Fußball im Rheinland 0122 | Page 17

Blickpunkt
Decker : Bei der Veranstaltung im Westerwald-Sieg-Kreis waren die Teilnehmer in zwei Gruppen eingeteilt , vormittags und nachmittags jeweils 20 Personen . Da kamen kritische Fragen , es waren aber auch Teilnehmer darunter , die wir nicht mehr überzeugen müssen . Die anfängliche Skepsis ist ja teilweise ein Stück weit nachzuvollziehen . Aber wir müssen die Kinder und deren Interessen einfach in den Vordergrund rücken . Und die überwiegende Mehrzahl der Teilnehmer stand der Sache nach der Veranstaltung positiv gegenüber . Wir wissen auch : Die Umstellungsphase ist insofern ein wenig problematisch , weil die Kinder jetzt noch auf größere Tore spielen , ab der nächsten Saison dann aber auf Minitore . Für die Kinder , die aus den Bambinis in die F-Jugend kommen , wird das kein Problem sein . Aber für den F-Jugend- Torwart , der nächste Saison dann nicht mehr ins Tor darf , ist das nicht so einfach . Aber all das wird sich im Laufe der Jahre auswachsen . Sie versuchen , die Trainerinnen und Trainer von den neuen Spielformen zu überzeugen . Kurz zusammengefasst : Warum sind die neuen Spielformen richtig und wichtig ? Decker : Da gibt es mehrere Aspekte . Die Spielfeldgröße ist ein wichtiges Kriterium , denn wir möchten ja in fußballerische Aktionen kommen – deshalb sind Kleinspielfelder wichtig . Und viele Tore machen den Kindern einfach auch Spaß . Man spielt drei gegen drei auf vier kleine Tore , dabei wird es ständig zu Wechseln kommen , beispielsweise nach jedem erzielten Tor . Ich denke dabei an die Persönlichkeitsentwicklung : Wenn eine Mannschaft immer nur mit den vermeintlich Besten spielt , dann gewinnt man meis tens – aber es ist so kaum möglich , das Verlieren zu lernen . Doch mit den neuen Spielformen lerne ich vielleicht auch , dass ich für einen schwächeren Mitspieler mitlaufe , für ihn mitkämpfe . Also : Das Gemeinschaftsgefühl , das den Fußball ja auch ausmacht , ist dabei ein wichtiges Kriterium . Dazu kommt , dass es nie zu wirklich deutlichen Ergebnissen kommen kann .
Decker : Richtig . Man versucht immer , relativ gleich starke Mannschaften auf dem Feld zu haben . Sobald eine Mannschaft mit drei Toren führt , muss sie einen Spieler runternehmen , bis sich das Ergebnis wieder angenähert hat . Das alles trägt dazu bei , dass jedes Kind die Chance bekommt , gleiche Spielzeiten zu haben , und dass nicht der aktuelle Leistungsstand , der Geburtsmonat oder der Ehrgeiz des Trainers festlegt , wer spielen darf und wer nicht . Auch die Rahmenbedingungen sind durch den Turniercharakter einfach toll . Selbst wenn man mal ein Spiel verliert , hat man danach wieder einen neuen Gegner . Ein positiver Neben effekt : Auf den Kleinspielfeldern finden Kopfbälle nahezu nicht mehr statt . Ein Kritikpunkt ist , dass es bei diesen Spielformen keine Torhüter gibt . Wie sehen Sie das ? Decker : Rund 70 Prozent der Aktionen eines Torwarts sind Feldspieleraktionen , sodass das Spielen im Feld ein großer Vorteil für die spätere Entwicklung ist . Und wenn die Jungs ab der E-Jugend mit Torwart spielen und ab der D-Jugend vielleicht ein Torwarttraining genießen , haben sie nichts verpasst – sie haben sogar eine gute fußballerische Basisausbildung erhalten . Übrigens haben auch Manuel Neuer , René Adler oder auch Marc-André ter Stegen in der Jugend erst einmal im Feld gespielt . Wie wird der Ablauf zur Saison 2022 / 23 und danach in der Umsetzung sein ? Decker : In der derzeit laufenden Saison gibt es für die F-Jugendlichen bereits Schnupperangebote , je nach Kreis ist das unterschiedlich . Ab der Rückrunde soll auch bei den Bambinis auf die kleinen Tore gespielt werden . Zur Saison 2022 / 23 wird im F-Jugend-Bereich verpflichtend , die neuen Kinderspielformen durchzuführen , bei den Bambinis dann auch . In der nächsten Saison soll eine Übergangs phase für die E-Jugend kommen , in der man als Alternative auf freiwilliger Basis fünf fünf auf Jugendtore spielen kann . Ansonsten bleibt es hier beim Spiel sieben gegen sieben .
Das Gespräch führte Frank Jellinek
Neue BAZOOKA-Goal- Minitore für vier Vereine
Preisträger des Bambini- Wettbewerbs ausgezeichnet
Neue Minitore für die Grafschafter SG ( von links ): Arno Fuchs ( Jugendleiter Grafschafter SG ), Stephan und Torsten Schneider ( beide Bambini- Trainer Grafschafter SG ), Peter Lipkowski ( Vorsitzender FVR-Verbandsjugendausschuss ), Werner Schomburg und Dietmar Kautzenbach ( beide Bambini-Trainer Graf schafter SG ) sowie Erhard Drews ( stell vertretender Jugendleiter Grafschafter SG )

Kinder zum Fußballspielen zu bringen und in den Vereinen zu halten : Dieses Ziel hat sich der Fußballverband Rheinland gesetzt – und durch den bereits im November 2019 initiierten Wettbewerb „ Bambinis an den Ball “ in den Fokus gerückt . Ursprünglich bis Ende der Saison 2019 / 20 ausgelegt und auf Grund der Corona-Pandemie bis zum Saisonende 2020 / 21 verlängert , konnten Bambinigruppen , die im DFBnet gemeldet sind

oder werden , Punkte sammeln und am Ende der Saison zu den Gewinnern der vielen Preise zählen . Mit dem FSV Trier- Tarforst , dem FSV Arzfeld , der Grafschafter SG und der JSG Gebhardshainer Land wurden vier Vereine ausgezeichnet , die die Kriterien für den Gewinn von je vier BAZOOKA-Goal-Minitoren erfüllt haben .
Frank Jellinek
01 | 2022 FIR – Fußball im Rheinland 17