Das Handy. Das habe ich vor lauter Aufregung glatt vergessen. Vorhin
haben wir es ausgemacht, damit wir vom Schiff aus nicht gesehen
werden.
Ich nehme es in die Hand und drücke die Taste, ein helles Licht beginnt
zu leuchten. Vorsichtig stehe ich auf, gefährlich schwankt unser Boot hin
und her. Es gelingt mir, das Gleichgewicht zu halten. Wild schwenke ich
das Handy über meinem Kopf.
Das Schiff rauscht heran, mächtig wie ein Hochhaus. Als es schon über
uns ist, knallen die Segel.
Wir werden von einer Welle erst in die Höhe und dann zur Seite gehoben.
Ich stürze gegen Murat, mein Arm schrammt an der hölzernen Bordwand
entlang. Eine zweite Welle füllt unser Boot mit Wasser.
«Wir sinken!», schreit Murat.
Gerade als der Bootsrand im kalten Wasser versinkt, lassen die Matrosen
Seile zu uns herunter. Wir greifen danach, halten uns fest und werden an
Bord gezogen.
Gerettet, denke ich, als wir an Deck sitzen und uns umschauen. Das Schiff
ist ein stolzer Dreimaster mit grossen Segeln. Die Mannschaft besteht
aus etwa zwanzig Seemännern. Sie sind schwer bewaffnet, tragen
Messer, altertümliche Pistolen oder lange Säbel.
«Wen haben wir denn da?»
«Zwei Süsswassermatrosen!»
«Schiffbrüchige, nass bis unter die Nase.»
Die Matrosen schauen lachend auf uns herunter.
«Können Sie uns bitte an Land bringen», frage ich höflich.
«Habt ihr gehört», brüllt ein Narbengesicht, «der Kleine will an Land.»
«Wenn es Ihnen nichts ausmacht», sagt Murat.
«Oh doch», schreit ein Bärtiger, «uns macht es etwas aus!»
«Zwei Schiffsjungen können wir gut gebrauchen, die letzten, die wir
hatten, sind in einem brasilianischen Hafen abgehauen.»