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Gemeinsame Mitteilungen
Zwei Albstädter
Pfarrer beim Blutritt
Der Blutritt in Weingarten – Synonym
für barocke Wallfahrt, für Europas
größte Reiterprozession und für
katholische Volksfrömmigkeit in bestem
Sinne. Jährlich nehmen zwischen 2.000
und 3.000 Reiter daran teil, dieses Jahr
genau 2.218 nach offizieller Zählung.
Die Bittprozession fand auch dieses
Jahr am Freitag nach Christi-
Himmelfahrt statt. Nicht nur als
Wallfahrer, sondern als Blutreiter mit
dabei wie in den letzten Jahren auch
Dekan Anton Bock und Pfarrer Andreas
Gog. Bei strahlend blauem Himmel
führte Europas größte Reiterprozession
zunächst durch die Stadt und
anschließend in die Fluren.
Die meisten Katholiken in
Süddeutschland kennen den Blutritt
zumindest vom Hörensagen, ebenso
wie der Autor dieses Berichts auch.
2016 durfte ich erstmals dabei sein und
war überwältigt von der Prozession,
den Musikkapellen und der Stimmung
in Weingarten selbst. Um die 4.000
aktive Musikerinnen und Musiker
sorgen während der Prozession für den
guten Ton und auch für die notwendige
Andacht. Fast jede Blutreitergruppe hat
„ihre Musikkapelle“ dabei und das
schon seit Jahrzehnten. Nicht
vergessen werden darf hier, dass es
sich um eine Bittprozession handelt,
also kein Schauspiel oder ähnliches,
sondern um eine kirchliche
Veranstaltung mit einem
entsprechenden Hintergrund. Bereits
am Vorabend beginnt der „Blutfreitag“
mit der Festpredigt eines geistlichen
Ehrengastes, 2017 war dies der
Freiburger Erzbischof und Metropolit
der oberrheinischen Kirchenprovinz
(Bistümer Freiburg, Rottenburg-
Stuttgart und Mainz) Stefan Burger. Im
Anschluss folgt die nächtliche
Lichterprozession auf den Kreuzberg,
ein beeindruckender Auftakt wenn etwa
2.000 Gläubige mit Kerzen betend
durch Weingarten ziehen und sich
abschließend auf dem Kreuzberg
versammeln! Am Blutfreitag, dem
Freitag nach Christi-Himmelfahrt,
beginnt der Tag für die Reiter schon um
4 Uhr mit der sogenannten
„Reitermesse“ in der Basilika St. Martin.
Um 5 Uhr findet die Eucharistiefeier mit
dem Blutreiter statt. Bis zur Auflösung
des Benediktiner-Klosters Weingarten
2010 war dies einer der Mönche,
seither übernimmt der Pfarrer von St
Martin, Dekan Ekkehard Schmid, diese
ehrenvolle Aufgabe. Der Blutreiter führt
die „Heilig-Blut-Reliquie“ zu Pferde mit
und segnet damit sowohl die Gläubigen
als auch die Fluren. Um 7 Uhr erfolgt
die feierliche Übergabe der Reliquie
durch den Eh rengast an den Blutreiter
direkt vor dem Hauptportal der Basilika
und die Prozession beginnt. Diese führt
zunächst durch die Stadt Weingarten
und anschließend durch die Fluren zu 4
Feldaltären an denen jeweils das
Evangelium verlesen und der Segen
erteilt wird. Dieses Jahr säumten etwa
30.000 Gläubige und Gäste den
Prozessionsweg. Um ca. 11.30 Uhr
kehrt der Blutreiter zur Basilika zurück
und mit einem feierlichen Pontifikalamt
wird die Prozession beendet.
Erstmals wurde die Prozession 1529
als althergebrachter Brauch erwähnt.
Die Reliquie, ein nur 35 Millimeter
langes und zwei Millimeter großes
Glasstäbchen, das nach der
Überlieferung Erde vermischt mit dem
Blut Jesu Christi enthält, ist jedoch
schon viel länger in Weingarten. Die
Erde mit dem Blut Jesu Christi soll der
römische Soldat Longinus auf dem