Interaktiv - Das Kundenmagazin des Fraunhofer IPA 1.2020 | Page 28
28 Interview interaktiv 1|2020
Auf das richtige Herangehen kommt es an:
Additive Fertigungs -
verfahren besser nutzen
Additive Fertigungsverfahren in Kombination mit einer durchgängig digitalisierten Lieferkette steigern den Kunden -
nutzen und machen die Supply Chain sowie die eigene Produktion flexibler. Das zeigen Vorreiterunter nehmen aus
dem B2C- sowie dem B2B-Bereich. Experten aus der Unternehmensstrategie und -entwicklung sowie der additiven
Fertigung des Fraunhofer IPA unterstützen Unternehmen dabei, ihre personalisierte Produktion aufzubauen.
Wie sind Sie zum ersten Mal zur additiven Fertigung
gekommen?
Oliver Schöllhammer: Meinen ersten professionellen Kontakt
mit der additiven Fertigung hatte ich im Rahmen eines Indus -
trie projekts bei einem Maschinenbauunternehmen für indus -
triellen 3D-Druck. Aufgabe war hier, das Geschäftsmodell,
ergänzend mit digitalen Wertangeboten, neu zu denken, die
hierzu notwendige Unternehmenstransformation mit vorzubereiten
und initial anzustoßen – was uns auch erfolgreich
gelungen ist.
Oliver Refle: Mein erster Kontakt war vor ca. 15 Jahren im
Rahmen einer Werkstudenten-Tätigkeit bei einem Automobil -
hersteller. Damals hieß es noch Rapid-Prototyping und wurde
nur zur Herstellung von Prototypen verwendet. Trotzdem haben
mich die Möglichkeiten spontan fasziniert, obwohl diese noch
weit von dem entfernt waren, was heute technologisch möglich
ist.
Oliver Schöllhammer
Abteilungsleiter Unternehmensstrategie und -entwicklung
Themen: Technologiestrategien (aktuell Digitalisierung),
Prozess- und Geschäftsmodellinnovation, Ecosystem-
Gestaltung und Unternehmenstransformation
Telefon +49 711 970-1947
[email protected]
Was hält Unternehmen davon ab, die Chancen additiver
Technologien zu nutzen?
Oliver Schöllhammer: Es hält sich der Mythos, additive Ferti -
gung sei nur für den Muster-und Prototypenbau geeignet.
Weiterhin wird häufig zu Unrecht vermutet, mittels additiver
Verfahren seien viele Bauteile oder Produkte technologisch
nicht machbar: Die Herstellungskosten seien zu hoch und die
Aufbauraten zu niedrig. Hinzu kommt, dass die Fülle an neuen
Leistungsangeboten von Anlagenherstellern oder Dienstleis -
tungen von Drittanbietern (z. B. 3D-Hubs) die Bewertung über
die Nutzung dieser Angebote als auch über den Aufbau der
eigenen Kompetenz im Bereich der additiven Fertigung
schwierig machen.