Edelstahl Aktuell Mai 2023 | Page 36

BUSINESS WORLD Aufschwung im Mittelstand verschoben

Die Energiepreiskrise hat im Mittestand Spuren hinterlassen . Auftragseingänge , Umsätze und Erträge der Unternehmen entwickelten sich in den letzten Monaten häufig rückläufig . Das zeigt die Frühjahrsstudie der Creditreform Wirtschaftsforschung aus Neuss , für die 1.300 kleine und mittlere Unternehmen befragt wurden . Auch die Geschäftserwartungen sind sehr zurückhaltend . Der Creditreform Geschäftsklimaindex ( CGK ) zur Beurteilung der Wirtschaftslage im Mittelstand notiert mit plus 4,0 Punkten damit klar unter dem Vorjahreswert ( plus 15,0 Punkte ).
„ Das Winterhalbjahr 2022 / 2023 war für viele mittelständische Unternehmen eine schwierige Zeit . Hohe Energiepreise , steigende Kosten und allgemeine Unsicherheit haben die Unternehmen erheblich belastet “, sagt Patrik-Ludwig Hantzsch , Leiter der Creditreform Wirtschaftsforschung . Gleichzeitig sei der Absatz weggebrochen . So habe sich beispielsweise die Baukonjunktur eingetrübt und vor allem der Handel habe unter einer schlechten Geschäftslage gelitten . Insgesamt hätten die Inflation und deren Folgen die Geschäftsentwicklung im Mittelstand stark gebremst .
Grafiken : Creditreform
Frühjahrsaufschwung fällt 2023 aus „ Im laufenden Jahr wird die deutsche Wirtschaft bestenfalls
stagnieren und der Mittelstand wird sich diesem Negativtrend nicht entziehen können “, erläutert Patrik-Ludwig Hantzsch . Die Geschäftserwartungen der Unternehmen sind entsprechend sehr zurückhaltend . Jeder sechste Befragte ( 16,0 Prozent ) rechnet mit sinkenden Umsätzen im weiteren Jahresverlauf . In der Vorjahresbefragung waren es noch 13,5 Prozent . Lediglich 31,7 Prozent der Befragten erwarten ein Umsatzplus ( Vorjahr : 34,1 Prozent ). Der Frühjahrsaufschwung dürfte damit in diesem Jahr schwach ausfallen . Die Investitionsbereitschaft der mittelständischen Unternehmen bleibt durch Unsicherheit und steigende Finanzierungskosten gedämpft . 52,8
Prozent der Befragten planen ein Investitionsvorhaben ( Vorjahr : 52,6 Prozent ). Vorrangig sind hier Ersatzinvestitionen vorgesehen ( 58,2Prozent ).
Ertragslage angespannt Fast besorgniserregend ist die Ertragslage im Mittelstand . Der Anteil der Befragten , die Ertragseinbußen verzeichneten , ist mit 35,5 Prozent unverändert hoch ( Vorjahr : 32,3 Prozent ). Auf breiter Front massiv gestiegene Kosten ließen kaum Ertragssteigerungen zu . Nur wenige Unternehmen ( 15,5 Prozent der Befragten ) meldeten ein Ertragsplus . „ Die Ertragslage der mittelständischen Unternehmen hat sich seit dem Corona- Einbruch 2020 noch nicht wieder erholt “, so Creditreform-Sprecher Hantzsch . Auch in den nächsten Monaten ist keine Verbesserung absehbar . „ Die angespannte Ertragslage ist für immer mehr Unternehmen eine Gefahr für die finanzielle Stabilität .“
Eigenkapitalist Mangelware – bald auch Fremdkapital ? „ Mit der Energiepreisexplosion kamen für den Mittelstand
neue Belastungen hinzu . Das bremste die Erholung nach der Corona-Krise “, erklärt Hantzsch . Ein Teil des Mittelstandes habe die Eigenkapitalquoten zuletzt wieder verbessern können . Gut jeder dritte Befragte ( 34,2 Prozent ) hatte eine Eigenkapitalquote von über 30 Prozent gemeldet und gilt damit als eigenkapitalstark . Viele Unternehmen ( 30,7 Prozent ) leiden aber weiterhin unter einer niedrigen Eigenkapitalquote von unter 10 Prozent . „ Die mit der Gießkanne ausgeschütteten staatlichen Hilfen werden für viele Betriebe jetzt zum Corona-Bumerang , der sie in einem extrem ungünstigen Marktumfeld trifft .“ Die Zinswende hat die Finanzierungsbedingungen für den Mittelstand zudem massiv verändert . Wenig überraschend ging die Nachfrage nach Bankkrediten spürbar zurück . Weniger als ein Viertel der Befragten ( 23,8 Prozent ) hat in den letzten Monaten ein Darlehen beantragt . Vor zwei Jahren lag dieser Wert noch bei 32,4 Prozent . Bislang befürchten aber nur wenige Unternehmen , den Zinsverpflichtungen nicht mehr nachkommen zu können ( 8,4 Prozent ).
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