Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit in Bayern 46
Soziodemografie: Die hier erfassten Variablen gehören nicht eindeutig zu einem der theoretischen Erklärungsansätze, die in Kapitel 3 erläutert werden. Zwar kann sich eine Person zum Beispiel benachteiligt fühlen, wenn sie weniger als der Durchschnitt verdient( Deprivationstheorie), das subjektive Empfinden wird aber besser mit der Variable individuelle Deprivation erfasst( siehe Kapitel 3.4). Es zeigt sich hierbei auch, dass das Pro-Kopf- Einkommen( in 1000 €) keinen Effekt hat. Die Koeffizienten der Staatsangehörigkeit sind lediglich beim Antisemitismus positiv und hoch signifikant. Das bedeutet, dass Menschen, die keine deutsche Staatsangehörigkeit besitzen, höhere Werte erreichen, als deutsche Staatsangehörige. Allerdings ist zu beachten, dass die Fallzahl bei den Nicht-Deutschen in den Regressionsmodellen sehr gering ist und es sich um eine sehr heterogene Gruppe handelt, das heißt, dass die Ergebnisse daher vorsichtig zu interpretieren sind. Das Geschlecht spielt bei der Abwertung von bestimmten Gruppen dagegen eine wichtige Rolle: Frauen werten Homosexuelle und Menschen jüdischen Glaubens höchst-signifikant, Flüchtlinge signifikant geringer ab als Männer. Zudem sind Frauen in einem signifikanten Ausmaß weniger rassistisch als Männer. Umgekehrt zeigt sich jedoch, dass Frauen Ausländer signifikant stärker abwerten als Männer. Bei der Abwertung von Muslimen, Langzeitarbeitslosen sowie Sinti und Roma gibt es keinen signifikanten Unterschied zwischen Männern und Frauen. In den Modellen wurde außerdem das Alter, linear und quadriert, berücksichtigt, um mögliche Alterseffekte zu identifizieren. Hier bei zeigen sich lediglich beim Antiziganismus und beim Rassismus altersspezifische Effekte, die jedoch gegenläufig verlaufen. Beim Antiziganismus zeigt sich ein zunächst steigender und dann, ab einem bestimmten Alter, wieder fallender Zusammenhang. Das bedeutet, dass feindselige Einstellungen gegenüber der Gruppe der Sinti und Roma zunächst mit dem Alter zunehmen, dann jedoch wieder abnehmen. Umgekehrt stellt sich dieser Zusammenhang für den Rassismus dar: Hier ist mit zunehmendem Alter zunächst eine Abnahme festzuhalten, bevor ab einem bestimmten Alter die rassistische Einstellung wieder zunimmt.
Region: Für die bayerische Studie wurde zudem ein Regionsdummy in die Modelle aufgenommen, um zu untersuchen, ob die Tatsache, dass jemand in der Landeshauptstadt wohnt einen Einfluss auf die menschenfeindlichen Einstellungen hat. Es zeigen sich kaum Unterschiede zwischen Münchnerinnen und Münchnern und Personen aus dem restlichen Bayern. Bezüglich Menschen jüdischen Glaubens und der Abwertung von Langzeitarbeitslosen ergeben sich signifikante Effekte: Hier sind die Münchnerinnen und Münchner weniger abwerten als die Bürgerinnen und Bürger im restlichen Bayern. Umgekehrt ist ihre Einstellung Ausländern gegenüber in einem signifikanten Ausmaß abwertender. Insgesamt sind jedoch die Effektstärken selbst bei den signifikanten Einflüssen hier relativ gering, dass man durchaus davon sprechen kann, dass ähnliche Ergebnisse in München und Bayern vorliegen.