K-Colors of Korea July 2014 | Page 15

wir gemacht haben, Bescheid gewusst. Wir haben schlussendlich zwar mehr oder weniger alles gesehen, was im Programm stand, allerdings in einer ganz anderen Reihenfolge. Was nicht im Programm stand, war das Mausoleum von Kim Ilsung, und da war bis zum Schluss nicht sicher, ob wir wirklich hingehen dürfen. Wir hatten den Eindruck, dass die Reiseführer erst abschätzen wollten, wie unsere Gruppe so ist, und ob wir Respekt vor der einheimischen Kultur haben, bevor sie entscheiden wollten, ob wir das Mausoleum besuchen dürfen. Nach unserer Ankunft in Pjöngjang haben wir zuerst die Bronzestatue von Kim Ilsung besucht. Es ist Tradition, dass die Leute dort Blumen hinlegen, was auch alle Mitglieder unserer Gruppe gemacht haben. Das schien unsere Reiseführer doch sehr positiv überrascht zu haben, weil normalerweise legt eine Reisegruppe eigentlich nur einen Blumenstrauss für alle hin. Kim Ilsung wird wirklich überall vergöttert, überall. Und das ist alles nicht gespielt, er ist wie eine Art Gott für die Nordkoreaner. Man merkt dies schon an der Art, wie über ihn gesprochen wird – niemand würde sagen „he died“. Stattdessen sagen alle immer „he passed away“, was viel sanfter und respektvoller klingt. Wir haben in diesen zehn Tagen sehr viel gesehen, aber vieles natürlich auch nicht. Was uns besonders aufgefallen ist, dass zwar überall von Kim Jongil gesprochen wird, aber dass man ihn nirgendwo sieht. Auch im Fernsehen wurden nur alte Bilder und alte Aufnahmen gezeigt, aber nie etwas Aktuelles. Deshalb haben wir vermutet, dass Kim Jongil wohl schon so todkrank sein muss, dass man ihn im Fernsehen nicht mehr zeigen kann. K: Man hört immer, dass in Nordkorea Propaganda allgegenwärtig sei. Ist das wirklich so? JH: Propaganda gab es überall. Interessant war, dass Kim Jongil immer an zweiter Stelle stand. Auf den Bildern wurde immer Kim Ilsung ganz gross gezeigt, und daneben stand Kim Jongil, aber immer kleiner. Ab und zu, aber nur ganz selten, hat man Kim Ilsungs Frau auf den Bildern gesehen. Es gab überall Statuen, allerdings nur von Kim Ilsung, nie von Kim Jongil. Bei vielen Gebäuden waren Sprüche auf die Wände geschrieben worden, und in jedem Dorf gab es irgendwo ein Mosaik, das meistens in etwa gleich aussah. Jedes Mal war darauf Kim Ilsung abgebildet, der auf dem Land steht, wo Korn wächst, bei schönstem Wetter, mit ausgestrecktem Arm. K: Ist die Reisegruppe auch direkt in Kontakt mit Propaganda gekommen? JH: Nein, eigentlich nicht. Nur einmal, als wir auf dem Land waren um eine Agrarschule zu besuchen. Es wurde uns ein Gewächshaus gezeigt, das wir zwar von innen nicht sehen durften, aber von aussen hat man gesehen, dass das hochmodern war. Dort haben sie immer wieder sehr stolz erzählt, dass in dem Gewächshause alles über Computer läuft – Bewässerung, Temperatur und so weiter. Unsere koreanische Reiseführerin meinte auch, dass sie vor uns einmal eine Reisegruppe hatten, die hätte noch nie etwas so modernes gesehen. Wir sind aber natürlich nicht aus allen Wolken gefallen, bei uns gibt es so etwas ja schon lange, aber da hat man dann gemerkt, dass eigentlich Bewunderung und Anerkennung erwartet wurde. Am Ende haben wir dann ein Gästebuch gekriegt, wo wir dann einen Eintrag hätten machen sollen. Da hast du dann wirklich gemerkt, dass sie etwas von uns erwartet haben, dass sie eigentlich hören wollten, wie fantastisch und wie gut das alles ist. Das war aber wirklich das einzige Mal. Vieles von dem, was wir gesehen haben, war auch sehr überraschend. Wir waren einmal in einer Schule für begabte Kinder, aber da dann alle Kinder gleichzeitig Klavier spielen zu sehen, das ist ziemlich seltsam. Da fragt man sich dann, wie das möglich ist, diese Disziplin, wie die in die Köpfe der Leute gedrillt wird. Wir haben aber wirklich nie etwas über Politik gehört, und Fragen in diese Richtung wurden auch nicht beantwortet. In der Agrarhochschule hat man uns einen Raum gezeigt, wo die Bilder von lauter Professoren hingen, aber nur zwei davon waren Frauen. Jepp hat gefragt, weshalb das so ist, aber darauf hat er keine Antwort erhalten – wahrscheinlich war das schon zu viel gefragt. K: Aber sonst sind Fragen in der Regel beantwortet worden? JH: Ja, die Reiseführer haben sich auch sehr Mühe gegeben, dass sie ihm richtige Antworten gegeben haben. Also eigentlich sind Fragen immer gut beantwortet worden. Aber einmal, da waren wir in einem Viehbet ɥ