GETRÄNKE
für die nördliche Appellation (insgesamt 34.000 Hektar Rebfläche)
gelten. Flaschengärung (méthode
champenoise) war seit Urzeiten obligat, und ein großzügiger, langer
Hefekontakt sowie gereifte Reserveweine, die dem schäumenden Produkt nach dem Degorgieren zugegeben werden, verleihen dem „König aller Weine“ seinen einzigartigen Charakter.
Markt sicher beschleunigen, denn
durch die Wiedereinführung der
ungerechten Sektsteuer kam es sehr
wohl zu einem kleinen Knick im
Expansionskurs.
Vom prickelnden SaisonalProdukt zum elitären
Alltagsgetränk
Neue Qualitätsregelung
beim österreichischen Sekt
Als Robert Schlumberger, der Begründer des ältesten und größten
Sekthauses unseres Landes, 1843
der Liebe wegen von der Champagne nach Österreich übersiedelte
und sich in Bad Vöslau niederließ,
nannte er seine prickelnden Kreationen noch „Schlumberger Champagner“. Erst 1919 wurde die Bezeichnung Champagner im Friedensvertrag von Saint-Germain für
schäumende Produkte außerhalb
der Champagne verboten. Heute
ist der Terminus Sekt für Qualitätsschaumwein in den deutschsprechenden Regionen obligatorisch.
Das Österreichische Sektkomitee,
eine noch junge Vereinigung der
bedeutendsten qualitativen Sektproduzenten des Landes, schuf 2014
eine dreistufige Pyramide, in der
unter anderem Traubenherkunft
und Hefelagerung sowie weitere
Produktionsmethoden exakt geregelt sind. Die einzelnen Stufen umfassen weitere qualitätssichernde
Standards, dazu gehören die Arbeit im Weingarten, Ernte, Handlese, Schütthöhe, Ausbeutesatz sowie die schonende Pressung.
Um sicherzugehen, dass man ein
heimisches Spitzenprodukt einschenkt, raten die Sekthersteller zur
kritischen Prüfung der Bezeichnung
auf der Flasche: „Sekt hergestellt
in Österreich“ ist nicht gleichbedeutend mit der Bezeichnung „Österreichischer Sekt“. Nur dann, wenn
100 Prozent des verwendeten Grundweins aus Österreich kommen und
die Versektung in Österreich stattfindet, darf das Produkt die Bezeichnung „Österreichischer Sekt“ tragen.
Die neue Qualitäts-Offensive wird
den Aufschwung am heimischen
Unter der Federführung des Österreichischen Sektkomitees und tatkräftiger Mitarbeit der Sekt erzeugenden Winzer wurden im Jahr 2014
gemeinsam mit der ÖWM die Eckpunkte einer dreistufigen Qualitätspyramide für den österreichischen Sekt festgelegt
(Grafik: ÖWM)
RESTZUCKER/DOSAGE
Geschmacksangabe (Dosagenbezeichnung) bei Sekt und
Champagner:
• naturherb, brut nature unter 3 g/l
• extra herb, extra brut, extra bruto 0 – 6 g/l
• herb, brut, bruto bis 12 g/l
• extra trocken, extra dry, extra seco 12 – 17 g/l
• trocken, sec, secco, asciutto, dry, seco 17 – 32 g/l
• halbtrocken, demi sec, abboccato, medium dry, semi sec 32 – 50 g/l
• mild, doux, dolce, sweet, dulce über 50 g/l
FLASCHENGRÖSSEN
• 1/4-Flasche (Pikkolo/Piccolo) 0,2 l
• 1/2-Flasche (Demi/Filette) 0,375 l
• 1/1-Flasche (Imperial) 0,75 l
• Magnum 2 x 1/1-Flaschenvolumen, 1,5 l
• Jeroboam, Jéroboam (Doppel-Magnum)
4 x 1/1-Flaschenvolumen. Benannt nach dem Sohn von Nebat.
Jeroboam gilt als erster König der zehn Stämme Israels.
• Rehoboam
6 x 1/1-Flaschenvolumen, 4,5 l. Benannt nach dem König Rehoboam (Rehabeam), Sohn und Nachfolger des Königs Salomon.
• Methusalem
8 x 1/1-Flaschenvolumen 6 l. Benannt nach Methusalem (Methuselah, Mathusala, Mathusale). Soll 696 Jahre gelebt haben. Er war der
Großvater Noahs.
• Salmanasar
12 x 1/1-Flaschenvolumen 9 l. Benannt nach einem assyrischen König.
• Balthasar
16 x 1/1-Flaschenvolumen 12 l. Benannt nach dem Sohn des
babylonischen Königs Nebukadnezar
• Nebukadnezar
20 x 1/1-Flaschenvolumen 15 l. Benannt nach dem babylonischen
König Nebukadnezar (Nabuchodonosor).
CHAMPAGNERARTEN
• Standard Brut NV (Non Vintage)
• Jahrgangschampagner (auch Millésime genannt)
• Cuvée Prestige (die teuren Flaggschiffe der Champagnerhäuser)
• Blanc de Blancs (weißer Champagner nur aus weißen Trauben =
Chardonnay)
• Blanc de Noirs (weißer Champagner nur aus blauen Trauben)
• Rosé
GASTRO Branchenbuch
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Noch vor einigen Jahrzehnten stellten Winzersekte eine fast unbemerkte Ausnahme am heimischen Markt
dar, und so manche Handelsware
konnte als profillos bezeichnet werden. Champagner vergammelten
damals in den Regalen der Supermärkte ebenso wie in den Vinotheken und bei den Gastronomen, um
dort lediglich als Staubfänger zu
dienen. Nur zu den Festtagen wie
Weihnachten, Silvester oder zur
Ballsaison hatte Prickelndes seinen
Auftritt. Zwar herrscht heute noch
immer zwischen Dezember und
Aschermittwoch Hochkonjunktur
am prickelnden Sektor, doch inzwischen greifen Herr und Frau Österreicher auch ganzjährig häufiger
zum Sektglas. Da wäre es zu wünschen, dass Sekt und Champagner
auch noch viel öfter als Speisenbegleiter fungieren dürfen und nicht
nur als Aperitif oder zum Anstoßen nach einem gelungenen Fest
konsumiert werden.
Prickelnde Ausbildung zum
„Sparkling Wine-Sommelier“
Österreichischer Sekt und all die
vielen internationalen Schaumweine erleben 2015 eine ungeahnte Aufwertung am Ausbildungssektor.
Denn an den WIFIs der Wirtschaftskammer wird zum ohnehin schon
umfangreichen Sommelier-Programm auch der schäumenden Welt
ein eigenes Schulungs-Modul gewidmet. An sechs Tagen erfahren
die angehenden „Ritter des prickelnden Genusses“ alles, was dieses Genre zu bieten hat. Und Absolventen
dürfen sich nach erfolgreicher Prüfung „Sparkling Wine-Connaisseur“ bzw. „Sparkling Wine-Sommelier“ nennen.
Auf Wirte, Servicepersonal aber
auch auf Liebhaber der schäumenden Materie wartet also eine neue
Herausforderung.
Walter Kutscher