Die Kosten , die beim Kampf gegen den Fachkräftemangel entstehen , müssen beide gemeinsam tragen , um auch in Zukunft lieferfähig zu bleiben . In einer Partnerschaft auf Augenhöhe mit den gleichen Zielen . Die kurzfristige Dienstleister-Kunden-Beziehung basierend auf einem reinen Preisvergleich hat ausgedient und ist meiner Meinung nach nicht mehr zukunftsfähig . Unternehmen werden dann erfolgreich sein , wenn sie zuverlässig und verbindlich liefern können , nicht wenn sie sich mit den günstigsten Frachtraten brüsten können . Gelingt es uns nicht , gemeinsam Fachkräfte zu rekrutieren und LKW-Fahrer zu binden , brechen die Lieferketten mittelfristig unausweichlich zusammen und der Stahl kommt gar nicht erst beim Weiterverarbeiter an . Abgesehen vom finanziellen Aspekt , muss auch die Stahlindustrie die wichtige Leistung der Berufskraftfahrer in anderer Form |
anerkennen . An vielen Stellen tut sich da bereits etwas , aber grundsätzlich müssen wir alle unsere Haltung gegenüber dem Berufsstand noch einmal dringend hinterfragen und klären , was wir über die heutigen Maßnahmen hinausgehend tun können . Die Abhängigkeiten entlang der Wertschöpfungskette verschieben sich , sind ständig in Bewegung . Das muss jedem klar sein .
EA : Das klingt nach deutlicher Kritik an Ihrer Kundschaft , oder ? MH : Nein , ich verstehe es eher als Appell . Wir müssen gemeinsam dafür kämpfen , dass qualifizierte und motivierte Fachkräfte gerne Höchstleistung abrufen und so ihren Beitrag zur Sicherung der Lieferketten erbringen . Ja und das kostet Energie und Geld . In Gesprächen mit unseren Kunden erläutere ich immer wieder diese gemeinsame Verantwortung ,
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aber bisher lassen sich nur wenige positive Ausnahmen wirklich auf die Thematik ein . Zweifelsohne haben beide Seiten viel zu stemmen . Das Geschäft muss nachhaltiger gestaltet werden , die Energiekosten sind exorbitant und Prozesse müssen in einem rasanten Tempo digitalisiert werden . Hinzu kommen die ungleichen Marktentwicklungen in den beiden Branchen : Der Stahlhandel ist gegenüber den äußerst erfolgreichen Vorjahren derzeit rückläufig . Die LKW-Transport-Branche wiederum wird auch auf nicht absehbare Zeit mit steigenden Kosten und knappen Ressourcen konfrontiert . Das sind die großen Herausforderungen für beide Seiten . Wenn wir also unser Geschäftsmodell nicht auch in monetärer Hinsicht gemeinsam überarbeiten und partnerschaftlich modernisieren , bleibt der klassische LKW-Transport eines der |
größten Managementrisiken der Zukunft für Stahlhandel und -industrie .
EA : Sie haben vor einigen Wochen ein Interview mit Peter Brings von der Kölner Kultband Brings zu der Thematik geführt ? Wie kam es dazu ? MH : Mit unseren kölschen Wurzeln haben wir in Peter Brings interessanterweise einen Sparringpartner gefunden , der sich einen tieferen Einblick in die Materie verschaffen wollte . Er hat ein phänomenales Verständnis für die Zusammenhänge und möchte sich für das auch aus seiner Sicht sehr wichtige Thema engagieren . Wir pflegen mit der Band inzwischen eine enge Kooperation . Gemeinsam wollen wir dem Thema mehr Sichtbarkeit in der Bevölkerung geben . Ich wünsche mir sehr , dass sich noch mehr Menschen die Zeit nehmen , tiefer in das Thema einzusteigen .
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