«Unglaublich», sage ich und gehe zur Haustüre. «Vielleicht hat es gar
nicht geregnet.»
«Meinst du, Kati?» Kopfschüttelnd schliesst Frau Soos die Tür zu ihrer
Wohnung auf. «Sachen gibt es.»
Bevor sie noch fragen kann, ob ihr Schlüssel wirklich aus Metall ist und
warum eine Tanne Nadeln hat, verlasse ich unser Haus. Kurz schaue ich
zum Fenster der Solbergs hinauf. Sven ist nicht zu sehen.
Herr Breuer, der Hauswart, steht da und wischt. «Was schaust du so?»
«Nichts.»
«Dein Freund ist vorhin weggegangen. Er wollte etwas in der Schule
holen. Aber das glaube ich nicht.»
«Das ist aber so, ich muss auch dorthin», verteidige ich Sven und laufe
die Märzgasse hinunter. Am liebsten wäre ich mit Sven in die Truhe
gestiegen.
Erst klingle ich bei Susi. «Willst du mit mir mitkommen? Wir könnten
etwas Spannendes erleben.»
«Tut mir leid, Kati, ich habe keine Zeit. Du weisst doch, ich mache da
diesen Internetkurs in Modezeichnen. Das ist total spannend, für die
nächste Lektion muss ich noch üben.»
Danach versuche ich es bei Franca.
«Hi Kati!» Sie trägt einen Overall und steht in der Fahrradwerkstatt ihres
Vaters. Mit öligen Fingern schraubt sie an einem Mountainbike herum.
«Hör mal, ich suche jemanden, der mit mir ...»
«Ich kann leider nicht mitkommen», erklärt sie, «mein Vater braucht
meine Hilfe. Seit er den Laden wegen diesem blöden Virus schliessen
musste, kann er keine Fahrräder mehr verkaufen. Mit den Reparaturen
kommen wir gerade so durch.»
Ich lasse sie arbeiten und gehe weiter. Beim Modegeschäft Korner halte
ich kurz an. Carla Korner ist meine beste Freundin. Sie ist aber genau das
Gegenteil von mir. Während ich eine Draufgängerin bin und auch schon
mal etwas riskiere, hat sie es gerne gemütlich. Mir macht es nichts aus,