Wie leben die Menschen in so einem Land?
Wovon träumen sie, worauf hoffen sie, welche
Gedanken kreisen in ihrem Kopf? Auf diese
und ähnliche Fragen versuchen wir, durch
Augenzeugenberichte Antworten zu finden.
Den endgültigen Entschluss, diese Ausgabe
zusammen zu stellen, trafen wir, nachdem es uns
vor einigen Wochen möglich war, bei einem Treffen
mit einem Flüchtling aus Nordkorea dabei zu sein.
Das Gespräch, auch wenn wir an diesem nur passiv
beteiligt waren, hat in vielen Momenten beeindruckt.
Man kann versuchen, sich vorab vorzustellen, wie
so eine Begegnung läuft, wie der Mensch auf einen
wirkt und wie sehr das ihm widerfahrene Schicksal
sich in seinem Ausdruck abzeichnen wird. Es
ist schwer zu sagen, ob die vorausgegangenen
Erwartungen erfüllt wurden. Man sitzt einem
Menschen gegenüber, der aus einer ganz anderen
Welt kommt, mit einer fremden Mentalität in einem
totalitären Staat aufgewachsen ist. Was man vorab
vergessen mag, ist, dass man keiner Geschichte
gegenüber sitzt, sondern einem Menschen.
Einem jungen Mann, der isst, redet, zuweilen
auf sein Handy blickt und mitunter sogar lächelt.
Genau dies versuchen die hier gesammelten
Artikel zu vermitteln: Es sind nicht nur bloße
Fakten, sondern Menschen, die hinter jeder
Geschichte stehen. Ein Land definiert sich über
seine Geschichte, über die politische Führung und
das Bild nach außen, doch es definiert sich auch
über die Menschen, die in ihm leben und diese
Menschen kennen wir kaum, wodurch uns auch
nur ein unvollständiges Bild Nordkoreas möglich
sein wird, bis das Land sich mehr gegen außen
öffnen wird.
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