Edelstahl Aktuell Mai 2023 | Page 29

Chemie & Petrochemie

Neues Großforschungszentrum für nachhaltige Chemie im Mitteldeutschen Revier

Mit dem Center for the Transformation of Chemistry ( CTC ) ist im Mitteldeutschen Revier aktuell mit dem Aufbau eines neuen Großforschungszentrums begonnen worden . Das CTC werde mit einem transdisziplinären Ansatz und in enger Kooperation von Wissenschaft , Wirtschaft und Gesellschaft innovative und anwendungsorientierte Lösungen erarbeiten , um die Chemie zu einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft zu transformieren . Nach Vorbild des Technologietransfer-Modells am „ Massachusetts Institute of Technology “ ( MIT ) sollen bahnbrechende Grundlagenforschung , anwendungsnahe Forschung und die Zusammenarbeit mit der Industrie unter einem Dach zusammenfließen . Im Januar 2023 begann die Aufbauphase des CTC : Neben dem Aufbau der Organisationsstrukturen und der Vorbereitung für den Bau des Forschungszentrums gehe es in dieser Phase vor allem um die Ausarbeitung der wissenschaftlichen Themenfelder , die das CTC bearbeiten wird . Bis spätestens
Visualisierung des Entwurfskonzepts zur Etablierung des CTC auf dem Gelände der ehemaligen Zuckerfabrik in Delitzsch . Rendering : Architects : Telluride Architektur | Image : Aestetica . Studio
Ziel des CTC ist die Transformation der chemischen Industrie von der linearen Wirtschaft zu einer nachhaltigen und resilienten Kreislaufwirtschaft mit verringertem CO2-Ausstoß und Energieverbrauch sowie reduzierten Transportwegen , Abfällen und Abwässern . Grafik : CTC
2025 sollen alle vorbereitenden Arbeiten abgeschlossen sein . Im März bezogen erste Mitarbeiter ihre Büros in Delitzsch , rund 20 Kilometer nördlich von Leipzig . Derzeit sind es Büros im Landratsamt ; etabliert werden soll das CTC in den kommenden Jahren auf dem Gelände einer ehemaligen Zuckerfabrik . Geplant sei ein Campus mit dem Neubau des Forschungszentrums , angrenzenden Wohnquartieren und einem eigenen S-Bahn-Anschluss mit Verbindungen nach Leipzig und Halle . Einen zweiten Standort werde es in Sachsen-Anhalt geben . Das CTC knüpfe damit an die lange Tradition im Chemiedreieck Halle- Merseburg-Bitterfeld an .
Hintergrund Einer der Initiatoren des CTC ist Peter H . Seeberger , Direktor am Max-Planck-Institut für Kolloid- und Grenzflächenforschung in Potsdam . Er erklärt die Ziele des künftigen CTC so : „ Um die Versorgung und das Funktionieren der gesamten Wirtschaft am Standort Deutschland zu sichern , ist es dringend notwendig , Ausgangsstoffe , Prozesse und Produkte neu zu denken und die bisher linear geprägte chemische Industrie , die große Mengen Kohlenstoffdioxid sowie giftige Abfälle und Abwässer produziert , langfristig als widerstandsfähige Kreislaufwirtschaft zu etablieren . Kostengünstige und nachhaltige Produktionsprozesse hauptsächlich aus nachwachsenden Rohstoffen oder recycelten Materialien unter Einhaltung höchster Arbeitsschutz- und Umweltstandards und drastisch verkürzter Transportwege müssen sichergestellt werden .“
Finanzierung Das CTC ist einer von zwei Gewinnern des Ideenwettbewerbs „ Wissen schafft Perspektiven für die Region !“. Bei dem Wettbewerb handelt es sich um eine gemeinsame Initiative des Bundes , vertreten durch das Bundesforschungsministerium , des Freistaates Sachsen und des Landes Sachsen-Anhalt . Der Ideenwettbewerb basiert auf dem „ Strukturstärkungsgesetz Kohleregionen “ ( StStG ). Die Gewinner wurden im Rahmen eines wettbewerblichen und wissenschaftsgeleiteten Verfahrens ausgewählt . Neben dem CTC handelt es sich um das Deutsche Zentrum für Astrophysik in der Lausitz . Die dauerhafte Finanzierung der beiden neuen Forschungseinrichtungen soll durch den Bund und durch das jeweilige Sitzland gemeinsam erfolgen . Bis 2038 wird allein das BMBF in jedes der Zentren rund 1,1 Milliarden Euro an Bundesmitteln investieren .
28 edelstahl aktuell | Ausgabe 3 | Mai 2023