wir gemacht haben, Bescheid gewusst. Wir haben
schlussendlich zwar mehr oder weniger alles gesehen,
was im Programm stand, allerdings in einer ganz
anderen Reihenfolge. Was nicht im Programm stand,
war das Mausoleum von Kim Ilsung, und da war bis
zum Schluss nicht sicher, ob wir wirklich hingehen
dürfen. Wir hatten den Eindruck, dass die Reiseführer
erst abschätzen wollten, wie unsere Gruppe so ist, und
ob wir Respekt vor der einheimischen Kultur haben,
bevor sie entscheiden wollten, ob wir das Mausoleum
besuchen dürfen.
Nach unserer Ankunft in Pjöngjang haben wir zuerst die
Bronzestatue von Kim Ilsung besucht. Es ist Tradition,
dass die Leute dort Blumen hinlegen, was auch alle
Mitglieder unserer Gruppe gemacht haben. Das schien
unsere Reiseführer doch sehr positiv überrascht zu
haben, weil normalerweise legt eine Reisegruppe
eigentlich nur einen Blumenstrauss für alle hin.
Kim Ilsung wird wirklich überall vergöttert, überall. Und
das ist alles nicht gespielt, er ist wie eine Art Gott für die
Nordkoreaner. Man merkt dies schon an der Art, wie
über ihn gesprochen wird – niemand würde sagen „he
died“. Stattdessen sagen alle immer „he passed away“,
was viel sanfter und respektvoller klingt.
Wir haben in diesen zehn Tagen sehr viel gesehen, aber
vieles natürlich auch nicht. Was uns besonders aufgefallen
ist, dass zwar überall von Kim Jongil gesprochen wird,
aber dass man ihn nirgendwo sieht. Auch im Fernsehen
wurden nur alte Bilder und alte Aufnahmen gezeigt,
aber nie etwas Aktuelles. Deshalb haben wir vermutet,
dass Kim Jongil wohl schon so todkrank sein muss, dass
man ihn im Fernsehen nicht mehr zeigen kann.
K: Man hört immer, dass in Nordkorea Propaganda
allgegenwärtig sei. Ist das wirklich so?
JH: Propaganda gab es überall. Interessant war, dass Kim
Jongil immer an zweiter Stelle stand. Auf den Bildern
wurde immer Kim Ilsung ganz gross gezeigt, und
daneben stand Kim Jongil, aber immer kleiner. Ab und
zu, aber nur ganz selten, hat man Kim Ilsungs Frau auf
den Bildern gesehen. Es gab überall Statuen, allerdings
nur von Kim Ilsung, nie von Kim Jongil. Bei vielen
Gebäuden waren Sprüche auf die Wände geschrieben
worden, und in jedem Dorf gab es irgendwo ein Mosaik,
das meistens in etwa gleich aussah. Jedes Mal war darauf
Kim Ilsung abgebildet, der auf dem Land steht, wo Korn
wächst, bei schönstem Wetter, mit ausgestrecktem Arm.
K: Ist die Reisegruppe auch direkt in Kontakt mit
Propaganda gekommen?
JH: Nein, eigentlich nicht. Nur einmal, als wir auf dem
Land waren um eine Agrarschule zu besuchen. Es wurde
uns ein Gewächshaus gezeigt, das wir zwar von innen
nicht sehen durften, aber von aussen hat man gesehen,
dass das hochmodern war. Dort haben sie immer wieder
sehr stolz erzählt, dass in dem Gewächshause alles
über Computer läuft – Bewässerung, Temperatur und
so weiter. Unsere koreanische Reiseführerin meinte
auch, dass sie vor uns einmal eine Reisegruppe hatten,
die hätte noch nie etwas so modernes gesehen. Wir
sind aber natürlich nicht aus allen Wolken gefallen,
bei uns gibt es so etwas ja schon lange, aber da hat
man dann gemerkt, dass eigentlich Bewunderung und
Anerkennung erwartet wurde. Am Ende haben wir
dann ein Gästebuch gekriegt, wo wir dann einen Eintrag
hätten machen sollen. Da hast du dann wirklich gemerkt,
dass sie etwas von uns erwartet haben, dass sie eigentlich
hören wollten, wie fantastisch und wie gut das alles ist.
Das war aber wirklich das einzige Mal. Vieles von dem,
was wir gesehen haben, war auch sehr überraschend.
Wir waren einmal in einer Schule für begabte Kinder,
aber da dann alle Kinder gleichzeitig Klavier spielen zu
sehen, das ist ziemlich seltsam. Da fragt man sich dann,
wie das möglich ist, diese Disziplin, wie die in die Köpfe
der Leute gedrillt wird.
Wir haben aber wirklich nie etwas über Politik gehört,
und Fragen in diese Richtung wurden auch nicht
beantwortet. In der Agrarhochschule hat man uns einen
Raum gezeigt, wo die Bilder von lauter Professoren
hingen, aber nur zwei davon waren Frauen. Jepp hat
gefragt, weshalb das so ist, aber darauf hat er keine
Antwort erhalten – wahrscheinlich war das schon zu viel
gefragt.
K: Aber sonst sind Fragen in der Regel beantwortet
worden?
JH: Ja, die Reiseführer haben sich auch sehr Mühe
gegeben, dass sie ihm richtige Antworten gegeben haben.
Also eigentlich sind Fragen immer gut beantwortet
worden.
Aber einmal, da waren wir in einem Viehbet ɥ