FOTOPROFI Magazin 12.07.2025 | Page 14

SPECIAL INTERVIEW 14

Chris Burkard, was zieht dich an wilde, abenteuerliche Orte? Ich bin in einer kleinen Stadt in Kalifornien aufgewachsen und wollte

� Surfbrett oder Kamera? Für Chris Burkard manchmal keine leichte Entscheidung. wissen, was es da draußen in der Welt gibt. Es ging darum, Fotos in Zeitschriften wie National Geographic anzuschauen und zu träumen. Ich hatte den Wunsch, zu erforschen.

Als ich aufwuchs, bin ich nicht gereist. Meine Familie konnte es sich nicht leisten. Wir haben nie Urlaub an exotischen Orten gemacht. Aber wenn man lange genug auf diese Fotos starrt, denkt man irgendwann: „ Da muss ich hin.“ Das war mein Traum. Die Fotografie war zufällig das Tor, das mich dorthin brachte. Es war nicht so, dass ich mich sofort in die Kamera verliebt hätte. Ich verliebte mich in die Vorstellung, wohin sie mich bringen könnte.

Du hast deine Abenteuer als „ persönlichen Kreuzzug gegen das Alltägliche“ bezeichnet. Ja. Nachdem ich mich in meinem Beruf als Surffotograf für Zeitschriften etabliert hatte, wurde mir schnell klar, dass selbst der Traumjob alltäglich werden kann. Man kann sich untätig und uninspiriert fühlen. Ich musste also etwas finden, das mich inspiriert und motiviert.

Da gibt es dieses klassische Verhältnis von Risiko und Belohnung. Mein Job, obwohl abenteuerlich,

„ Für mich geht es um den Aspekt der Recherche, darum, einen Ort zu finden, der wirklich ursprünglich und einzigartig ist.“ wurde zur zweiten Natur. Ich wollte Orte abseits bekannter Pfade in der Wildnis aufsuchen: in Island, Norwegen, Russland, Alaska … Orte, an denen ein echtes Risiko bestand.

Diese Orte bedeuteten mehr Recherche und Aufwand für mich. Ich hatte „ Abenteuer“ erlebt, beworben und verkauft, die nicht real waren, ich war an Orte in Mittelamerika und Australien gereist, wo mir die Zeitschrift sagte: „ Fahren Sie an diesen wilden Ort“; und wenn man dann dort ankommt, gibt es Wi- Fi, gutes Essen und ein großes Hotel. Das war nicht aufregend. Für mich geht es um den Aspekt der Recherche, darum, einen Ort zu finden, der wirklich ursprünglich und einzigartig ist. Ich habe das Gefühl, dass diese Orte mehr von einem verlangen.

Viele Menschen meiden kalte und riskante Situationen, aber du suchst sie. Mein Verhältnis zu Risiko, Angst und Gefahr beruht auf meinen Erfahrungen. Ich war schon 47 Mal in Island. Ich möchte nicht, dass die Leute denken, ich würde mich ziellos ins Unbekannte wagen, obwohl ich das getan habe. Ich habe meine Lektionen gelernt. Man hat mir auf die Finger geklopft. Ich habe in einer russischen Gefängniszelle gesessen, weil ich dumme Probleme verursacht habe. Aber meine Bereitschaft, Risiken einzugehen, nehme ich ernst.