der Entstehungsgeschichte.
Saram: Die Idee ist eigentlich schon vor zwei Jahren
entstanden. Damals hatten zwei aus dem heutigen Team
eher zufällig Informationen zur Menschenrechtslage
in Nordkorea bekommen. In den deutschen Medien
war das damals noch kein Thema. Kurz danach kam
dann auch noch „Camp 14“ ins Kino. In diesem Film
berichtet Shin Dong-hyuk von seinem Leben in einem
nordkoreanischen Konzentrationslager, in dem er
geboren wurde und erst mit über 20 Jahren fliehen
konnte. Die Erlebnisse, die Shin beschreibt, lassen
wohl niemanden kalt. Direkt danach fassten wir den
Entschluss, wenigstens einen Versuch zu machen,
irgendetwas zu unternehmen – was wir überhaupt tun
könnten, war uns damals noch völlig unklar. Also haben
wir zuerst einmal ein Team aus Leuten zusammengestellt,
die nützliche Erfahrungen einbringen könnten. Unsere
ersten Schritte waren danach Informationsbeschaffung
über die Menschenrechtslage in Nordkorea und die
Vernetzung mit anderen Organisationen, Bloggern und
Aktivisten.
Plötzlich berichteten die Medien dann Anfang 2013
regelmäßig über Nordkorea, allerdings, vorsichtig
gesagt, nicht immer professionelloderrealistisch. Da
aber das Interesse an Nordkorea immer größer wurde,
hielten wir es dann für sinnvoll, als Organisation
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einerseits realistische, gut recherchierte Informationen
in die Öffentlichkeit zu bringen und andererseits die
Situation der Menschen in Nordkorea wie auch der
Flüchtlinge nach Möglichkeiten zu verbessern.
K: Ist jemand von euch bereits in Nordkorea gewesen?
Saram: Sagen wir mal so: Von den Mitgliedern von
Saram war noch niemand in Nordkorea. Allerdings
stehen wir im Austausch mit mehreren Personen,
die schon dort waren. Zudem ist im letzten Jahr
ein Netzwerk aus Organisationen entstanden, die
ihre Informationsmöglichkeiten und Kontakte
zusammengelegt haben. Eine weitere gute Methode,
um zu realistischen Einschätzungen und Informationen
zu kommen, sind die Informationen, die man von den
Flüchtlingen bekommen kann. Die beiden am meisten
schockierenden Dinge sind einerseits die Tatsache,
dass ein großer Teil der Bevölkerung an die absurden
Propaganda-Lügen des Regimes dogmatisch glaubt.
Zum anderen haben wir Gelegenheit gehabt, mit
Überlebenden der Konzentrationslager in Nordkorea
zu sprechen. Um die grausamen Details zu verdauen, die
wir in diesen Gesprächen erfahren haben, brauchten wir
anschließend ein paar Tage.
K: Welche Ziele verfolgt ihr und was tut ihr konkret um
diese zu erreichen?
Saram: Wir verfolgen vorrangig drei Ziele:
Erstens: Bewusstsein schaffen! Die Welt schaut schon
viel zu lange einfach nur dabei zu, wie die Bevölkerung
Nordkoreas unter der menschenverachtenden JucheIdeologie leidet. Das liegt zum größten Teil daran, dass
nur sehr wenige überhaupt eine Ahnung haben, was in
diesem Land vor sich geht. Glücklicherweise ändert
sich das langsam. Sehr langsam. Um diesen Prozess
zu beschleunigen ist es sehr wichtig, dass man an
zuverlässige Informationen kommt und diese dann der
Öffentlichkeit zur Verfügung stellt. Wir wollen einen
Teil dazu beitragen, dass sich Menschen endlich über
die tragische Situation dort empören und aktiv werden.
Zweitens: Wem die Flucht aus Nordkorea gelingt, ist
meist noch lange nicht in Sicherheit. Und wer ausbauen,