Explore Mallorca Magazine May/June 2013 | Page 16

FOKUS AUF ARTÀ D ie Geschichte von Mallorca ist lang und vielseitig, und nirgends sonst auf der Insel ist dies schöner veranschaulicht als in der entlegenen Gemeinde Artà. Die Region liegt in der nordöstlichen Ecke der Insel und zählt wohl die geringsten Besuchermengen. Wer das Mallorca von vorgestern kennenlernen möchte, ist hier genau richtig. Denn neben den hohen Berggipfeln, den unerschlossenen Stränden und den historischen Ortschaften florieren Tradition, Folklore und ein Sinn für die Gemeinschaft. Die Stadt Artà Namensgeber dieses Bezirks ist die historische Stadt Artà, die in einem großen Tal am Fuß der Llevant-Gebirgskette liegt. Egal aus welcher Richtung man sich der Stadt nähert, das erste was man sieht, ist immer die betürmte Festungsmauer, die die Bergkirche Sant Salvador umgibt. Diese ragt über dem Durcheinander aus alten Gebäuden mit braunen Dächern. Dieser mittelalterliche Komplex ist ein wichtiges Pilgerziel und eine Oase des Friedens. Gleich unter der Festung liegt die gleichermaßen gewaltige gotische Pfarrkirche Transfiguració del Senyor. Zusammen erschaffen sie ein romantisches Bild in der Landschaft – wie aus einem illustrierten Geschichtsbuch. Artà selbst personifiziert den mallorquinischen Charme geradezu, sowohl in seinem Äußeren als auch in der Einstellung der Menschen. Schmale Straßen führen scheinbar willkürlich an beeindruckenden Steinhäusern vorbei durch das Zentrum der Stadt, wo Handwerker ihre jahrhundertealten Fertigkeiten auf der von Bäumen gesäumten Carrer de Ciutat zur Schau stellen. Die Region ist berühmt für ihre Flechttradition, und an den Ladentüren hängen kunstvoll geflochtene Waren aller Art. Die Stadt ist extrem stolz auf ihr Erbe, wie Ihnen jeder Einheimische freudig erzählen wird. Es werden lebhafte Beschreibungen zum Besten gegeben, von feurigen Festen, wöchentlichen Märkten, Eroberungen und Schlachten – und sogar einer überraschenden Auswahl an Sportlern. ©Anilah ©Eduard Miralles Ab in die Wildnis Im Nordosten des Stadtbezirks bestimmen schroffe Berge mit glockenbehangenen Schafen, gleitenden 14 Adlern und einer geschützten Tierwelt die Landschaft, die dann steil zur Küste hin abfällt. Bei einer Fahrt durch das fruchtbare Ackerland der Täler hinauf in den Nationalpark Llevant sehen Sie idyllische Szenen mit weiten Feldern, blühenden Obsthainen, Überresten aus der Bronzezeit und abgelegenen religiösen Einsiedeleien. Der Park selbst eignet sich herrlich für einen Spaziergang. Staubige Fußwege überziehen die grünen Berge und Täler, wo die üppigen Fächerpalmen im Wind schwingen, die in den traditionellen Korbwaren Artàs verwendet werden. Die Küste vor Artà ist übersät von Stränden und Buchten, die es geschafft haben, Geheimtipps zu bleiben. Sie sind unerschlossen und wild. Viele verfügen über längst verlassene Wachtürme, die einst verwendet wurden, um Piraten auf dem Meer zu erspähen. Die ruhige Küstensiedlung Colònia de Sant Pere mit ihren Sandstränden und der entspannten Atmosphäre bekommt den Großteil der Besucher in dieser Gegend ab, aber selbst dies ist entspannt und maßvoll. Jenseits der ausgetretenen Pfade sind Buchten wie Cala Torta (siehe p40) vielleicht nicht erschlossen, aber die felsige Küstenlinie, das türkisfarbene Wasser und die Ruhe lohnen das Abenteuer.