Schnell wie die Feuerwehr radeln wir in Richtung Zentrum. Erst fahren
wir zum Haus der Keskens. Murat versorgt den Fahrradanhänger.
Gerade will er wieder aufsteigen, da kommt seine Mutter aus dem
Laden.
«Murat!», ruft sie und hängt noch einige türkische Sätze an.
Mein Freund entgegnet etwas, sagt mehrmals «Anne», also Mutter,
doch Frau Kesken ist nicht zufrieden mit der Antwort.
«Ekmek mit Bal bei Sven», sage ich, «danach Mathematik. Evet?»
Frau Kesken lacht. «Evet, ja», antwortet sie und lässt uns gehen.
Bevor sie es sich anders überlegt, radeln wir davon. Beim Hafen halten
wir an.
«Du hast meine Anne ganz schön um den Finger gewickelt. Grosses
Kompliment, Alter.»
«Das ist nur, weil ich eine Fremdsprache kann», erkläre ich.
«Bloss drei Wörter. Alter.»
«Drei Wörter mit Wirkung», sage ich, «Brot mit Honig, das zieht bei
Müttern immer.»
Einen Moment stehen wir so da und schauen auf das Wasser hinaus. Es
ist fast wie an einem gewöhnlichen Tag. Nur, dass keine Schiffe fahren
und kaum Leute unterwegs sind.
«Jetzt holen wir uns die Belohnung, Alter.» Umständlich zieht Murat
den Plan von Romanshorn aus der Tasche und faltet ihn sorgfältig
auseinander. «Es gibt da nur ein kleines Problem.»
«Ein kleines Problem?»
«Das Buch ist an der Märzgasse versteckt.» Murat tippt auf die Stelle
mit dem Kreuz. «Genauer gesagt im Haus von Kati.»