GASTRO Branchenbuch 2015 GASTRO Branchenbuch 2015 | Page 41

GETRÄNKE für die nördliche Appellation (insgesamt 34.000 Hektar Rebfläche) gelten. Flaschengärung (méthode champenoise) war seit Urzeiten obligat, und ein großzügiger, langer Hefekontakt sowie gereifte Reserveweine, die dem schäumenden Produkt nach dem Degorgieren zugegeben werden, verleihen dem „König aller Weine“ seinen einzigartigen Charakter. Markt sicher beschleunigen, denn durch die Wiedereinführung der ungerechten Sektsteuer kam es sehr wohl zu einem kleinen Knick im Expansionskurs. Vom prickelnden SaisonalProdukt zum elitären Alltagsgetränk Neue Qualitätsregelung beim österreichischen Sekt Als Robert Schlumberger, der Begründer des ältesten und größten Sekthauses unseres Landes, 1843 der Liebe wegen von der Champagne nach Österreich übersiedelte und sich in Bad Vöslau niederließ, nannte er seine prickelnden Kreationen noch „Schlumberger Champagner“. Erst 1919 wurde die Bezeichnung Champagner im Friedensvertrag von Saint-Germain für schäumende Produkte außerhalb der Champagne verboten. Heute ist der Terminus Sekt für Qualitätsschaumwein in den deutschsprechenden Regionen obligatorisch. Das Österreichische Sektkomitee, eine noch junge Vereinigung der bedeutendsten qualitativen Sektproduzenten des Landes, schuf 2014 eine dreistufige Pyramide, in der unter anderem Traubenherkunft und Hefelagerung sowie weitere Produktionsmethoden exakt geregelt sind. Die einzelnen Stufen umfassen weitere qualitätssichernde Standards, dazu gehören die Arbeit im Weingarten, Ernte, Handlese, Schütthöhe, Ausbeutesatz sowie die schonende Pressung. Um sicherzugehen, dass man ein heimisches Spitzenprodukt einschenkt, raten die Sekthersteller zur kritischen Prüfung der Bezeichnung auf der Flasche: „Sekt hergestellt in Österreich“ ist nicht gleichbedeutend mit der Bezeichnung „Österreichischer Sekt“. Nur dann, wenn 100 Prozent des verwendeten Grundweins aus Österreich kommen und die Versektung in Österreich stattfindet, darf das Produkt die Bezeichnung „Österreichischer Sekt“ tragen. Die neue Qualitäts-Offensive wird den Aufschwung am heimischen Unter der Federführung des Österreichischen Sektkomitees und tatkräftiger Mitarbeit der Sekt erzeugenden Winzer wurden im Jahr 2014 gemeinsam mit der ÖWM die Eckpunkte einer dreistufigen Qualitätspyramide für den österreichischen Sekt festgelegt (Grafik: ÖWM) RESTZUCKER/DOSAGE Geschmacksangabe (Dosagenbezeichnung) bei Sekt und Champagner: • naturherb, brut nature unter 3 g/l • extra herb, extra brut, extra bruto 0 – 6 g/l • herb, brut, bruto bis 12 g/l • extra trocken, extra dry, extra seco 12 – 17 g/l • trocken, sec, secco, asciutto, dry, seco 17 – 32 g/l • halbtrocken, demi sec, abboccato, medium dry, semi sec 32 – 50 g/l • mild, doux, dolce, sweet, dulce über 50 g/l FLASCHENGRÖSSEN • 1/4-Flasche (Pikkolo/Piccolo) 0,2 l • 1/2-Flasche (Demi/Filette) 0,375 l • 1/1-Flasche (Imperial) 0,75 l • Magnum 2 x 1/1-Flaschenvolumen, 1,5 l • Jeroboam, Jéroboam (Doppel-Magnum) 4 x 1/1-Flaschenvolumen. Benannt nach dem Sohn von Nebat. Jeroboam gilt als erster König der zehn Stämme Israels. • Rehoboam 6 x 1/1-Flaschenvolumen, 4,5 l. Benannt nach dem König Rehoboam (Rehabeam), Sohn und Nachfolger des Königs Salomon. • Methusalem 8 x 1/1-Flaschenvolumen 6 l. Benannt nach Methusalem (Methuselah, Mathusala, Mathusale). Soll 696 Jahre gelebt haben. Er war der Großvater Noahs. • Salmanasar 12 x 1/1-Flaschenvolumen 9 l. Benannt nach einem assyrischen König. • Balthasar 16 x 1/1-Flaschenvolumen 12 l. Benannt nach dem Sohn des babylonischen Königs Nebukadnezar • Nebukadnezar 20 x 1/1-Flaschenvolumen 15 l. Benannt nach dem babylonischen König Nebukadnezar (Nabuchodonosor). CHAMPAGNERARTEN • Standard Brut NV (Non Vintage) • Jahrgangschampagner (auch Millésime genannt) • Cuvée Prestige (die teuren Flaggschiffe der Champagnerhäuser) • Blanc de Blancs (weißer Champagner nur aus weißen Trauben = Chardonnay) • Blanc de Noirs (weißer Champagner nur aus blauen Trauben) • Rosé GASTRO Branchenbuch 41 Noch vor einigen Jahrzehnten stellten Winzersekte eine fast unbemerkte Ausnahme am heimischen Markt dar, und so manche Handelsware konnte als profillos bezeichnet werden. Champagner vergammelten damals in den Regalen der Supermärkte ebenso wie in den Vinotheken und bei den Gastronomen, um dort lediglich als Staubfänger zu dienen. Nur zu den Festtagen wie Weihnachten, Silvester oder zur Ballsaison hatte Prickelndes seinen Auftritt. Zwar herrscht heute noch immer zwischen Dezember und Aschermittwoch Hochkonjunktur am prickelnden Sektor, doch inzwischen greifen Herr und Frau Österreicher auch ganzjährig häufiger zum Sektglas. Da wäre es zu wünschen, dass Sekt und Champagner auch noch viel öfter als Speisenbegleiter fungieren dürfen und nicht nur als Aperitif oder zum Anstoßen nach einem gelungenen Fest konsumiert werden. Prickelnde Ausbildung zum „Sparkling Wine-Sommelier“ Österreichischer Sekt und all die vielen internationalen Schaumweine erleben 2015 eine ungeahnte Aufwertung am Ausbildungssektor. Denn an den WIFIs der Wirtschaftskammer wird zum ohnehin schon umfangreichen Sommelier-Programm auch der schäumenden Welt ein eigenes Schulungs-Modul gewidmet. An sechs Tagen erfahren die angehenden „Ritter des prickelnden Genusses“ alles, was dieses Genre zu bieten hat. Und Absolventen dürfen sich nach erfolgreicher Prüfung „Sparkling Wine-Connaisseur“ bzw. „Sparkling Wine-Sommelier“ nennen. Auf Wirte, Servicepersonal aber auch auf Liebhaber der schäumenden Materie wartet also eine neue Herausforderung. Walter Kutscher