Gemeindeblatt Juli 2017 Gemeindeblatt Juli 2017 | Page 10
Gemeinsame Mitteilungen
Berg Golgotha in einem bleiernen
Kästchen aufbewahrt haben. Sie kam
über viele Umwege nach Rom und
wurde unter Kaiser Karl dem Großen
und Papst Leo III. erstmals geprüft und
geteilt. 1056 vererbte Kaiser Heinrich
III. die Reliquie an Graf Balduin von
Flandern als Zeichen der Versöhnung.
Dieser schenkte die Reliquie seiner
Verwandten Judith von Flandern die sie
dann als Ehefrau von Welf IV von
Altdorf, Herzog von Bayern um 1090/94
an den Abt des Benediktinerklosters
Weingarten, Abt Walicho. Seither wird
sie dort verwahrt und zu
Wallfahrtszeiten werden die Gläubigen
damit gesegnet. Um 1200 wurde das
Glasstäbchen erstmals gefasst,
nachdem es zuvor in Linnen
aufbewahrt wurde. Die Form der
Fassung ist bis heute ziemlich gleich,
das Doppelkreuz umschließt einen
Bergkristall das die eigentliche Reliquie
schützt. Am unteren Ende befinden
sich drei Ringe an einer Kette. Sie
dienen dem Schutz, dass der Reiter die
Reliquie hoch zu Ross nicht verliert.
Das alte, sehr wertvolle Reliquiar
vereinnahmte 1809 die
württembergische Finanzverwaltung für
den protestantischen König Friedrich I
von Württemberg. Als Ersatz kam ein
wenig wertvolles Gerät aus
vergoldetem Kupfer nach Weingarten.
Erst 1956 wurde das heutige Reliquiar
geschaffen, mit dem Bergkristall von
1736 und wertvollen Edelsteinen.
Seit 27 Jahren ist es für Pfarrer
Andreas Gog eine Ehrensache am
Blutritt in Weingarten mitzureiten. Als
Pfarrer in Hohentengen war er zugleich
auch Präses der Reitergruppe aus der
„Göge“. Nach seinem Wegzug, der ihn
in die Seelsorgeeinheit V nach Albstadt
führte, wechselte vor vier Jahren dann
zur Reitergruppe Michaelwinnaden, die
zu diesem Zeitpunkt keinen Priester als
Blutreiter hatte. Vor zwei Jahren erhielt
Andreas Gog dann die Medaille für
seine 25. Teilnahme an dieser ganz
besonderen Prozession mit der Heilig-
Blut-Reliquie. Selbst in Zeiten schwerer
Krankheit war die Teilnahme in
Weingarten für Pfarrer Gog
selbstverständlich und wichtig. Beim
diesjährigen Blutritt war es für die
Reitergruppe aus Michaelwinnaden
eine besondere Ehre, die
Bittprozession hoch zu Ross als
Gruppe 1 anführen zu dürfen.
Seit 2014 ist auch Dekan Anton Bock
(Pfarrei St. Elisabeth, Tailfingen) beim
Blutritt mit dabei, denn damals konnte
er den Pfarrer, der für die Reitergruppe
Aßmannshardt-Oggelsbeuren-
Ruppertshofen zuständig war,
vertreten. Auch für Ihn ist die
Reiterprozession eine ganz besondere
Veranstaltung, die er zwischenzeitlich
ungern vermissen würde. Die
Anspannung, der geistliche Impuls, die
menschlichen Erfahrungen sind es, die
diese Wallfahrt so besonders machen.
Als Festprediger und Ehrengast war
Freiburgs Erzbischof und Metropolitan
der oberrheinischen Kirchenprovinz,
Stefan Burger.
Heiko Peter Melle