GASTRO Branchenbuch 2017 BB_2017 | Page 82

DIENSTLEISTUNGEN auch weil politisch motivierten Kostensteigerungen die Mitte be- sonders stark treffen: Geht das so weiter, sind diese Betriebe mas- siv gefährdet: ● Der GOP der Durchschnitts- betriebe beträgt 18 Prozent vom Umsatz. ● Für Zinsen und Tilgung von Krediten werden 80 Prozent des Cashflows benötigt. ● Die Kapitalrentabilität der Top-Performer liegt im Durch- schnitt bei 13 Prozent. Übergaben werden unter diesen Umständen extrem schwierig. Sollen leistbare Quartiere für Fa- milien und Nachwuchs im Ski- sport auf mittlere und lange Sicht gesichert werden, heißt es rasch handeln. Eine spürbare Senkung der Lohnnebenkosten, die Rück- nahme der Umsatzsteuererhö- hung, eine Flexibilisierung der Arbeitszeit würden diesen Betrie- ben besonders stark helfen und sich positiv auf die Entwicklung des Gesamtmarkts auswirken. Die ÖHV setzt auch auf Qualifi- zierung und bildet in der Unter- nehmerakademie Management- kompetenz aus. Die Top-Betriebe sind sehr gut aufgestellt: sie liefern gute Performance, lassen aber auch ungenütztes Potenzial liegen Keine neuen Belastungen „Für die Low Performer ist es 10 nach 12!“ Viele dieser Betriebe sind nur noch nicht geschlossen, weil sie es sich nicht leisten können: ● Ihr GOP beträgt 5 Prozent Es fehlt an Geld für Investitionen und Innovationen, die Preisdurchsetzung ist zu schwach – auch weil politisch motivierten Kostensteigerungen die Mitte besonders stark treffen vom Umsatz. ● Der Cashflow nach Zinsen ist negativ. ● Die Bankenverbindlichkeiten betragen 280 Prozent des Un- ternehmenswerts. ● Der laufenden Erträge sind zu gering, um getätigte Investitio- nen vollumfänglich zu verdie- nen. Unternehmer brauchen einen Ausweg aus dem Dilemma Hoch verschuldete Unternehmer, die jeden Tag noch mehr Geld verlieren, schaffen den Turna- round alleine nicht. Greifen keine betrieblichen Restrukturierungs- maßnahmen, müssen gemeinsam andere Lösungen gefunden wer- den, hält Reitterer fest: „Wir wer- den die Marktbereinigung nur in geordnete Bahnen bekommen, wenn wir für alle Beteiligten trag- fähige Perspektiven entwickeln können.“ Die Hürden sind ja be- kannt: die Aktivierung stiller Re- serven, allenfalls Nachversteue- rungen, Bankschulden, zu geringe Ertragskraft und Betriebsgröße, nicht zuletzt die Kosten für die Grunderwerbsteuer und fehlende Perspektiven. Eine Chance sieht die Branchensprecherin in der alternativen Nutzung vieler Im- mobilien oder allenfalls Grund- stücke: „Sie sind der Schlüssel zu einer attraktiven Option.“ Reitterer will mit dem Wirtschafts- und dem Finanzministerium, der ÖHT und den Gemeinden Lö- sungen finden. Viele dieser Betriebe sind nur noch nicht geschlossen, weil sie es sich nicht leisten können GASTRO Branchenbuch 83 Reitterers dringendster Wunsch: Schluss mit neuen Belastungen, endlich Entlastungen umsetzen! „Wir brauchen da mehr Mut, mehr Unternehmertum in der Politik, mehr Blick über den Tel- lerrand: Game-Changer, die mit bestehenden Strukturen und Denkmustern brechen!“ Genau- so wichtig: Praxisnähe. „Das hilft, unerwünschte Nebeneffekte und indirekte Belastungen zu verhin- dern, etwa bei der von Bundes- kanzler Christian Kern vorge- schlagenen Begrenzung von Miet- zuschlägen und strengeren Re- gularien für die Befristung von Mietverträgen. Dahinter steckt ein löblicher Gedanke, aber die Folge davon wären wieder mehr Wohnungen für die Sharing Eco- nomy und die Verlagerung von Wertschöpfung und Steuern ins Ausland.“ In den vergangenen Jahren wären schon zu viele Gesetze beschlossen worden, die die Arbeitgeber im Tourismus belasten, bekrittelt Reitterer: „Wenn ich Bundes- kanzler und Vizekanzler richtig verstehe, soll mit arbeitsplatz- und wirtschaftsfeindlichen Ge- setzen jetzt Schluss sein.“ www.oehv.at